Der Herbst ist da, Zeit für solche Musik, wie sie uns Paul O'Brien hier vorstellt.
Melancholisch und beschaulich, so stellt sich die Stimmung gleich bei den ersten Klängen von "Sacred Line" ein. Im Gegensatz zu seinem Album Plastic stellt sich beim neuen Output nicht die Frage nach einer 'Schublade'. "Walk Back Home" ist lupenreine Musik im Singer/Songwriter-Genre. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Seine Stimme klingt etwas 'nasal", gleichwohl nicht minder 'warm' und sanft im Ausdruck. Meinte ich in der Rezension zu "Plastic" noch, die Musik könne dort gern etwas zupackender sein, so müsste das hier dann im ganz besonderen gelten, hat O'Brien die Stimmung doch noch einmal ein Stück zurückgefahren und viel Ruhe und Beschaulichkeit bestimmt das Bild.
Doch hinsichtlich der Arrangements ist die Musik auf dieser Platte insgesamt schlüssiger, so dass es passt, sogar auf faszinierende Weise. Also - Midtempo, und mehr sollte man bei der perkussionslosen Aufnahme gar nicht erst erwarten.
Hier heißt es gleich 'entschleunigen', entspannen und genießen. Die dominierenden akustischen Gitarren werden hier und da durch ein sehnsuchtsvolles Akkordeon sehr schön - mit irischem Akzent zum Beispiel auf "He Can Dance" - abgerundet, und der von Hans-Jörg Mauksch erneut eindrucksvoll gespielte Fretless Bass spannt die Bögen, verbindet einzelne Elemente und Nuancen und beweist sich wieder einmal als kongenialer Begleiter. Der Bassist ist mir bereits sehr positiv aufgefallen durch sein Mitwirken bei Aufnahmen von Helmut Debus und Allan Taylor. Eine gute Wahl, ihn auch hier einzusetzen, da er der Musik entsprechende 'Würze' verleiht!
Zwar sind die Kompositionen insgesamt sparsamer bzw. spartanischer arrangiert, liefern aber ein stimmigeres Bild ab, als die Vorgänger!
Der in Kanada lebende Ire hat wahrscheinlich auch hier wieder viele eigene Erlebnisse in den lyrischen Texten verarbeitet, so scheint es, liest man die im vorbildlichen Booklet abgedruckten Texte. Darüber hinaus erklärt O'Brien auch bei den einzelnen Texten, welche Bedeutung sie haben oder welche Absicht dahinter steckt. Sei es eine Geschichte zu Durchfallquoten in der High School ("Sacred Line"), Erfahrungen in einer Großstadt ("Berlin At 5"), oder eine Geschichte über den Erzbischof Romero aus San Salvador, beeindruckend unterstützt durch einen fünfstimmigen Kinderchor.
Hat "Plastic" bei mir noch gerade haarscharf 8 von 10 RockTimes-Uhren erhalten, scheue ich mich nicht, hier guten Gewissens und bedenkenlos, 9 Uhren zu verteilen!
Nicht nur, weil es ganz einfach sympathische Musik ist, sondern auch noch sehr ansprechend und subtil und feinfühlig arrangiert und mit viel Gefühl eingespielt ist! Die Stimmung erinnert, um einmal einige Vergleiche zu zitieren, an Musik von Simon & Garfunkel, Tom Rush, Cat Stevens, Allan Taylor, Gordon Lightfoot, James Taylor oder Helmut Debus.
Klanglich bietet die Musik für HiFi-Freunde übrigens Hochgenuss, die CD kommt als 'Super Audio CD', als Hybrid abspielbar auf normalen CD-Playern. Nach "Anniversary Day" verabschiedet man sich mit reichlich Beifall und Feuerwerkskörpern, verdient hat Paul den Applaus!
Line-up:
Paul O'Brien (vocal, guitar)
Uli Kringler (guitar, tremolo guitar - #2, 8, 9, 10, piano - #4, dombak - #5, charrango - #6, percussion - #6, 10, dobro - #7)
Lea Morris (backing vocals - #1, 4, 9)
Hans-Jörg Mauksch (fretless bass, udu - #1)
Hrólfur Vagnsson (accordion - #2, 4, 6, 8)
Annika Lückebergfeld (mandolin - #5, 7)
Elián, Noah, Julen, Rubén, Samuel (children's choir - #6)
Lars Hansen (upright bass - #7)
Lucile Chaubard (violincello - #9)
Martin Großkurth (Hammond organ - #11)
Tracklist |
01:Sacred Line (4:07)
02:Berlin At 5 (4:34)
03:American Car (5:04)
04:Walk Back Home (4:38)
05:Madrona (5:13)
06:Romero (5:07)
07:Light The Way (4:17)
08:He Can Dance (4:34)
09:Without A Trace (4:24)
10:Misty Mountain (4:03)
11:The Finest Thread (4:11)
12:Anniversary Day (3:15)
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