Mittlerweile längst ihrer kolonialen Vergangenheit und dem vergammelten amerikanisierten Rock'n'Roll-Gut entwachsen, exportiert das einstige Erfinderland des wässrigen Gemüses dennoch weiterhin gern musikalische Popkultur ohne klar erkennbare nationale Züge, garniert die instrumentale Kraftmeierei dagegen aber häufiger mit kindlichem Entdeckerdrang und beflissener Ernsthaftigkeit.
Aus den Ingredienzien wagnerianisch infizierter musizierender Zeitgenossen, welche sich keinesfalls durch wildes Posing oder nietenbesetzte Uniformiertheit, sondern durch filigrane, aus Stahl gewobene Eigenkreationen einen nachhaltigen Platz auf dem Metal-Thron zu sichern vermochten, kochten sich nun vier niederländische proppere Jungs und ein zartes Gouda-Pflänzchen ihr erstes eigenes Süppchen, um es letztendlich mit einer gehörigen Portion Spätachtziger-Gewürzen zu verpanschen.
Bei den meisten 'Traum Theater' -Abhängigen dürften hierbei wohl die Ersatz-Glückskekse in der Dose verkrusten, sind Penny's Twisted Flavour unüberhörbar virtuose Visionäre, deren Erstling einen selbstlos durch alle Jahreszeiten begleitet, der aber wiederum im übermächtigen Nachhall einiger Rockdinosaurier ein wenig Unabhängigkeit missen lässt. Die Niederländer versuchen durchaus eine stimmungsvolle instrumentale Ausgewogenheit programmatisch zu verankern und der druckvollen Produktion, dank Marc Mes' testosteroner Gesangseinlagen, die nötig geballte Kraft anzugedeihen, auch wenn selbige sich dabei stellenweise gern im süßlichen bzw. vorgekauten Retro Prog-Schleim britischer Herkunft suhlen.
Sorgfältig wird der Tasten-Sound aus drei Jahrzehnten Vergangenheit exzerpiert und im Fundus symphonisch orientierter musikalischer Urviecher sorgfältig vertäut, um über weite Strecken mit einem geballten Aufguss US-Ostküsten verseuchter Metal-Pioniere, und allerlei selbstverliebtem Saiten-Zinnober dekoriert, einher zu galoppieren.
Sowohl bretternde Rhythmusarbeit und Klassik-fleddernde Saitenakrobatiken als auch ein herrlich temperiertes Tastenkorsett reichen sich im ansonsten dichten Klanggerüst die Klinke, rücken aber allenthalben mit komplexen Rezepturen dem abgespulten Perfektionismus zu Leibe. Selbst der Versuchung, sich mit Schmalz- bzw. Pathos-strotzenden Balladen wie "Forgotten Words" und "What We Become", sowie durch schmierige Schweineorgel-Einlagen nostalgischen Rührseligkeiten hinzugeben, kann dem tönenden Debütanten seiner schaumgebremsten Potenz nichts berauben, verstehen es die unerfahrenen Protagonisten doch durchaus, mit kulminierenden Mammutkompositionen wie "A Way Out", inklusive kollegialer Nachhilfe von Kayaks Tasten-LeaderTon Scherpenzeel die Härte-Waagschalen auf viertel Zehn zu halten.
Schwierig bleibt dennoch der Spagat zwischen aufgekochten, wenn auch variierten musikalischen Kopien und den eher verhaltenen Eigenanteilen, welche letztendlich mit fundiertem Handwerk, insbesondere durch irrwitzige und neoklassizistisch infizierte Gitarrenläufe und Wendys farbenfrohe Piano-Miniaturen rehabilitiert, einige halbwegs abgegriffenen Strukturen zu kitten vermögen.
Das angestrebte Erfolgsrezept, dem Schönklang verfallene, andererseits komplexe muskelbepackte Melodien mit epischer Breite zu verflechten, weiß das rotzige Quintett nur allzu gut für sich zu nutzen, dass selbst minutiöses Erforschen egomanischer Ausbrüche für fast völlig überflüssig befunden wurde.
Ansonsten um Songdienlichkeit und Wiedererkennungswerte bemüht, wird der Konsument bei dieser technisch sauber produzierten Studiogeburt mit Sicherheit nicht von Überraschungen verblendet, sondern bewusst auf angenehm moderne und unprätentiöse Art mit allerfeinstem Naschwerk aus auf Scharfsinn fixiertem Metal beherzter Prägung konfrontiert, dass man den Neulingen ihre Rolle rückwärts dabei keinesfalls übel nehmen möchte.
Die kompositorischen Klugscheißereien und Ziselierungen dieses eigentlich zwei Jahre gereiften 'Babys' wird der geneigte Hörer wohl erst nach dem zwanzigsten Mal zu würdigen wissen und vielleicht einigen mittlerweile abgeschmackten Genre-Superhelden den Laufpass anbieten.
Line-up:
Marc Mes (vocal)
Mark Bogert (guitars)
Matthijs Kieboom (bass)
Harmen Kieboom (drums)
Wendy Heuvelmans (keyboards)
Ton Scherpenzeel (keyboard solo - #5)
Tracklist |
01:Penny's Twist
02:Inside
03:Falling
04:Forgotten Words
05:A Way Out
06:Wasting Time
07:Dying Dream
08.What We Become
09:Motion
10:Back Home
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