Pascow / Alles muss kaputt sein!
Alles muss kaput sein Spielzeit: 31:49
Medium: CD
Label: Rookie Records, 2010
Stil: Punk Rock

Review vom 23.10.2010


Moritz Alves
Dieses Album trägt den kompromisslosen Titel "Alles muss kaputt sein!" und einer der 14 darauf versammelten Songs nennt sich "Wir glauben an gar nichts und sind nur hier wegen der Gewalt" - dass sich das Pfälzer Quartett Pascow im (deutschsprachigen) Punk Rock zu Hause fühlt, sollte angesichts dieser eindeutigen Hinweise ein jeder schnell begriffen haben.
Die vier Jungens aus Gimbweiler winken also schon vor der ersten Hörprobe ziemlich deutlich mit dem Zaunpfahl, halten insgesamt aber gar nichts vom simplen Hau-Drauf-Asi-Punk - sie begreifen ihre Musik eher als sympathisch-chaotische Spielwiese für ihre ebensolchen, leicht seltsamen Gedankengänge. Wirft man nämlich einen Blick auf die Trackliste, so deuten Songnamen à la "Je ne sais pas wo's lang geht", "An die Maulwürfe" oder "Too doof Too Fuck" schon an, dass man es hier mit einem Haufen Wirrköpfe zu tun hat, die Onkel Punk Rock herrlich individuell interpretieren.
Musikalisch ist die Chose dabei zwar meist sehr eindeutig, keine Frage, aber gerade textlich gesehen kann sich manch anderer Charakter bei Pascow eine dicke Scheibe abschneiden. Zum kuriosen Gesamtbild tragen auch die fremdsprachlichen Fetzen in den Lyrics bei, so wenn auf einmal ins Englische oder Französische umschwenkt wird, und sei es nur für einige kurze Halbsätze. Damit sind Pascow dem intellektuell eingefärbten Indie Rock (von mir auch gern abfällig 'Studentenrock' genannt) durchaus nah, schaffen es aber immer, traditionell geprägte Hörer (so wie meiner einer) durch ihre eigenwillige Art ebenso anzusprechen. So meistern Pascow den Spagat, einerseits (Achtung, Klischee!) Sozialpädagogen und Kulturwissenschaftler von sich zu begeistern, andererseits aber auch in echten Punk-Gefilden zu wildern - und das zu recht!
Auf diese Weise haben sie beim deutschen Indie-Urgeistein Kurt Ebelhäuser (u.a. Scumbucket, Blackmail) wohl offene Türen eingerannt, so dass es niemanden verwundern wird, dessen Namen bei den Produzenten-Credits wiederzufinden. Songs à la "The Strongest Of The Strange" (wütend), "Äthiopien die Bombe" (eingängig-melodisch, aber kritisch), "Ich bin dann mal durch" (extrem tanzbar), "Wenn Mila schläft", "Das ist Gimbweiler nicht L.A. " (laut), oder "Herz" (großer Refrain) erklingen in herrlichem Soundgewand und erfreuen als Anspieltipps allesamt das Ohr - die Hitdichte ist hier also enorm.
Abschließend möchte ich jetzt alle Fans von Punk bis Indie im Grunde genommen zwingen, in diesen Leckerbissen reinzuhören um sich von den einzigartigen Texten, der sich stellenweise nahezu überschlagenden Stimme und dem brachialen Soundgewand verführen zu lassen. Pascow haben es mit "Alles muss kaputt sein!" zweifellos verdient, sehr deutliche Spuren in der deutschen Punk-Landschaft zu hinterlassen. Wer heute Deutsch-Punk sagt, muss unbedingt auch Pascow sagen!
Line-up:
Alex Pascow
Ollo Pascow
Swenlam
Flo
Tracklist
01:The Strongest Of The Strange (1:57)
02:Äthiopien die Bombe (2:22)
03:Je ne sais pas wo's lang geht (1:53)
04:Ich bin dann mal durch (1:14)
05:Wenn Mila schläft (3:06)
06:Das ist Gimbweiler nicht L.A. (1:50)
07:An die Maulwürfe (2:44)
08:Fritz Feratu (0:49)
09:Herz (2:39)
10:Mond über Moskau (2:00)
11:Deine Bastards (2:49)
12:Wir glauben an gar nichts und sind nur hier wegen der Gewalt (2:25)
13:Too doof Too Fuck (1:17)
14:2,5 Minuten echte Gefühle (2:17)
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