Da gibt es eine Band, die wusste sich über eine gewisse Zeit keinen Namen zu geben und man hatte schon fünf Konzerte hinter sich.
Dann findet man einen Namen, der auch noch geschichtlich mit dem Land, in dem der Whiskey fließt, verbunden ist: Franz Ferdinand!
Da fährt man mal ohne eine CD im Auto-Player und was wird im Radio angesagt... Franz Ferdinand!
Die Jungs seien der New Wave des New Wave und haben für unterwegs ein Bügeleisen mit, damit ja keine Falten in ihre Kleidung kommen. Jaja, so kann es mit den Ticks losgehen.
Da fragt sich jetzt wahrscheinlich der geneigte Leser, warum ich Zeit für Franz Ferdinand geopfert habe?
Ganz einfach, weil die Band, um die es hier geht und dessen Album "Checkmate Savage" mir vorliegt, auch aus dem schottischen Glasgow kommt. OK, Franz Ferdinand residiert im vier Kilometer entfernten Govan.
Mit der Namensfindung hatte das Sextett wohl identische Probleme. Die waren zum Beispiel mal als Wooden Trees, Robert Redford unterwegs, bevor sie sich The Phantom Band nannten und ihr Album von Paul Savage, Mitglied der Glasgower Kult-Indie Rock-Band The Delgados, die es seit 2005 nicht mehr gibt, produzieren ließen.
Man muss schon offenherzig und vorurteilsfrei an "Checkmate Savage" heran gehen, sonst wird das nichts mit einer Liebe auf Album-Zeit, denn das 'Trugbild' offeriert Musik zwischen Genie oder Mülleimer und das fast eine Stunde lang.
Die Aufnahme-Sessions seien so wie ihre frühen Jams gewesen. Achtung, Southern-Rocker: Nur, weil hier etwas von 'Jams' steht, nicht nervös werden. Das ist nicht eure Baustelle. Die Studio-Sitzungen waren lang, mit Abschweifungen und experimentell.
Nachvollziehbar, alleine schon, wenn in der Tracklist Song-Titel wie "Burial Sounds" oder "Throwing Bones" auftauchen. Dreht sich der Silberling erst einmal im Player, hat die musikalische Umsetzung etwas Irres, zumal die Band selbstgebaute Instrumente benutzt. Da liest man etwas von Andys »'shelfaphones'«, die er aus metallischen Regal-Konsolen zusammen gezimmert hat.
Melodien und nochmals Melodien…
The Phantom Band hat diesbezüglich ein oder mehrere Händchen für Eingängigkeit. Wenn sich die Band der Dekoration, dem Drumherum widmet, geht vor lauter abgedrehter Ideen die Post in ganz unterschiedlicher Art und Weise ab…
Und phantomastisch gut singen können die Mannsbilder auch noch.
Metallische Riffs treffen auf Kinderlied-Reimereien, ausgerechnet in einer Nummer, die mit 'Folk' beginnt und kein Folk-Song ist.
Ubskure Sounds krieieren düstere Stimmungen. Dann legen die Phantoms den Schalter um und der nebulöse Vorhang öffnet sich. Wir stehen Sonnenbrille-tragend im gleißenden Sonnenlicht.
Ohne Verdunkelung vor den Augen hypnotisieren sie uns mit repetativen Klängen zu deren Transparenz so etwas wie ein Harmonium zum Einsatz kommt, bevor uns eine mächtig verzerrt metallische E-Gitarre eine Strich durch die Reise ins eigene Ich macht.
Zuweilen hat das Sextett etwas mit Joy Divison am Hut. Dann fördern sie plötzlich seelige Gang Of Four-Zeiten aus dem Unterbewusstsein des Hörers ans Tageslicht.
Was hat The Phantom Band nicht alles zu bieten?
Eigentlich irre, dieses ausbalancierte Spiel mit Elektronik und E-Gitarren. Dem 'Phantom' ist selbst das Bottleneck nicht unbekannt. Alles mit Vorsicht zu genießen, denn wer weiß schon, außer die Männer persönlich, womit die Klänge erzeugt wurden.
Deutsche Elektronik-Combos aus den Siebzigerjahren prallen auf den Rhythmus des Skandal-Songs "Relax" von Frankie Goes To Hollywood. Der Rhythmus verändert sich, wie Bilder, die ineinanderfließen und die E-Gitarre hat Alexis Sorbas entdeckt.
Die Sechs der Phantom Band bekennen sich zu ihrem schönen Land, denn sie servieren, als "Checkmate Savage"-Unikat ihre selbst gebastelte "Amazing Grace"-Hymne und nennen sie ganz schlicht "Island". Völlig aus dem Rahmen fallend, passt auch dieser Track zu den Musikern, weil man mit so etwas einfach nicht gerechnet hat.
Wenn Banjo-Gezupfe, Harp-Spielereien und eine herrlich geschrammelte Gitarre den feierlichen Gesang mit Chorus, der einen dahinschmelzen lässt, begleiten, vollführt die Phantom Band einen Seelen-Striptease.
Der Band-Orbit hat einen erstaunlichen Radius: Blues-Slides machen die Runde und... ich höre Sing- Stimmen... wieder Erinnerungen: "A Little Piece Of Heaven" von Godley & Creme.
»It's all around us now…« intonieren die Phantom-Stimmen und jetzt scratcht sie auch noch dezent das Vinyl.
Die Männer aus Glagow machen grenzgängige Musik, ziehen aus der Urbanität aufs Land und sind letztendlich doch Golbal-Player. Viel Spaß… wer immer es mag.
Line-up:
Duncan De Cornell (guitars)
Gerrard Harvard (bass)
Andrew T. Oxford (keyboards)
'Richard The Trud' Princeton (harmonies)
Damien Duke Stanford (drums)
Greg Yale (pedals, banjos)
Tracklist |
01:The Howling (6:36)
02:Burial Sounds (4:47)
03:Folk Song Oblivion (4:15)
04:Crocodile (7:43)
05:Halfhound (4:12)
06:Left Hand Wave (5:41)
07:Island (8:52)
08:Throwing Bones (5:01)
09:The Whole Is On My Side (7:53)
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