"Out Into Space" ... drei CDs, drei Sets, drei unterschiedliche Line-ups. Zum zehnjährigen Bühnenjubiläum gratuliert RockTimes ganz herzlich.
"Out Into Space" bringt es auf eine Gesamtspielzeit von sage und schreibe zweihundertfünfzehn Minuten. Im Fold Out-Digipak steckt noch ein achtseitiges Booklet mit den wichtigsten Informationen zum Album. Die Jamsession fand am 20. Februar 2015 im Club Loppen, Christiania statt. Da hat das Øresund Space Collective (ØSC) den zeitlichen Nagel fast auf den Kopf getroffen, denn am 28. Februar 2005 wurde das erste Konzert im Dragens Hule, Kopenhagen bestritten.
Interessant ist wohl auch noch, dass »CD 1 features the original line up which played all the jam sessions and made the first 4 albums. CD 2 features players that played mostly from 2007 – 2011. [...]« Im dritten Teil der Platten hört man die momentane Øresund Space Collective-Besetzung aus dem Jahr 2015.
Die drei Scheiben mit intergalaktischem Inhalt beschränken sich nicht nur auf die Umrundung unserer Erde, die ja aus dem All betrachtet tatsächlich noch blau aussieht.
Der Songtitel "Has Anyone Seen Nick?" hat definitiv nichts mit Pavlov's Dogs Suche nach Sigfried zu tun. Viel eher könnte man sich die Frage stellen, wo sich der Pink Floyd-Gitarrist David Gilmour versteckt hat.
Mit der Wirkung eines Kombi-Präparates aus Valium und Dopamin kommt der mächtige Opener "Open The Skies" daher. Kosmische Winde aus unterschiedlichen Lautsprecherrichtungen beherrschen den Beginn des ersten Tracks auf "Out Into Space". Beim Einsatz der Gitarren-Fraktion mit Magnus und Sebastian an den spacigen Sechssaitern wird es, auch dank des kreativen Einsatzes der Synthesizer ( Ola sowie Scott Heller aka Dr. Space), richtig schön groovig. Die Saiten-Zaubereien werden mit zunehmender Spielzeit rockiger und das Stück bekommt so mehr und mehr Dramatik und intensivere Wirkung auf den Hörer. Im Mittelteil der vollkommen improvisierten Musik hat die Nummer einen schwebend-leichten Charakterzug. Herrlich, wie man sich quasi in die Schwerelosigkeit des dahin gleitenden Trips vertiefen kann. Für solche Wirkungen ist das ØSC ja bestens bekannt.
Beifall des Publikums beendet den Opener und mit zirpenden Synthesizerklängen gibt Dr. Space das Kommando für den Track "Flyby Guitar Hero": »Ready for take off!« Jockes fließender Basssound erdet die zwischen eruptiven Ausbrüchen sowie effektvollen Hall-/Wah Wah-Forschungsaufträgen pendelnden Gitarren. Nicht nur hier erleben wir eine Show der Saiten-Vielschichtigkeit.
Bereits erwähntes "Has Anyone Seen Nick?" könnte man unter anderem als Annäherung an den fiktiven Planeten 15Jazz08 bezeichnen. ØSC hat den Space Jam-Jazz Rock-Bereich der flexiblen Art betreten. Die hohe Endgeschwindigkeit sprengt die Stille des Universums und man befindet sich in einem atemberaubenden Sturzflug zur Erdoberfläche. Hammer!
Line-up-Wechsel ... Set II ... mit Tobias, Johan und Stefan sind nun drei Gitarristen am Start und den Tieftöner bedient Thomas. Pib ist am Schlagzeug die Groove-Maschine und Rasmus ist für die Farfisa und den Synthesizer zuständig. Dr. Space ist selbstredend immer dabei.
