Phial / The Inner Distance
The Inner Distance Spielzeit: 44:19
Medium: CD
Label: Gunn Records (Bellaphon), 2009
Stil: Alternative Rock

Review vom 07.11.2009


Markus Kerren
Zwar spielen der Gitarrist und Sänger Phil sowie der Schlagzeuger Andy schon seit einiger Zeit bei der Truppe Lost Souls In Desert zusammen, aber Phial entstand eher als ein Studioprojekt, für das man den Bassisten Felix hinzuzog, der zuvor jahrelang mit Phil bei der Formation Helios Preach zockte. Und angegangen wurde dieses Projekt ganz locker und spontan. Ohne einen einzigen Song in der Hinterhand ließ man sich im Studio von den berüchtigten 'drei Akkorden und der Wahrheit' inspirieren und hatte die Debüt-Scheibe mit elf Tracks in gerade mal vier Monaten komplett im Kasten. Und mittlerweile hat man sich auch noch mit weiteren Musikern verstärkt, mit denen Phial ihre Musik auch auf der Bühne umsetzen können.
Sehr druckvoll und eingängig rockt das Trio mit "Inside" los. Der Rhythmus peitscht regelrecht nach vorne, bis Phils melodischer Gesang das Ruder übernimmt und man danach wieder in einen mächtigen Refrain umschwenkt. Geschickt wird immer wieder mit dem Tempo gespielt, sodass diese Nummer sehr eingängig ausgefallen ist. Die Lead Gitarre von Phil bringt dann "Not As Weak" auf den Weg, das von der Struktur ähnlich angelegt ist und wie auch sein Vorgänger beim Chorus von kraftvollen Background Vocals unterstützt wird. Das geht nicht nur klasse ins Ohr, sondern hat durchaus auch jede Menge Radio-Potential, ohne jedoch darauf zu schielen.
Inspiriert fühlen sich die Musiker vor allem von Truppen wie 30 Seconds To Mars, Snow Patrol und 3 Doors Down, speziell was die gewollte Simplizität der Kompositionen, die komplett von Phil stammen, angeht. Nachdem "I Feel" die Spannung der ersten beiden Tracks nicht so ganz aufrechterhalten konnte, ist "Break The Silence" dann wieder ein Volltreffer, was die Gesangsmelodien und die Spannung betrifft. Natürlich wird schon relativ früh klar, dass man mit dem von der Band bevorzugten Stil innovativ keine Wände einreißen kann, aber das war schließlich auch gar nicht geplant. Vielmehr wissen Phial mit coolen, bei "Broken Wings" auch mit Akustik-Gitarre gebrachten, Alternative Rock-Nummern zu überzeugen.
Einer meiner Favoriten auf "The Inner Distance" hört auf den Namen "No Need", verfügt einmal mehr über wahnsinnige Power und dazu noch sehr gefühlvollen Gesang. Direkt gefolgt von dem sehr sanft startenden, dann wie ein Orkan über den Zuhörer hereinbrechenden "One In A Million". Auch hier wird dann die Geschwindigkeit für die Strophen erheblich gedrosselt, um im Refrain wieder hochgejagt zu werden. Wer dem guten Phil Böses will, würde sagen, dass er relativ einseitig komponiert, wer ihm wohl gesonnen ist, der erkennt durchaus an, dass er seinen persönlichen Stil gefunden hat und auch keinen Anlass sieht, diesen zu ändern.
"Beside You" verfügt über ein interessantes Stakkato-Riff und die bereits bekannten Qualitäten der Band, wie etwa die powervolle Einspielung, der eingängige Gesang und die abrundenden Background Vocals. Mit flottem Rhythmus kommt "Still Alive" dieses Mal bereits bei den Strophen um die Ecke. Der Rausschmeißer hört schließlich auf den Namen "Just A Silent Part Of". Und bei dem wird noch einmal alles in den Refrain gelegt, der einmal mehr druckvoll, melodisch und mitreißend ausgefallen ist. Rundum also eigentlich alles sehr ansprechend. Und dennoch ist Phial hier (noch?) nicht der totale Überflieger gelungen.
Die Einspielung, der Sound und die Produktion stimmen, sind sogar sehr überzeugend. Was diesem Debüt allerdings ein bisschen zum Verhängnis wird, ist seine relative Gleichförmigkeit. Wenn man jeden Track einzeln her nimmt, dann gibt es kaum was zu meckern, aber insgesamt hätte "The Inner Distance" ein paar mehr Höhen und Tiefen ganz gut getan. Dennoch ist die Scheibe insgesamt gut und, mit Abstrichen, überzeugend ausgefallen. Als Anspieltipps kann ich vor allem "Inside", "Not As Weak", "No Need" und "Just A Silent Part Of" empfehlen. Und wer dann Lunte gerochen hat, dem wird auch der Rest dieser Scheibe runtergehen wie Öl.
Line-up:
Phil (guitars, vocals)
Andy (drums)
Felix (bass)
Tracklist
01:Inside
02:Not As Weak
03:I Feel
04:Break The Silence
05:Broken Wings
06:Underwater Sounds
07:No Need
08:One In A Million
09:Beside You
10:Still Alive
11:Just A Silent Part Of
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