Die drei Songs von "The Papermoon Sessions" dokumentieren einen Live-Jam (ohne Publikum) im Dragens Hule, dessen Chef Mogens Deenfort ( Øresund Space Collective) das Line-up der beiden Bands Papir sowie Electric Moon vervollständigt. Der Tonträger gibt es als CD auf 1.000 Stück limitiert und in der schwarzen oder roten 180-Gramm-Vinyl-Version (500 Stück). Die Platte ist dem Soundmann, Produzenten und Booker Ralph Rjeily gewidmet, der sehr viel für die Psychedelic-Szene in Kopenhagen sowie Europa tat.
"The Papermoon Sessions" beinhaltet nur drei Lieder, die es aber in sich haben. Hier wird psychedelischer Rock/Space Music von zwei Formationen geboten, die zu den besten Bands in Europa zählen. Wenn man sagt, dass die fast dreiundvierzig Minuten Musik das gesamte Spektrum des Genres präsentieren, dann liegt man mit dieser Feststellung genau richtig. Die Dynamik der Jams ist ein Hauptkriterium der qualitativ hochwertigen Tracks. Mit Sula Bassana und Nicklas Sørensen sind gleich zwei bemerkenswerte Gitarristen im Raumgleiter.
Einem Insider dieser Musik muss man nicht sagen, dass der Begriff Songwriting so etwas wie ein igitt-Wort ist. Die Bands agieren ohne fest angelegte Grenzen. Ideenreichtum ist gefordert und davon haben die Mitglieder von Papir, Electric Moon und ØSC-Mann Mogens Deenfort mehr als genug.
So ist schon der über sechzehnminütige Opener "Farewell Mr. Space Echo" eine wahre Jam-Wundertüte, die in aller Ruhe, allerdings mit spannungsvoller Erwartung beim Hörer, geöffnet wird. Langsam legt man den Blick auf den Inhalt frei. Die Gitarren bestimmen den Sound und im Hintergrund modelliert Mogens Deenfort fantastische Klänge. Mit feinfühliger Hand werden die Triebwerke gezündet. Die Musiker geben mehr und mehr Schub. Das Stück bekommt ein rockiges Outfit. Die Szenerie wechselt Schritt für Schritt von sanft auf treibend. So lange, bis alle bei einem zu Beginn nicht zu erwartenden Tempo angekommen sind. Die Sechssaiter servieren genüssliche Effektspielereien, zum Teil auch durch das Wah Wah-Pedal erzeugt. Die massive Psychedelic-Schraube nimmt unaufhaltsam ihren Weg durch den Himmel in die Stille des Weltraums. Dort wird die Atmosphäre der beeindruckenden ersten Nummer mit einer nach oben anscheinend offenen Rock-Skala immer intensiver. Das Kollektiv braucht ganze vier Minuten, um den Track zu einem ruhigeren Ende zu führen, wobei sich eine Gitarre noch ein wenig dagegen wehrt. Mit groovenden Blitzlichtern kühlen alle Instrumenten-Aggregate ab. "Farewell Mr. Space Echo" ist eine psychedelisch-spacige Offenbarung, die ihres Gleichen sucht.
Das kurze "Red Dust" geht voll in der Vielfalt der Gitarrenklänge auf. Herrlich, welche Modulationen die Sechssaiter servieren. Die sich zum Teil überlagernden Sounds sind so besonders wie eine zur vollen Entfaltung kommenden Blütenpracht. Trotz der nur knapp sechs Minuten ist auch dieses Stück eine gelungene Jam.
Mit knapp über einundzwanzig Minuten ist es das schon letzte Lied der Platte. Allerdings sind hier abermals alle Vorteile bei den zu Beginn mächtig rockend aufspielenden Bands. Die Gitarristen haben ihre Finger für den Auftakt von "The Circle" wohl in einen Blues-Dip getunkt. Wenn vorher alles fließend ineinander überging, gibt es jetzt eine Art Fade-Out und die Musiker nehmen einen neuen Anlauf, dieses Mal sehr sphärisch, von einigen perkussiven Kleininstrumenten begleitet. Schnell befindet man sich in galaktischen Orbitalen. Ungewiss, was sich da entwickeln wird, knistert die Spannung beim Hörer. Der Schlagzeuger Christoffer Brøchmann Christensen setzt nun Akzente und einer der Tieftonspezialisten liefert eine wunderschöne Melodie ab.
Ah, der Track nimmt abermals Fahrt auf. Da scheint ein massiver Klangberg zu entstehen. Der Synthesizer zirpt und die tiefen Töne werden mächtiger. Fast flehend bricht eine Gitarre aus dem Treiben. Ein Ende des Aufstiegs ist nicht in Sicht. Die Sounds entwickeln sich zu einem psychedelischen Tsunami. Hammer, diese Intensität! Der Druck nimmt immer mehr zu. Ein Schließen des Kreises ist noch nicht in Sicht. Wow! Papir und Electric Moon sind auf einem gigantischen Trip. Irgendwann muss der Knoten in Richtung Entspannung doch platzen. Dann ist man doch wieder auf dem Niveau eines musikalischen Ruhepulses angekommen. Mit einigen Gitarrentönen verabschiedet man sich in der Unendlichkeit des Alls.
Papir und Electric Moon haben mit "The Papermoon Sessions" eine hinlangende Jam, die von Eroc gemastert wurde, veröffentlich und bei der hohen Qualität möchte man mehr, viel mehr davon. Bestimmt trafen sich die Musiker nicht nur für die vorliegenden drei Songs im Dragens Hule. Vielleicht gibt es noch mehr Material, das dann hoffentlich als zweiter Teil auf den Markt kommen wird.
Line-up:
Nicklas Sørensen (guitar)
Christoffer Brøchmann Christensen (drums)
Christian Becher Clausen (bass)
Komet Lulu (bass, effects)
Sula Bassana (guitar, Casio, effects)
Mogens Deenfort (synthesizer)
Tracklist |
01:Farewell Mr. Space Echo (16:10)
02:Red Dust (5:55)
03:The Circle (21:17)
|
|
Externe Links:
|