"Pampered Menial" und "At The Sound Of The Bell" waren zweifelsohne Alben, die sich immer in der Nähe unseres Plattenspielers befanden.
Nun wird das verloren geglaubte, dritte Album in diesen Tagen veröffentlicht.
Der damals vorgesehene Titel "Has Anyone Here Seen Sigfried?" ist leicht erklärt: Sigfried Carver (Richard Nadler), Violinist von Pavlov's Dog, hatte die Band, ebenso wie Bill Bruford (drums), verlassen und galt als verschollen.
Was jetzt vorliegt, wurde 1977 in St. Louis aufgenommen und durch zehn, vom Sänger der Band persönlich ausgesuchten Bonus Tracks, getunt.
Der größte Teil der Originalsongs wurde von 'Man-mag-ihn-oder-nicht'-Stimmwunder Surkamp geschrieben.
Pavlov's Dog haben großartige Musik gemacht und hatten mit "Julia" bzw. "Song Dance" Hits.
Das akustische "Today", ein Song von Jefferson Airplane, hätte das Zeug zu einem weiteren Bestseller gehabt, doch die Band geriet in die Mahlsteine der Plattenindustrie, wenn man es mal so ausdrücken darf. Columbia zeigte nach dem kommerziellen Misserfolg von "At The Sound Of The Bell" kein Interesse mehr an der Band, und in den Neunzigerjahren kursierte das vorliegende Album als Bootleg unter dem Titel "The St. Louis Hounds". Man wollte ja keine schlafenden Hunde wecken.
Plötzlich, zum dreißigjährigen Jubiläum des Debütalbums gab es Pavlov's Dog wieder, in Originalbesetzung. Man tourte 2005 in Deutschland und im Jahr 2006 gab es vor 54.000 Zuschauern einen Auftritt beim Arrow Rock Festival.
Hitverdächtig wäre auch das treibende, basslastige und gitarrenorientierte "Trafalger" gewesen.
Das Originalalbum sieht aber nicht nur David Surkamp am Gesangsmikrofon: Steve Scorfina singt seine selbstgeschriebene Ballade "It's All For You", die durch ausgewogene Mellotron- und Pianoläufe gefällt. Die Repeat-Taste ist angesagt.
Der Bandgründer Mike Safron hatte sich auch verpieselt. Die Trommelstöcke übernahm Kirk Sarkisian.
Toll ist das abschließende Instrumentalstück "While You Were Out", geschrieben vom Keyboarder Tom Nickeson.
"Falling In Love" geht in poprockigen Gefilden spazieren und da hören wir doch, neben der Falsett-Stimme eines Surkamp, sehr weiblich klingende Backing Vocals. Reichlich akustische Rhythmusgitarre prägt "I Love You Still" und die beiden elektrischen Gitarrensoli sind klasse. Mit "Jenny" ist dem Surkamp ein tolles Liebeslied gelungen. Diese Gitarre! Kristallklar und einnehmend umgarnt sie die Lauscher des Hörers.
Schade, dass es damals nicht zur Veröffentlichung kam. Toll, dass nun das Label Rockville Music dieses Stück Zeitgeschichte offiziell auf den Markt bringt.
Kommen wir zu den Bonus Tracks: Bisher unveröffentlichte Live- und Studioaufnahmen aus den Jahren 1975, 1976 und 1977.
Hier gibt es dann mit "Song Dance", "Of Once And Future Kings", "Natchez Trace", "A Little Better" und "A Look In Your Eyes" ein Wiederhören mit dem Violinisten Sigfried Carver.
Bei den Live-Aufnahmen knarzt es etwas aus den Speakern: Zeitreise eben.
Wow, was musikalisch geboten wird, ist erste Sahne. "Song Dance", "Of Once And Future Kings" und "Natchez Trace" stammen allesamt von "Pampered Menial".
Dieser Sigfried Carver war ein echter Irrwisch auf seinem Instrument und spielt sich im wahrsten Sinne des Wortes Blasen an die Finger.
Schwer rockende Sounds eröffnen "Song Dance", immer wieder unterbrochen durch luftige Einlagen der Geige. Viele Breaks und Tempiwechsel säumen den Weg und der Track hat eine tolle Hookline. Piano und Violine bilden einen guten Kontrast zur elektrischen Abteilung der Band.
"Of Once And Future Kings" ist noch intensiver von Wechseln in der Geschwindigkeit sowie lauten und leisen Phasen geprägt. Unter dem Violinensolo brodelt es gewaltig und die Nummer hat epische Versatzstücke, die einfach nur großartig sind. Gegen Ende schiebt sich die elektrische Gitarre in den Vordergrund, bis Carver wieder die Überhand gewinnt.
Orgel und eine prächtig riffende Gitarre spielen dann in "Natchez Trace" die Hauptrolle und Carver spielt, bis auf ein Solo, eher die zweite Geige. Rockmusik aus den Siebzigern at its best!
Was der Carver in "A Look In Your Eyes" vom Stapel lässt, ist vor Schrägheit schon wieder schön. Dann kommt "Julia" in ihrer ganzen Pracht. Ist das herrlich, diesen Track wieder zu hören und auch noch live. Gänsehaut!
Mit "She Came Shining" haben wir den nächsten Hinhörer! Steve Scorfina haut ein kurzes, aber prägnantes Solo aus den sechs Saiten. Alles in allem ein kompakter Song mit tollen Backing Vocals. Keyboards drücken "Did You See Him Cry", einem Instrumentalsong mit wunderschönen einleitenden Pianoläufen von Douglas Rayburn, ihren Stempel auf und mit "Theme From Subway Sue" kommen wir dann zu einer getrageneren Nummer, die in den Pekin Studios aufgenommen wurde. Bester Rock in der Qualität der Band Family.
In sehr ruhigem Fahrwasser beschließt das kurze "I Wait For You" mit Rayburn am Piano und Surkamp am Mikro eine randvolle CD, die hochinteressant ist und nun endlich die Lücke in der Pavlov's Dog-Geschichte schließt. Es macht höllischen Spaß, in der Zeitmaschine zu sitzen...
Line-up:
David Surkamp (vocals)
Douglas Rayburn (melotron, piano)
Rick Stockton (bass)
Kirk Sarkisian (drums)
Tom Nickeson (keyboards, piano)
Steve Scorfina (guitar)
Sigfried Carver (violin- #11, 12, 13, 14, 15)
Tracklist |
01:Only You (4:33)
02:Painted Ladies (3:22)
03:Falling In Love (3:27)
04:Today (3:08)
05:Trafalger (3:10)
06:I Love You Still (4:04)
07:Jenny (4:07)
08:It's All For You (3:50)
09:Suicide (2:03)
10:While You Were Out (2:38)
Bonus Tracks:
11:Song Dance (6:29)
12:Of Once And Future Kings (6:50)
13:Natchez Trace (4:18)
14:A Little Better (2:18)
15:A Look In Your Eyes (4:27)
16:Julia (2:55)
17:She Came Shining (4:37)
18:Did You See Him Cry (6:06)
19:Theme From Subway Sue (5:40)
20:I Wait For You (1:44)
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Externe Links:
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