Wir schreiben das Jahr 1980. Eine junge, aufstrebende Bluesband, die auf den Namen PeeWee Bluesgang hört, hat einen Gig im Kultschuppen von Steffi Stephan in Münster, dem Jovel, klarmachen können. Da besagter Steffi Stephan Bassmann bei Udo Lindenbergs Panik Orchester war und sich mit Technik gut auskannte, schnitt dieser den Auftritt kurzerhand mit. Leider fand sich damals kein Label, um den Mitschnitt zu veröffentlichen, sodass die Band die Platte damals selbst herausbrachte. Über 30 Jahre später wurden diese Aufnahmen noch mal neu abgemischt, auf CD gepresst und zum fünfunddreißigsten Geburtstag der Band in die Läden gestellt. Das Ergebnis dreht sich nun schon seit Tagen in meinem Player und macht einfach nur Spaß.
Der Sound ist authentisch und die Musiker in bester Spiellaune. Da braucht es auch keine Eingeweide zerreißenden Bässe. Nein, genauso muss eine Live-Platte aus dieser Zeit klingen!
Besonders auffällig ist die Präsenz des Pianos. Hier macht der Iserlohner Keyboarder Stefan Janke einen richtig geilen Job. Er flitzt über die Tasten, dass es eine Freude ist, ihm zuzuhören. Ob Blues, Rock'n'Roll oder Boogie, der Mann fühlt sich in allen Stilen richtig wohl. Das überträgt sich auch auf den Zuhörer, der unweigerlich in den Bann des Klavierspiels gezogen wird.
Auch Thomas Hesse, der die sechs Saiten bedient, lässt nichts anbrennen. Emotionsgeladene Soli, Bluesriffs, Slideeinlagen oder geradeaus stampfende Rhythmen, der Mann hat alle Spielarten drauf. Am Mikro stand damals auch schon Richard Hagel, der heute zusammen mit Thomas Hesse, als einziges Bandmitglied seit dieser Zeit dabei ist. Erst kürzlich hat die PeeWee Bluesgang ihr neues Album Boudoir De Luxe veröffentlicht, das sich sehr viel moderner anhört als die Aufnahmen von 1980. Wenn ich mich für eine Platte entscheiden müßte, würde ich sicherlich "Live im Jovel" wählen. Das klingt irgendwie frischer und unverbrauchter. Womit ich aber nicht sagen möchte, dass "Boudoir De Luxe" schlechter ist, nur eben anders.
Am Schlagzeug sitzt Rüdiger Schilling, der für den grundsoliden Groove auf der Bühne sorgt. Zusammen mit Heribert Grothe am Bass stellt er das passende Grundgerüst, das die Songs zusammenhält. Richard Hagel garniert dazu die Tracks mit seinem souveränen Gesang, der auch in schwierigen Lagen überzeugen kann.
Alles in Allem ein gelungenes rundes Werk, welches einen Ehrenplatz in meiner Plattensammlung erhält. Für mich ist immer noch unverständlich, dass sich damals kein Label für die LP gefunden hat. Aber das hat ja jetzt, mit 32 Jahren Verspätung, Sireena übernommen. Sauber!!!
Eine klare Kaufempfehlung!
Line-up:
Thomas Hesse (guitar)
Richard Hagel (vocals)
Rüdiger Schilling (drums)
Heribert Grothe (bass)
Stefan Janke (keyboards)
Tracklist |
1:I Don't Need Somebody Else
2:Rambling On My Mind
3:Gospel
4:John Lee Hooker
5:Boogie On Down The Street
6:Slow Blues
7:I'm On The Lonly Road
8:Intro
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