Wer oder was ist eigentlich ein 'orangener Kobold' ( Orange Goblin)?
Lee Dorrian in einer Cordhose mit jener Farbe? Meine Lavalampe mit dem orangefarbenen Bezug? Ein alter Verstärker der Marke Orange?
Gemeint ist natürlich die britische Band, die sich 1994 als Our Haunted Kingdom gegründet hatte und nach einem Demo und einer Split CD mit Electric Wizard ab 1995 unter dem Namen Orange Goblin firmierte.
Wer die Hinweise richtig deutet, weiß schon wo es langgeht.
Die Band brachte bis 2004 beim Label Rise Above 5 CDs heraus. Während dieser Zeit entwickelte sich die Musik vom eher psychedelischen Stoner-Doom bis zu mehr hardrockigen Klängen.
Das 2007er Album "Healing Through Fire" erschien bei Sanctuary Records.
Rise Above bringen 2011 eine Box heraus, welche die ersten fünf CDs von Orange Goblin enthält und ihren Weg aufzeigt, darunter einen Besetzungswechsel, denn Gitarrist Pete O'Malley verließ 2002 die Band, welche darauf mit nur einem Gitarristen weiter machte. Dies wird in den Liner-Notes der remasterten Wiederveröffentlichungen kommentiert, die als Digi-CDs kommen. Ferner enthalten die Booklets Lyrics und (teilweise bisher unveröffentlichte) Fotos. Bei den ersten 1000 Exemplaren gibt es obendrein noch einen Patch.
Das einzige, was man an der Aufmachung der Box kritisieren kann, ist der etwas labberige Pappschuber. Ansonsten handelt es sich um ein tolles Sammlerstück.
Und nun begeben wir uns nun auf eine farbenfrohe Zeitreise:
Andrea
Drei Jahre nach dem Urknall der Bandgeschichte, also 1997, erreichte das erste akustische Signal die irdischen Radioteleskope: "Frequencies From Planet Ten". Damals gab es offiziell noch 9 Planeten (Pluto wurde dieser Status 2006 aberkannt), bei Orange Goblin sogar 10. Nun, wer weiß, wovon das kommt… wir bewegen uns im psychedelischen Bereich.
Saruman wünscht sich, dass er mit Pilzen auf dem fliegenden Teppich in das Land der geheimen Träume (Lothlorian?) kommt, die Songtitel regen die Fantasie an. Die Klänge sind geeignet, ihr freien Lauf zu lassen, nehmen die geneigten Hörer mit auf den Trip.
Diese Bezeichnung passt zu blubbernden Tracks wie "Song Of The Purple Mushroom Fish" ziemlich gut. Der Titel sagt ja schon einiges… was die wohl nach dieser Mahlzeit alles gesehen haben…
Der zehnte Planet sendet neben diesen ruhigeren sphärischen sonst meist auf stoner-rockigen Frequenzen.
"Frequencies From Planet Ten" erneuerte vielleicht den musikalischen Kosmos nicht, ist aber irgendwo schon toll, macht Spaß und das ist das Wichtigste.
Andrea
1998 folgte der "Time Travelling Blues". Dazu wieder ein kleines Gedankenspiel, diesmal mit Farben: Wenn ORANGE Goblin den BLUEs bekommen klingt das ziemlich BLACK. Nämlich schwer nach Black Sabbath. Der Eindruck täuscht nicht, wird auch durch die Auswahl der Coverversion bei den Bonustracks bestätigt, nämlich "Hands Of Doom".
Eigentlich ist damit schon fast alles gesagt. Der "Time Travelling Blues" hat trotz erneuter inhaltlicher Science-Fiction Ausrichtung kein galaktisches Geblubber mehr, sondern setzt mehr auf Groove. Und eben den Sound der Birminghamer. Wobei das Spacige manchmal doch noch durchscheint, z.B. bei "Shine".
