Øresund Space Collective / Damo Suzuki Møder ØSC
Damo Suzuki Møder ØSC Spielzeit: 123:14
Medium: 3 LPs/Download
Label: Space Rock Productions, 2014
Stil: Space Rock


Review vom 20.05.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Seit 2007 stand die Space Rock-Band Øresund Space Collective in Kontakt mit Damo Suzuki (Can, Damo Suzuki Band, dann Damo Suzuki & Friends und schließlich Damo Suzuki's Network, Passierzettel). Am Valentinstag 2013 war es dann endlich so weit. Auf drei LPs in einem speziellen, von Hand nummerierten Gatefold Cover wurde ein Konzert im fast ausverkauften Dragens Hule (Dragon's Cave) dokumentiert. Das Album steht ebenfalls als Download zur Verfügung, der RockTimes zur Rezension vorlag.
Mit den sechs Songs, deren Spielzeiten zwischen vierzehn und fast vierundzwanzig Minuten rangieren, wird dem Hörer das gesamte Konzert geliefert. Dieses Album ist ein weiterer Beleg für die Intensität spontanen Space Rocks, ohne vorherige Absprachen getroffen zu haben. Im ØSC-Line-up tauchen auch Musiker von Papir (Nicklas), The Univerzarls (Nick), SKL/Agusa (Mikael) und
Sgt. Sunshine/The Carpet Knights (Pär) auf, die im Zusammenhang mit dem Kollektiv keine Unbekannten sind.
Ohne Einschränkung darf man feststellen, dass sich hier ein Sänger und eine Band gesucht und gefunden haben, die perfekt zueinander passen. Unglaublich, was Damo Suzuki an vokaler Improvisation/gesanglicher Experimentierfreude auf die Beine stellt oder besser durch die Lautsprecher jagt. Wohlgemerkt ... über die gesamte Spielzeit von über zwei Stunden hinweg.
Damo Suzukis Stimme ist von Soundeffekten geprägt. Er kann sanft ins Mikrofon hauchen oder auch diabolisch-furchterregend beziehungsweise fast schon aggressiv wirken. Damo Suzuki jongliert mit seinem künstlich erzeugten Echo. So etwas darf ruhig unter Vocal Jam verbucht werden.
Zusammen mit dem ØSC sprengt Damo Suzuki Dimensionen der Vorstellungskraft. Aufgeschlossene Musikfans tauchen ganz tief in den Kosmos dieser Formation ein. Der vokale Performer und die Musiker nähern sich auf eine ganz entspannte Art und Weise an und ergeben schließlich einen Kosmos, der groovt, psychedelische Farben erzeugt, wabert, energisch bis sanft wirkt und von einer nie endenden Spannung geprägt ist.
Von der Vorstellung, bei diesem Konzert stilistische Grenzflächen auszumachen, muss man sich befreien. Man kann allenfalls davon sprechen, dass es Elemente im Space Rock von Damo Suzuki und ØSC gibt, die beim Jazz oder Blues andocken. Nicht mehr und nicht weniger.
Quasi als Überraschungsmomente gibt es von den Gitarren, Keyboards oder Synthesizern Klang-Blitzlichter, die einen geradezu zu einem Süchtigen nach dieser Musik macht. Die sich vermeintlich gegenseitig abstoßenden Pole von relaxtem Dahingleiten und vehementen Attacken der expressiven Emotionalität werden bei dieser Zusammenarbeit pulverisiert.
Viele Veröffentlichungen des Øresund Space Collective sind auf hohem Niveau angesiedelt und wurden mit einer Tipp-Grafik versehen. Die von der Gefühlswelt des Sängers/der Musiker beeinflusste graue Ideenfabrik hat bei "Damo Suzuki Møder ØSC" eine weitere Dimension nicht nur angetastet, sondern ist bis ins Innere vorgedrungen. Dieses Album ist ein neuer Stern am Himmel des Space Rock und die Musikergemeinschaft verdeutlicht, dass ØSC die Spitze des Raumgleiters bildet. Als räumliche Annäherung sei die vierundzwanzigminütige Improvisation "Dit Glimtende Øje", was so viel wie 'Your Gleaming Eye' bedeutet, empfohlen. Und nicht nur, weil es interessant ist, was Damo Suzuki aus "See You Later Alligator" macht. Bill Haley & The Comets ... Rock'n'Roll im Weltraum.
Der Name des ersten Tracks "Damo's Første ØSC Flyvtur" passte wie die Faust aufs Auge ... denn übersetzt bedeutet es 'Damos erster ØSC-Flug'. Weil wir gerade dabei sind: "Jeg Kan Ikke Vokse Op" heißt improvisiert 'Ich kann nicht aufwachsen/erwachsen werden' und die imposante Zugabe "Datid, Nutid, Og Fremtid" kommt in der Übersetzung auf 'Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft'.
Man müsste viele verschiedene Bands auflisten, um das Spektrum und musikalische Niveau der Dänen abzudecken. Um dem Konzert-Ereignis in Form von Vinyl näherzukommen, muss man sich sputen, denn die Zahl der LPs ist auf fünfhundert Exemplare begrenzt. Es ist purer Zufall, dass die Sterne auf dem herrlich gestalteten Cover genau die Wertung des Albums ergibt. Wer Wert auf Farbiges legt, muss zu den ersten hundert Bestellern gehören, denn dann gibt es das Werk in Grün. Øresund Space Collective ist hier auf den Punkt in Höchstform und so etwas muss man einfach erlebt haben. Hats off!
Line-up:
Damo Suzuki (vocals)
Dr. Space (keyboards, synthesizer)
Mogens (keyboards, synthesizer)
Rasmus (keyboards, synthesizer)
Nick (guitar)
Niklas (guitar)
Mikael (guitar)
Pär (bass)
Birk (drums)
Tracklist
01:Damon's Føder ØSC Flyvtur (23:56)
02:Energisk Reaktion 1 (14:09)
03:Energisk Reaktion 2 (17:18)
04:Jeg Kan Ikke Vokse Op (20:51)
05:Dit Glimtende Øje (23:57)
06:Datid, Natid, Og Fremtid (23:03)
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