Wow – Puerto Rico-'Old School'-Salsa-Revival!! Old School-Metaller, zieht euch warm an, hier wackeln die Hüften und nicht der Kopf!
Warm – ja, das ist das richtige Stichwort. Die Scheibe klingt so dermaßen nach Sonnenschein, Strand und Süden, dass der nächste Klick am liebsten aufs Reisebüro ginge. Das Ticket nach Puerto Rico ist schon fast gebucht, bis der Blick auf den Kontostand dann davon überzeugt, die Reise lieber auf Schallwellen und Fantasie zu beschränken.
"Lluvia Con Sol" (Regen mit Sonne) verlockt dazu, ersterem zumindest in Gedanken zu entfliehen und sich von zweiterer das Herz erwärmen zu lassen. Okay, mein letzter Besuch in einer Salsabar ist schon ein paar Tage her und war eher ein Einzelfall, aber die relaxte Stimmung, die dort in der cocktailgeschwängerten Luft lag, ist schon bei den ersten Tönen dieser Scheibe wieder gegenwärtig. Der Titelsong und Opener "Lluvia Con Sol" kommt so locker flockig leicht rüber, dass es eine wahre Freude ist.
Dabei wirken die Puerto-Ricaner auf mich aber trotzdem eigenständig und etwas schräg. Die zwölf Musiker haben Punk-, Ska- und Reggae-Background, so steht es auf den Angaben in der Pressemitteilung zu ihrem dritten Longplayer. Das schimmert kontinuierlich durch und gibt der Musik einen sehr angenehmen Touch. Immer wieder bedauere ich, nur über ganz spartanische Spanischkenntnisse zu verfügen, denn die wenigen Fetzen, die ich verstehe, lassen mich ahnen, dass die Texte nicht von schlechten Eltern sind. Da es aber für echtes Verstehen oder Übersetzen nicht reicht, muss die Musik allein die Stimmungen und Gefühle transportieren und das macht sie ausgesprochen gut.
Immer wieder quäkt die Trompete vor der Percussion und beamt mich in einen Schwarzweißfilm, in dem alte Pickups mit richtig dickem Blech und ein paar Beulen über staubige Straßen cruisen. Auf der Ladefläche sitzen junge Männer in Arbeitshosen und -schuhen, halten Mädchen in leichten Sommerkleidern im Arm und singen und trommeln auf den Seitenwänden im Rhythmus der Percussion. Dabei kommt sie aber kein bisschen angestaubt, sondern ziemlich frisch und lebendig rüber. Dabei kommt sie aber kein bisschen angestaubt, sondern ziemlich frisch und lebendig rüber.
Ein bisschen Fernweh kommt auf, Sonnensehnsucht und Gelassenheit... komm ich heut nicht, komm ich morgen. Das Leben ist schön und easy. Auch dann, wenn in den Songs eine leichte Melancholie mitschwingt, wie beispielsweise in "Olvidame". Dass der Songtitel 'Vergiss mich' bedeutet, überrascht mich nicht. Der überwiegende Tenor von "Lluvia Con Sol" bewegt sich aber (gefühlt) wohl eher auf der Sonnenseite des Lebens, verbunden mit einer gewissen Fähigkeit, dieses auch leicht zu nehmen.
Also liebe Beachcafé-, Salsabar- und Cocktail-Lounge-Besitzer, wenn ihr diesen Sommer den Dudelfunk mit den obligatorisch-abgenudelten 'Sommerhits' verbannen wollt, dann könnt ihr hier gut zugreifen. Und wer sich die Salsabar nach Hause holen will, der kann hier ebenfalls bedenkenlos zugreifen – billiger als der Flug nach Puerto Rico ist der Silberling allemal!
Line-up:
Gabriel Beauchamp (Trompete)
Horacio Alcaraz (Trompete)
Héctor Lind (Posaune)
Yussef Soto Villarini (Tenor Saxofon)
José Ibáñez (Gitarre)
Aníbal Vidal (Keyboards, Gesang)
Javier Santiago (Maracas, Gesang)
Daniel Rosario (Güiro, Gesang)
Luis de la Rosa (Lead Gesang)
Julio Ortiz (Conga)
Javier Morales (Bongo & Glocken)
Francisco Figueroa (Percussion)
Tracklist |
01:Lluvio Con Sol
02:Me Repito
03:La Sensación
04:No Se Cuando Llegué
05:Boda
06:No Te Debo Nada
07:Olvidame
08:Macacoa
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