Die zweite Platte hat innerhalb der fünf Improvisationen auch relaxte Phasen, aber insgesamt ist das Mittelstück des Tripel-Albums deutlich rockiger als Set I. Die E-Gitarren lassen es ordentlich krachen. "Stargate 7341" beginnt zwar mit einer Art ØSC-Lullaby, dann schält sich aus der kuscheligen Decke aber ein Space Rock, der an Groove fast nicht zu übertreffen ist. Da dürfen die Orgelklänge, ohne Anlehnung an irgendeinen Song, auch nach The Doors klingen.
Bassist Thomas und Pib (Schlagzeug) legen für die Saiten-Abteilung eine melodische Fährte und es dauert keine Minute, bis sich Tobias, Johan sowie Stefan auf das Zusammenspiel einlassen. Da wird nicht lange gefackelt und schon befindet sich der Hörer in einem kosmischen "Circular Perimeter"-Sturm, der durch das All jagt. Die Synthesizer fangen die auf ihrem Höhenflug befindlichen E-Gitarren wieder ein und die Lage entspannt sich deutlich, nur um zum Ende des Stücks dramatisch zu werden.
"One More Space Out" ist definitiv die Tanznummer der über drei Stunden Space Jam. Über das Wah Wah-Pedal wird das ØSC sogar heftig funkig.
Dr. Space kündigt den Beginn des dritten Sets um ein Uhr nachts an. Scott Heller ist mit einer frischen Mannschaft am Start. Nur auf dem "Find The Way Out Of Here"-Trip ist Jesper an den Bongos dabei. Überhaupt verfügt die dritte CD über zwei besonders ausgedehnte Langeisen. Einerseits ist es "A Long Night Amongst Friends" mit vierunddreißig Minuten und andererseits das abschließende gerade erwähnte, gut dreiundzwanzigeinhalbminütige, äußerst melodische "Find The Way Out Of Here". Zusammen mit "Let It Groove" ist auch auf der dritten CD erlesene Kost aus dem Space Jam-Bereich. Auf den drei Platten kommt die individuelle Prägung der Musiker zur Geltung. Die Phasen der relaxten Improvisation sind auf dem letzten Silberling länger und die intuitiven Gemeinsamkeiten von Gitarren sowie Synthesizern treten deutlicher zutage.
Nichtsdestotrotz ist Set III genau so ein Genuss wie die Vorgängerscheiben von "Out Into Space".
Natürlich befinden sich im Fold Out-Digipak und Booklet der Musik entsprechend spacige Bilder. Schön! ØSC ist die Sternekoch-Space Jam-Band im musikalischen Universum und das ist bekanntlich verdammt groß.
Line-up:
Set I:
Søren (drums)
Magnus (guitar)
Sebastian (guitar)
Jocke (bass)
Ola (synthesizer)
Dr. Space (synthesizer)
Set II:
Tobias (guitar)
Johan (guitar)
Stefan (guitar)
Thomas (bass)
Pib (drums)
Rasmus (synthesizer, Farfisa)
Dr. Space (synthesizer)
Set III:
Dr. Space (synthesizer)
Mogens (synthesizer)
Christoffer (drums)
Nick (guitar)
Nicklas (guitar)
Jiri (bass)
Jesper (bongos - #4)
Tracklist |
CD 1/Set I:
01:Open The Skies (15:40)
02:Flyby Guitar Hero (12:00)
03:Has Anyone Seen Nick? (15:11)
04:ØSC History Lesson (1:48)
05:The Man Who Ate Planets (19:33)
06:The Last Glide (13:58)
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CD 2/Set II:
01:Jamming For Your Mind (14:35)
02:Stargate 7341 (12:41)
03:Circular Perimeter (13:13)
04:Chocolate Orange Candle (13:35)
05:Band Introduction (0:23)
06:One More Space Out (14:44)
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CD 3/Set III:
01:A Long Night Among Friends (34:02)
02:Band Intros (1:08)
03:Let It Groove (12:59)
04:Find The Way Out Of Here (23:37)
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