The Persuaders / Ghost Ship Sailors
Ghost Ship Sailors Spielzeit: 36:34
Medium: CD
Label: Cactus Rock Records, 2012
Stil: Rock

Review vom 20.06.2012


Markus Kerren
Was zur Hölle ist denn hier los, sind da etwa die göttlichen Dogs D'Amour wieder zum Leben erwacht? Nein, nein, nein, das nun leider doch nicht, aber das vorliegende Album der Persuaders kommt der ehemaligen (?) Truppe rund um den Frontmann Tyla doch sehr nahe.
Dabei haben wir es eigentlich mit vier Musikern aus dem trocken-heißen Arizona zu tun, die sich alle schon jede Menge Sporen im zwischendurch mit harten wie verführerischen Dollars lockenden Los Angeles verdient haben. So waren die jetzt im Verbund agierenden Musiker in der (je nach Gesichtspunkt) glorreichen Vergangenheit bereits mit Combos wie etwa den Gin Blossoms, The Pistoleros oder Dead Hot Workshop zu Gange und können gemeinsam auf Millionen von verkauften Tonträgern verweisen.
Den Ton für "Ghost Ship Sailors" setzt die Band bzw. der Frontmann Lawrence Zubia bereits mit der ersten Zeile des ersten Songs: »In California... they found Jesus Christ... driving drunk through paradise... on a cocaine bend from hell...«. Yeeaaah baby, auf diesem Album werden in (musikalisch) dreckigster Art und Weise die unglaublichen Höhen wie auch die ganz dunklen Tiefen des Lebens eines Rock'n'Rollers zelebriert bzw. nachvollzogen. Eine Band auf Tour? Selbst unser aller Udo hatte ja schon im zarten Jahr 1974 in seinem Song "Honky Tonky Show" aus dem Nähkästchen geplaudert:
»...und der Band-Doktor sagt: Das is' ja 'n Marathonlauf!
und er macht sein' Koffer auf
und er gibt uns die Sachen, die uns kräftig machen
Denn uns're Show will jeder seh'n
und deshalb muß sie weitergeeehn!!«
Oh ja, 'the show must go on' und das Rock'n'Roll-Geschäft ist nun mal tatsächlich alles andere als ein 'Freiflug ins Glück'! Die wenigen, die es geschafft haben und dort relativ unbeschadet angekommen sind, dürfen sich glücklich schätzen. Die meisten bleiben aber schon ganz früh auf der Strecke und dann gibt es noch die in der Mitte, die halbwegs erfolgreiche Platten auf den Markt bringen und sich dennoch den Arsch abtouren müssen, um auch nur ansatzweise über die Runden zu kommen. Dieser letztgenannte Weg bringt ganz sicher jede Menge Spaß, allerdings fordert er aber auch seinen nicht unerheblichen Tribut ein, was viel zu oft zu eher uncoolen Alkohol- wie Drogenabhängigkeiten bei Musikern und im schlimmsten (und alles andere als seltenen) Fall zu deren Tod führt.
Die Songs der Persuaders führen den Hörer, ähnlich wie die der bereits erwähnten Dogs D'Amour, in eine manchmal grandiose, manchmal tiefschwarze Welt des Rock'n'Roll und dem damit verbundenen - wenn konsequent gelebten - Lifestyle, in dem nur der nächste Moment, der nächste Kick, der nächste Fick und das Hoffen, trotzdem den nächsten Tag noch zu erleben, zählt. Das alles allerdings unterlegt mit höllengeiler Rockmusik, pumpendem Bass, ums Überleben kämpfenden Drums, Gitarren-Riffs und -Licks, die bereits alles Menschliche im halbwegs kurzen Leben gesehen haben und einem Sänger, der uns Geschichten dieser oftmals hinter verschlossenen Türen verborgenen Realität auf einem von viel zu vielen Einsätzen zerdepperten Tablett mit Whiskey-gebrandmarkter Stimme glühend heiß präsentiert.
Nein, Freunde des guten Geschmacks, ich werde euch hier ganz sicher keine Analysen der jeweiligen Songs präsentieren, denn die vorliegenden zehn Tracks der Persuaders werden beim ersten Checken entweder ganz umgehend in euer Blut übergehen oder im anderen Fall Fragezeichen hinterlassen (dann behauptet aber auch nicht ein Rock'n'Roller zu sein, sondern meldet euch am besten gleich zur Bibelschule an!). Fragezeichen gibt es für mich persönlich keine, hier herrscht verfickter, arschgeiler und 'Was heißt hier Morgen?'-Rock vor, ganz im Sinne der schon erwähnten Dogs D'Amour, The Faces, der Rolling Stones zu Anfang der Siebziger oder der leider zur Zeit auf Eis gelegten Black Crowes.
Rock'n'Roll-Herz, was willst du mehr? Höllengeiler Rock mit einem abgefuckten Sänger, vor dessen Genuss man den Kühlschrank unbedingt mit Bier füllen und die Jack Daniels-Flasche in Griffweite haben sollte!
Fuck me, brothers and sisters, mehr davon!!!
Line-up:
Lawrence Zubia (lead voals)
Thomas Laufenberg (guitars, background vocals)
Scott Andrews (bass)
Phillip Rhodes (drums)
Tracklist
01:Jesus Christ
02:Ocean Song
03:Just The Same
04:Subway To The City
05:I Ran
06:Drove It
07:Sara In Chicago
08:Melissa
09:Paper Mache
10:Sarene
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