Øresund Space Collective / Entering Into The Space Country
Entering Into The Space Country Spielzeit: 44:04
Medium: LP
Label: Kommun2 Records, 2011
Stil: Space Rock, Jam Band


Review vom 19.08.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Wunderschön ist das von Peter Wallgren gemalte Coverbild. Im Format einer LP-Verpackung hat so etwas doppelte, wenn nicht dreifache Wirkung. "Entering Into The Space Country" gibt es auch nur als Vinly-Ausgabe und ist auf fünfhundert Exemplare limitiert. Nicht nur das Bild ist wunderschön. Øresund Space Collectives (ØSC) Grundlage der Tracklist sind Jams, die am 24.09.2010 im Black Tornado Studio aufgenommen wurden. Wo denn sonst, wenn es sich nicht um Live-Sachen handelt.
Bezogen auf vorliegende Platte könnte man sagen, dass ØSC gesteigerten Wert auf Gitarren gelegt hat. Alleine bei der fast zweiundzwanzigeinhalb Minuten langen Jam "Born Between Stars" sind vier Gitarristen unterwegs und in "Rising Tides And Floating Nebulas" sind es sage und schreibe fünf Sechssaiter, die wir auf die Ohren bekommen. Sensationell!
Zum ersten Mal ist Claus Bøhling (Hurdy Gurdy, Secret Oyster, Elektrum) dabei. Weitere Gitarren-Akteure sind: Johan Dahlström (First Band From Outer Space), Mathias Danielsson
(My Brother The Wind, Gösta Berlings Saga), Stefan Krey (Gas Giant, SumoSun, ILDHU) und Nickolas Hill. Abweichend vom mehr oder weniger üblichen Line-up spielen hier auch Mitglieder von The Univerzals (guitar, synthesizer, bass, drums) mit.
"Entering Into The Space Country" ist nicht nur aus dieser Sicht abermals eine ganz besonderes Album geworden. Hey, ihr Jungspunde! Hallo, Schischa-Generation! Wir ziemlich alten Säcke sind auch mit solcher Musik erwachsen geworden und es wird Zeit, dass sich das junge Volk ebenfalls am Space Rock orientiert. Was gäbe Besseres, als eine der führenden Bands aus diesem Sektor und die Wasserpfeife. Das passt hervorragend zusammen. Taucht ein in die Ideenwelt von ØSC.
Der erste Track hat zunächst Traumschiff-Charakter. Alles ist in der Schwebe und gleitet auf unsichtbaren Schienen dahin. Nein, 'Schienen' wäre gar nicht der richtige Begriff, denn dafür ist das Arrangement viel zu offen. Die Gitarristen haben selbstredend ausreichend Gelegenheit, sich durch Soli in Szene zu setzen. Nach ungefähr acht Minuten werden die Rock-Riffs ausgepackt und die ganze Angelegenheit wird dynamischer. Das E-Gitarren-Solo ist jetzt kraftvoll und laut. Die Rhythmusfraktion pendelt zwischen unwiderstehlichem Groove und Power-Beats. Höher und höher schrauben sich die Aktionen. Auf der tonalen Reise befinden wir uns bei ungefähr elf Minuten: Das Wah Wah-Pedal wird effektvoll eingesetzt und bei den kollektiven Gitarren-Sounds muss man sich unbedingt auf den Bassspieler konzentrieren. Gigantisch, wie auch er für Melodie sorgt. Nach zwölfeinhalb Minuten wird es ruhiger. Man meint, die Jam wäre zu Ende. Pah, Fehlanzeige. Das Kollektiv sortiert sich neu und wirft ein klein wenig orientalisches Flair ins Geschehen. Die Wah Wah-Klänge wabern weiter und eine andere Gitarre funkt mit scharfen Riffs immer wieder dazwischen. Plötzlich ist Troels Drasbech mit seinem Schlagzeug der tonangebende Partner. Er treibt die Mannschaft jetzt mächtig an. Nach und nach steigen alle mit ein und man weiß gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht. Ach so, hatte ich ganz vergessen ... ich befinde mich unter der Ohrendusche. Einfach unglaublich. Das ist ein Klangerlebnis der anderen Art. Wir nähern uns der Zielgerade des ersten Tracks. Ich glaube, die Jungspunde müssen ihre Schischa nachladen, denn ØSC sind noch lange nicht am Ende und Drummer Drasbech verfeinert sein Spiel noch mehr, indem er mit den Sticks nur auf den Trommelrändern agiert.
Oh Mann, welch eine brillante Session! Jetzt zu "Rising Tides And Floating Nebulas". Ja, die Synthesizer-Abteilung kreiert flüssige Klänge und Windgeräusche. Pedal Steel und die Gitarren scheinen völlig unterschiedliche Wege zu gehen und doch ist es ausgesprochen harmonisch, was einem nun zu Ohren kommt. Bass und Drums grooven ungemein und alles, was Saiten aufgezogen hat, gibt sich hier die Kante. Oh Herr, links, rechts, in der Mitte ... überall ist Action und die Musik jagt dem Hörer eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken und an Stellen, von denen man es überhaupt nicht vermutet. Musik von ØSC ist eine Droge. Space Rock von einem anderen Stern. Die Band hat mich gefesselt und die Umwelt scheint keine Rolle mehr zu spielen. Ah, was Mathias Danielsson auf der Pedal Steel veranstaltet, ist bewundernswert. Die Synthesizer sorgen für ein luftiges Intermezzo und abermals hat sich die Gruppe in den luftleeren Raum gebeamt.
Zum Schluss haben wir es, was ØSC angeht, eher mit einem kurzen Track zu tun. "Red Earth Calling" heißt er und bringt uns quasi ganz langsam zurück auf unseren Trabanten. Die musikalische Reise, die wie ein Abenteuer erlebt wird, ist im Schlusstrack von der Gemeinsamkeit zwischen Synthesizern und E-Gitarren geprägt.
"Entering Into The Space Country" und zurück. Mir fehlen jetzt die Worte. Danke für diese hohe Kunst des Space Rocks, Øresund Space Collective!
Line-up:
Claus Bøhling (guitar - #1,2)
Stefan Krey (guitar - #1,2)
Johan Dahlström (guitar - #2,3)
Mathias Danielsson (pedal steel, guitar - #1-3)
Nickolas Hill (guitar - #1,2)
Dr. Space (synthesizer - #1 - 3)
Mogens Pederson (synthesizer - #1-3)
Tobias Petterson (flute - #1,2)
Jiri Jon Hjort (bass - #1-3)
Troels Drasbech (drums, bells, percussion - #1-3)
Tracklist
Side A:
01:Born Between Stars (22:18)

Side B:
02:Rising Tides And Floating Nebulas (14:21)
03:Red Earth Calling (7:28)
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