Jam-Gipfeltreffen im Space Station Studio von Dr. Space. KG West und Mr. Love von der Classic Rock-Band Siena Root kamen vorbei, um Aufnahmen für das "Glossolalia"-Album zu machen. Da weder Thomas, der Bass spielen sollte noch Synthesizer-Mann Mogens auftauchten, jammte man ohne kompositorische Vorlagen insgesamt fünfzehn Stücke und die besten fünf suchte man für vorliegenden Tonträger, der auf zweihundert Exemplare limitiert ist, aus.
Bei allen Nummern darf man allerdings nicht von Space Rock sprechen, denn hier liegt die Kraft in der Ruhe. Im Weltraum kann es folglich auch bedächtig zugehen. Was wir hören ist live im Studio aufgenommen worden. Wenn im Informationsblatt geschrieben wird, dass es keine Overdubs gibt, dann bestätigt auch hier die Ausnahme die Regel. Bei "High Rise" wurde der Bass nachträglich eingespielt. KG West hat die Nummern abgemischt und Johan Dahlström darf man für das Mastering loben.
Selbstverständlich kann man unter der Ohrendusche den vollen Effekt der wie auf einem Luftkissen dahingleitenden Klänge genießen. Windgeräusche durchziehen den bereits erwähnten Opener "High Rise". Der Track ist sozusagen die Startrampe für eine galaktische Fahrt der inneren Einkehr. Es ist eine wahre Prozession für Space Music-Gläubige. Entspannte Gitarren-Improvisationen werden von dezenter Darbuka-Rhythmik begleitet. Schon im ersten Track hört man die fernöstliche Richtung, auch ohne KG West an der Sitar.
Sanft fliegen wir mit "Kafi (For Your Love)" weiter gen Osten. Es ist immer wieder faszinierend, wie solche Musiker in der Lage sind, traumhafte Stimmungen zu kreieren. Selbst in relativ kleiner Besetzung wie hier, quasi aus der Not geboren, fällt man von einer Gänsehaut in den nächsten Entenparka. Dr. Space lässt sich von der akustischen Gitarre zu höchsten Tönen hinreißen und dann übernimmt KG West mit seinem indischen Instrument wieder das samtene Geschehen.
Die erste Seite der Platte wird durch "Spirit Blues" beendet. Randbemerkung: fast hätte ich 'Sprit' geschrieben, aber bei dem Thema kann man durchaus auch den Blues bekommen. Ja, die akustische Gitarre hat den Blues und Mr. Loves Handtrommelspiel ist einen kleinen Tick intensiver. Wow, welch eine Jam! Es lebe der Space-Blues eingebettet in entspannte Atmosphäre. Man mag es!
Nein, bei "Repetition" kommt wahrlich keine Langeweile auf, nur weil im Titel von Wiederholung die Rede ist. Was Dr.Space uns an wunderschönen Synthesizer-Ideen liefert, ist à la bonne heure. Seine Modulationen kreisen einem im Kopf herum und hier sollte man sich unbedingt auf Mr. Loves Trommelkünste einlassen. Herrlich, wie er mit wenig Aufwand vielfältige Klänge erzeugt.
Den Schlusspunkt setzt das längste Stück auf der Platte. Der Song-Titel drückt schon alles aus... "Sitars In Space". Logisch, hier übernimmt KG West den Steuerknüppel der Weltraumfähre. Die etwas andere Art der spacigen Klänge kommt zu einem interstellaren Höhepunkt. So etwas ist Kunst, die man so schnell irgendwo anders findet. Das sphärische "West, Space And Love"-Luftkissen schwebt dahin und mit Leichtigkeit entführt es den Hörer in seine persönliche Phantasiewelt. Man kann von der manchmal harten Realität Abstand nehmen.
Selbst die Rückkehr aus den fiktiven Ebenen geschieht sehr sanft, denn ganz am Ende stehen diese unaufdringlichen Windgeräusche, die einen herrlichen Schlusspunkt setzen. Øresund Space Collective in Person von Dr. Space hat es zusammen mit den Siena Root-Leuten KG West sowie Dr. Love geschafft, den Hörer über fast fünfundvierzig Minuten auf ganz entspannt-ruhige Art und Weise zu begeistern. "West, Space And Love" ist wie ein Flug durch die Nacht, in der es ungemein viele Lichtblicke gibt. "West, Space And Love" ist die Brücke, die in Traumwelten führt. Klasse!
Line-up:
KG West (acoustic guitar, electric guitar, sitar, bass)
Dr. Space (synthesizers)
Mr. Love (darbuka, acoustic guitar, spring drum)
Tracklist |
Side A:
01:High Rise (7:26)
02:Kafi (For Your Love) (8:11)
03:Spirit Blues (6:48)
Side B:
01:Repetition (7:37)
02:Sitars In Space (14:30)
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