Øresund Space Collective / Live At Roadburn 2010
Live At Roadburn 2010 Spielzeit: 77:19
Medium: Do-LP
Label: Space Rock Productions, 2011
Stil: Space Rock


Review vom 30.05.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Endlich ein Live-Album von Øresund Space Collective (ØSC). Welch ein Happening! Die Band trat 2010 beim Roadburn-Festival im 013 im niederländischen Tilburg auf. "Live At Roadburn 2010" erscheint als Doppel-Vinyl (im Gatefold verpackt), limitiert auf 500 Exemplare.
Das Kollektiv improvisiert frei und somit sind die Songs, in beide Richtungen gedacht, einmalig. Hier sind wieder einmal Kopfhörer und vielleicht ein Weltraumatlas zum Durchblättern angesagt, denn ØSC verstehen es, mit dem Eröffnungsstück von fast einundzwanzig Minuten zu rocken, dass es die Planeten fast aus ihren Umlaufbahnen wirft. Oh Mann, was machen diese spacig-rockenden Gitarren Laune. Die Synthesizer fiepsen und zwitschern um die Wette, was das Zeug hält. So fett rockend habe ich die Band über diese Distanz noch nicht gehört. Erst ganz am Ende des ersten Tracks lässt man die Luft aus dem prall gefüllten Ballon und endlich hört man zum Beispiel durch die Bandvorstellung auch die Stimme von Dr. Space.
Mit "Reintroduce The Snakes To Ireland" wird es besinnlicher, aber nicht minder spannend. Man kann sich bei der Space-Musik auf viele Klänge gefasst machen, aber der Hörer sollte vielleicht auch auf das versierte Trommeln des Schlagzeugers PIB konzentrieren. Wie der auf die Bandmates eingeht oder dem Jam auch selber eine Wendung gibt, ist schon außerordentlich gut. Dem zuletzt genannten Track hat man aus damaliger Aktualität eine Erweiterung in Form von "Volcanoes And Ash" angedeihen lassen. Einen Tag vor dem Roadburn-Gig gab der isländische Vulkan Eyjafjallajökull bedrohliche Lebenszeichen von sich und einigen Bands war es nicht möglich, beim Festival aufzutreten. Anders erging es ØSC, denn die kamen für zwei Tage nicht vom Fleck. Aber Tilburg ist auch eine schöne Stadt. Das Artwork der LP und viele Teile des Konzerts sind von den Kräften des Vulkanausbruchs geprägt.
Die Musiker sind wahre Soundtüftler vor dem Herrn. Es ist immer wieder faszinierend, wie sich Klänge entfalten und auch auf der zweiten Seite der Doppel-LP entwickelt sich eine Dynamik ohne doppelten Boden. Da werden alle Scheunentore geöffnet und es muss für jeden Musiker eine wahre Freude sein, Freiräume ohne Ende mit hervorragenden Klängen ausfüllen zu dürfen.
"Live At Roadburn 2010" ist ein ØSC-Festival für sich. Bestechend ist es, wenn man zwischen den Synthesizern eine bodenständige Orgel (ist es eine Hammond?) hört. Groove und nochmals Groove ... und auch Blues-lastige Ausflüge hat das Kollektiv drauf. Man kann sich an den Ideen einfach nicht satthören ... Deep-Space. Am Ende der zweiten Seite bringt Dr. Space zum Ausdruck, dass es eine Ehre ist, zum bereits fünften Mal in Folge bei dem Festival dabei zu sein.
Nach der Hälfte des Albums erwarten uns noch zwei Tracks mit einer Spielzeit von um die fünfzehn Minuten und bei einem Titel wie "Global Freakout In Tilburg" ahnt man quasi schon, was auf einen zukommt. Herrlich, wie sich wieder einmal aus einer sphärischen Eröffnung ein Orkan entwickelt. Das ist dann im Vergleich zum Free Jazz eine Free-Space-Hymne par excellence. Die Schubkraft nach der ersten Rock-Raketenstufe nutzt man für eine ruhigere Orientierung und dann lässt es die Band abermals krachen. Undefinierbar, aber schlichtweg sehr gut treibt das ØSC-Raumschiff noch heftigeren Ausbrüchen entgegen.
"Farvel", eine viertelstündige 'Verabschiedung' ... kenne ich auch aus der Verwandtschaft, aber hier geht es nicht so gemächlich zu. Da vergeht die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes wie in einem turbulenten Flug. Furios endet die Platte und bei dieser allumfassenden Live-Performance komme ich einfach nicht um eine Tipp-Grafik herum. Das ist gigantisch, kolossal, was der Hörer auf den vier Seiten von "Live At Roadburn 2010" geboten bekommt.
Line-up:
Magnus (space guitar, synthesizer)
Nick (space guitar)
Dr. Space (synthesizer)
Mogens (synthesizer)
Jocke (bass)
PIB (drums, percussion)
Tracklist
Side A:
Roadburn Jam (20:52)

Side B:
Reintroduce The Snakes To Ireland/Volcanoes And Ash (22:11)

Side C:
Global Freakout In Tilburg (16:20)

Side D:
Farvel (15:10)
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