Insgesamt gesehen: Vielleicht kein Quantensprung, eher galaktische Unterhaltung – in diesem Sinne: Rauf aufs Motorrad, Baby, und ab geht die Post unter der orangenen (Kobold-) Sonne.
Andrea
Der Millenniums-Silberling "The Big Black" ist mal wieder recht dunkel. Also neues Jahrtausend, neue Mucke? Keine Bange, wo Orange Goblin draufsteht ist auch Stoner Rock im Sack. Und auch auf diesem Longplayer tummelt sich mal wieder eine Black Sabbath-Coverversion, diesmal "Into The Void", die sich perfekt ins Gesamtbild einfügt, und damit passt wie der Arsch auf den Eimer. Denn der Spacetrip, auf den uns die Goblins mitnehmen ist genauso dunkel wie das Weltall. Aber genau wie es auch dort immer Farben und Sonneneruptionen zu bestaunen gibt, ist auch "The Big Black" immer von Lichtblicken durchzogen. Zwar ist die dritte Scheibe auch nicht gerade als Anwärter für den Nobelpreis in Innovation am Start, aber immer noch eine gute bzw. sehr gute Scheiblette im Weltallkontext der Briten. Wer mit Wah-Wahs abgefahrenen Sounds und im Speziellen mit der 70er Phase Black Sabbaths etwas anfangen kann, sollte diesen 'schwarzen' Silberling eigentlich sofort in seinen Privatkosmos holen.
Stark, aber der Nachfolger kickt mich mehr.
Jens
Beim 2002er Output "Coup De Grace" muss ich es wieder sagen: Sagst du Stoner, sag ich Kyuss. Ja Himmelherrgott, was wäre diese Szene ohne die Amis???
Und das der Vergleich mit der US-Truppe durchaus seinen Grund hat liegt vor allem daran, dass auf dem vierten Langeisen John Garcia sein Stimmchen erheben darf.
Wie auch auf den vorherigen CDs lassen sich die Engländer wieder sehr stark von einem Leitmotiv lenken - in diesem Falle eben Kyuss. Dennoch sind zu jeder Sekunde die Goblins zu erkennen.
Auch der Rock wird wieder durch die Wüste geschleift unter anderem in Form von Motörheads "No Class". Und die legendären Misfits werden ebenfalls in ein Wüstenkorsett gezwungen.
Wirklich innovativ waren die Inselrocker eigentlich nie, aber "Coup De Grace" macht durch seine Reminiszenz an die Originale verdammt gute Laune und klingt dabei nicht nach billigem Abklatsch, sondern eher nach Huldigung und richtig dicken Eiern. Wenn auch nicht ihre Beste, dennoch eine geile Scheibe, die auch mit einer tollen Aufmachung daherkommt!
Well done guys!
Jens
"Thieving From The House Of God" (2004) war dann das erste Album mit nur vier 'Orangenen Goblins'.
Wichtige Frage vorweg: Merkt man den Unterschied? Ich kann gleich beruhigen: nicht wirklich.
Es gab zwar auch hier eine leichte musikalische Weiterentwicklung Richtung Hardrock und insgesamt straighteren Klängen, wobei sich diese schon länger abzeichnete und wohl auch mit Pete stattgefunden hätte. (Oder nicht?) Im Booklet lassen sich die Gedanken der verbliebenen Bandmitglieder zu seinem Ausstieg nachlesen, was eine gewisse emotionale Nähe zeigt.
Dennoch wird hier kein Trübsal geblasen, sondern ordentlich gerockt. Wie zuvor lassen die 70er heftigst grüßen, allerdings ohne angestaubt zu wirken, sondern lebendig und zeitgemäß (dies ist jetzt überhaupt nicht negativ gemeint). Es gibt fette Riffs und Wüstengrooves satt, Gitarrist Joe Hare darf sich auch mal solistisch austoben (z.B. in "Just Got Paid" – wer ein ZZ Top Cover vermutet liegt gar nicht mal falsch…).
