Patgirl / Nature Goes Mountain
Nature Goes Mountain Spielzeit: 60:34
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Rock, Blues Rock, Jazz

Review vom 08.05.2009


Ilka Heiser
Blondine rockt erneut Steve Vai, Joe Satriani & v.a.m. bei ambitionierten Extreme Arts (CD ist Bestandteil des Projekts).
Und nun habe ich das Vergnügen, eine weitere Veröffentlichung der Gitarren-Heldin unter die musikalische Lupe zu nehmen. Eine Platte, die eine meiner Meinung nach völlig andere Seite Patgirls zeigt und das nicht nur, weil hier ihre wunderschöne rauchige Stimme öfters erklingt und mir einen Gänsehautschauer nach dem anderen über den Rücken jagt.
Während sie auf Satchvai 2 Fly ausschließlich Songs von Steve Vai und Joe Satriani einspielte, sind es nun Stücke vom Kaliber eines Gary Moore, Jimi Hendrix, Lee Ritenour oder
Rory Gallagher. Wobei natürlich weder Vai noch Satriani vergessen worden sind.
Nun ja, ich geb es ganz offen zu, wenn es um das Covern von Stücken meiner Heroen wie
Led Zeppelin oder wie in diesem Fall Rory Gallagher geht, bin ich eher skeptisch. Deshalb gehört mein Interesse natürlich zuerst einmal "Shadow Play", auch wenn es bereits Song Nr. 7 auf der Scheibe ist.
Gallagher-Fans wissen, dass er nicht nur ein Meister seines Faches war, er verstand es, ausdrucksvoll und emotional zu spielen. Dazu passten seine Vocals, wie die berühmte 'Faust aufs Auge' - Rory-like eben.
Ich hätte nie gedacht, dass Patgirl es schafft, das berühmte Rory-Feeling rüberzubringen. Mal abgesehen davon, dass ihr Spiel eh über alle Zweifel erhaben ist - selbst die Soli stimmen aufs i-Tüpfelchen - auch der Gesang kommt verdammt nah an Gallagher ran.
Im Gegensatz dazu der Opener, der mit Panflötenklängen eingeleitete und von einem Keyboard begleitete "Johnny Boy" von Gary Moore. Als die Gitarristin zu singen beginnt, hab ich dreimal hinhören müssen, ob es nicht doch Moore himself ist, der sie gesangsmäßig unterstützt. Und wenn man der Frau zuhört hat man das Gefühl, dass sie sich mit den Lyrics des Songs sehr gut identifizieren kann:
»When I hear that wind blow,
all across the Wicklow mountains.
Is it you I hear a calling?
Johnny boy, oh Johnny boy.«
Umso brutaler wird man durchgeschüttelt, wenn sie "What Hurts The Most" von den Rascal Flatts zum Besten gibt und einem die Soli fast wütend um die Ohren haut. Da lernt man eine andere Patgirl kennen, eine, die sich im Leben durchbeißen muss und dabei schon so manch schlechte Erfahrung gesammelt hat.
Egal ob Schmachtfetzen wie Gary Moores "Still Got The Blues", das sich in Country-Gefilden tummelnde "I'll Ty Anything" von Amber Dotson oder auch das poppige "The One And Only", die Frau zeigt sich auf "Nature Goes Mountain" jedenfalls von einer völlig neuen Seite, zumal wenn man ihre beiden ersten Scheiben kennt, wird einem das um so bewusster.
Selbst mit jazzigen Stücken hat sie keinerlei Berührungsängste - so zu hören bei "Bahia Funk" (Lee Ritenour), Hut ab!
Und nun: Düstere Keyboardklänge leiten das Intro ein und sofort weiß jeder, der sich in der Musikszene auch nur annähernd auskennt, es ist "Brothers In Arms". Plötzlich, von zarter Hand gespielt, die ersten Gitarrenklänge, die von dunklen Vocals begleitet werden. Ab und zu hat man sogar das Gefühl, die Stimme bricht jeden Augenblick und Tränen rollen der Künstlerin beim Singen über die Wangen. Ich sage Euch, so wahr wie ich hier sitze - diese Version braucht sich in keinster Weise vor dem Original zu verstecken. Da kommen Emotionen bei mir hoch, wie ich sie selten bei einem Song erlebt habe.
