Der Italiener Marko Pavic entstaubt den Hardrock: Nachdem sein 2005er Debüt "Taste Some Liberty" noch ganz im Zeichen des klassischen, melodischen Hardrocks stand, legt er dieser Tage mit "Unconditioned" einen modernen, druckvollen Rockbrocken vor, der sich gewaschen hat.
Zugegeben, ich brauchte einige Durchläufe, um die Klasse und Brillanz dieses Opus' zu begreifen, aber man sollte ruhig Geduld mitbringen, da "Unconditioned" danach umso mehr zu überzeugen weiß. Die moderne Schlagseite wirkt nicht auf jeden Hörer gleich, und besonders Traditionalisten werden sich damit erst anfreunden müssen. Wem aber zeitgemäßer Hardrock schon mal prinzipiell gefällt, der sollte Marko Pavic und seiner nach ihm benannten Band eine Chance geben.
Neue Wege haben sie also für "Unconditioned" beschritten, die zeitgemäßen Soundelemente fügen sich aber wunderbar ins Klangbild ein. Beispielsweise sind "Miracle Man" oder "Ghost In A Trash Machine" mit fetten, in diesem Kontext schon fast brachial anmutenden Gitarrenriffs ausgestattet, wo hingegen die erste Single "Just Go On" (zu der sich auch ein Video auf dem Album befindet) eine astreine Radionummer geworden ist. Das geschickte Zusammenspiel von Piano und Gitarren trifft den Nerv des Mainstream-Rock haargenau, außerdem konnte man mit Kee Marcello (Ex- Europe) einen prominenten Gast überreden, ein Solo beizusteuern. "Creep" kommt mit einer ordentlichen Portion Metal daher, nur um im Refrain dann große Melodien auszupacken, die einen schönen Kontrast zu den rhythmischen Strophen liefern - der härteste Track des Albums.
Aber es geht ja noch weiter, denn auch die obligatorischen (Halb-) Balladen dürfen nicht fehlen, deren ergreifende Arrangements sich in den Gehörgängen festsetzen. Festgehalten sollte an dieser Stelle allerdings, dass man Schmalz und Kitsch lange suchen kann: Der einzigen, waschechten Ballade "Your Love Is Shining" (eine im akustischen Gewand daher kommende Perle) stehen mit "Fallin' For Love", dem Quasi-Titeltrack "Unconditioned" nämlich zwei Stücke gegenüber, die stellenweise schon etwas härter werden können.
Neben solchen Gefühlsausbrüchen gibt es aber auch noch die kühl-melancholische Midtempo-Nummer "This World", den Rocker "Ride 'N Run" oder den pumpenden Brocken "Hidden Sorrow" zu hören. Somit sollte ersichtlich werden, dass "Unconditioned" eine große Bandbreite an verschiedenen Rocksounds zu bieten hat.
Insgesamt wird innerhalb der Genregrenzen also viel Variation geboten. Chris Catenas' Stimme ist sehr variabel und anpassungsfähig, Marko Pavics Gitarrenspiel reicht von fettem Riffing bis hin zu gefühlvollen Gitarrensoli, die Keyboards von Lorenzo Antonelli fügen sich nahtlos und unterstützend ins Klangbild ein - so viel kann man also heute aus harter Rockmusik herausholen, ohne deren klassische Wurzeln zu verleugnen. Pavic ist dieser Spagat eindrucksvoll gelungen, wozu man sie nur beglückwünschen kann. Natürlich muss man sich auf die ein oder andere moderne Nuance im Sound einlassen, um die Stärken von "Unconditioned" auf sich wirken zu lassen. Hörern, die sich im Bereich des Metal zu Hause fühlen, mag das leichter fallen als anderen. Und auch wenn nicht jeder der zwölf Songs richtig großartig ist, so weiß die Scheibe doch in ihrer Gesamtheit zu gefallen. Als Appetithappen möchte ich daher zu guter Letzt noch "Miracle Man", "Trapped", "Just Go On", "Ghost In A Trash Machine", "Unconditioned Love" und "Your Love Is Shining" empfehlen.
Line-up:
Marko Pavic (guitars)
Chris Catena (vocals)
Alex Ferrara (bass)
Lorenzo Antonelli (keyboards)
Marco Madonia (drums)
Tracklist |
01:Miracle Man (4:19)
02:Trapped (4:14)
03:Just Go On (4:47)
04:Ghost In A Trash Machine (4:09)
05:Creep (4:15)
06:Fallin' For Love (4:23)
07:This World (4:31)
08:Unconditioned Love (4:03)
09:Ride 'N Run (4:16)
10:True Sincerity (3:33)
11:Hidden Sorrow (4:41)
12:Your Love Is Shining (4:06)
+ Just Go On (Video)
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