Diese Scheibe, die zwar nicht schlecht, aber auch nicht weltallbewegend ist, war das Ende der Geschichte von Orange Goblin auf Rise Above und damit auch dieser Wiederveröffentlichung.
Andrea
Mein Endfazit zu dieser schönen Box: Wer noch nicht mit den 'Orangenen Kobolden' vertraut ist, macht mit diesem Package definitiv nichts falsch. Für mich bleiben die von mir besprochenen Scheiben das Nonplusultra ihrer Discographie, obwohl auch die anderen Langrillen nicht von schlechten Eltern sind.
Gut, wie Andrea schon angemerkt hat ist der Pappschuber nicht für die Ewigkeit, aber sei's drum, besser so als wie bei der neuen Hell, wo man den Pappschuber erst kaputt machen muss, wenn man die CDs rausbekommen möchte!
Also, eine (fast) geniale Box einer nicht immer genialen Band.
Jens
Line-up:
Ben Ward (Gesang)
Joe Hare (Gitarre)
Martyn Millard (Bass)
Chris Turner (Schlagzeug)
Pete O'Malley (Gitarre, bis 2002)
Gastmusiker:
Duncan Gibbs (Keyboard auf "Frequencies…")
Tracklist |
Frequencies From Planet Ten (1997)
01:The Astral Project (Class A)
02:Magic Carpet
03:Sarumans Wish
04:Song Of The Purple Mushroom Fish
05:Aquatic Fanatic
06:Lothlorian
07:Land Of Secret Dreams
08:Orange Goblin
09:Star Shaped Cloud
BONUS TRACKS
10:Sarumans Wish [Demo Version]
11:Aquatic Fanatic [Demo Version]
12:Black Shapes Of Doom [Trouble Cover]
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Time Travelling Blues (1998)
01:Blue Snow
02:Solarisphere
03:Shine
04:The Man Who Invented Time
05:Diesel (phunt)
06:Snail Hook
07:Nuclear Guru
08:Lunarville 7, Airlock 3
09:Time Travelling Blues
BONUS TRACKS
10:Nuclear Guru [Mans Ruin Version]
11:Blue Snow [Live at the BBC]
12:Hand Of Doom [Black Sabbath Cover]
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The Big Black (2000)
01:Scorpionica
02:Quincy The Pigboy
03:Hot Magic, Red Planet
04:Cozmo Bozo
05:298kg
06:Turbo Effalunt (Elephant)
07:King Of The Hornets
08:You'll Never Get To The Moon In That
09:Alcofuel
10:The Big Black
BONUS TRACKS
11:Quincy The Pigboy [Alternative Version]
12:Scorpionica [Live at the BBC]
13:Into The Void [Black Sabbath Cover]
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Coup De Grace (2002)
01:Your World Will Hate This
02:Monkey Panic
03:Rage Of Angels
04:Made Of Rats
05:Whiskey Leech
06:Getting High On The Bad Times
07:Graviton
08:Red Web
09:Born With Big Hands
10:Jesus Beater
11:We Bite [Misfits Cover]
12:Stinkin' O' Gin
BONUS TRACKS
13:No Law [exclusive track – originally recorded for High Times magazine compilation]
14:No Class [Motorhead Cover]
15:Freelance Fiend [Leafhound Cover]
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Thieving From The House Of God (2004)
01:Some You Win, Some You Lose
02:One Room, One Axe, One Outcome
03:Hard Luck
04:Black Egg
05:You're Not The One (Who Can Save Rock n' Roll)
06:If it Ain't Broke, Break It
07:Lazy Mary
08:Round Up The Horses
09:Tosh Lines
10:Just Got Paid [ZZ Top Cover]
11:Crown Of Locusts
BONUS TRACKS
12:White Night Cyanide [B-Side to Some You Win, Some You Lose 7" single]
13:New Rose [The Damned Cover]
14:Bad Blues [previously un-released]
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Externe Links:
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