Natürlich höre ich auch schon die ersten Kritikerstimmen, die ihr vorwerfen, dass sie die Stücke so original wie möglich bringt, abkupfert oder was auch immer.
Ich rate jedem: Befasst Euch näher mit ihren Platten, denn Patgirl zeigt, was man aus Werken von Steve Vai und Joe Satriani alles herausholen kann und wie man es das schafft. Covern ist nicht gleich covern und Nase rümpfen ist hier eh fehl am Platz.
Zumal, Vanessa Mae macht es, Nigel Kennedy ebenso und vergesst nicht, selbst große Bands wie Led Zeppelin, die Stones und viele andere fingen einmal mit Coversongs an. Ein gutes Training übrigens, um den zukünftig gangbaren Weg zu finden.
Aber darum geht es auch nicht in erster Linie, sondern darum, dass es eine Frau wagt, in eine absolute Männerdomäne einzudringen und mit ihrem grandiosen Gitarren-Spiel versucht, sich den nötigen, ihr wirklich zustehenden Respekt zu verschaffen. Und ich bin überzeugt, es wird nicht lange dauern und Patgirl wird mit eigenen Songs ihre Fans überraschen.
Zu erwähnen wäre außerdem noch, dass eine DVD in Vorbereitung ist. Die Vorproduktion läuft zusammen mit Nitro (USA). Mir selbst liegt eine Demo-DVD bereits vor, die im Dolby Surround 5.1 sowie in Stereo abspielbar ist und den Song "Souls Of Distortion" beinhaltet.
Fast fünf Minuten lang bekomme ich einen kleinen Einblick auf das, was Patgirl-Fans erwarten wird.
Dazu kann ich nun zumindest so viel verraten, um die werte Leserschaft auf das Endprodukt neugierig zu machen: Die mir als Geschmackshappen vorliegende Scheibe ist eine Pre-Production für Extreme Arts von Satchvai. In dem Clip wirken großartige Ausnahme-Athleten mit. So z. B. die durch Funk u. TV (Stern TV, Sportstudio u.a.) bekannten Huberbuam (stellten einen neuen Speedclimbing-Rekord an der Nose des El Capitan im Yosemite Nationalpark auf) und der, ebenfalls durch Funk und TV bekannte Schweizer Stephan Siegrist, einer der wohl besten Basejumper und High-Liner auf diesem Planeten.
Mit all den genannten Extrem-Alpinisten werden derzeit ein bis zwei Werke vorproduziert. Mit dabei auch Peter Gambs, der bereits in Amerika mit "Discovery Stunt" für Furore sorgte so wie Sky (Paul Klima mit seinem TV-bekannten Stein-Adler) gehören ebenso zu Patgirls meta-physischem Projekt.
Mit Sky dem Adler kann vielleicht schon bald auch einem breiteren Publikum vorgeführt werden, wie sich ein Sturzflug aus der echten Vogelperspektive anfühlt. Damit soll erreicht werden, dass der Zuschauer ganz besondere Eindrücke und Emotionen fühlt, die er so bisher noch die gespürt hat.

Alle Sounds für die Clips werden in Dolby Surround 5.1 u. Stereo abgemischt. Man darf also schon jetzt sowohl auf die visuellen, als auch musikalischen Eindrücke der DVD und der geplanten TV-Spots gespannt sein.
Tracklist
01:Johnny Boy [Gary Moore] (3:27)
02:What Hurts The Most [Rascal Flatts] (3:33)
03:Listen To Your Heartbeat [Gary Moore] (3:59)
04:Philosopher [Larry Carlton] (4:01)
05:I'll Ty Anything [Amber Dotson] (3:39)
06:Just Look Up [Joe Satriani] (4:55 )
07:Bahia Funk [Lee Ritenour] (4:45)
08:Still Got The Blues [Gary Moore] (6:11)
09:Shadow Play [Rory Gallagher] (4:34)
10:Brothers In Arms [Dire Straits/M. Knopfler] (6:39)
11:The One And Only [Chesney Hawkes/R. Daltrey] (3:42)
12:Fire [Jimi Hendrix] (3:16)
13:Whispering A Prayer [Steve Vai] (7:29)
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