An dieser Scheibe ist alles 'retro'. Der jungsche Typ, die Aufmachung, die Mucke und sogar (auf dem Rezensionsexemplar) ein Aussetzer auf Track 1, der sich schwer nach 'Kratzer' im 'Vinyl' anhört. Natürlich alles fake, "My Shadow" ist eine Scheibe anno 2009, aus Polycarbonat und der Kerl, der sich Phil Friendly nennt, heißt eigentlich Philip Izvarin. Er spielt gemäßigten Rockabilly, R&B und Country im Stil der 50er Jahre und mit hörbarem Akzent. Auf seiner MySpace-Seite steht als Herkunft 'amerikanisch' und der Wohnsitz L.A., bei Wikipedia ‚'russisch-amerikanisch' und eine dritte Quelle meint sogar 'dutch'. Soll uns egal sein, was da nun stimmt oder nicht. Er kann jedenfalls schon einige CDs vorweisen, zusammen mit seiner früheren Band The Loners und das waren Holländer.
Auf "My Shadow" hat er sich mit einigen Cracks der klassischen Rock'n'Roll-Ära zusammengetan und twangt mit den grauen Herren durch die alten Zeiten. Das Ganze ist in zwei Teile untergliedert. Die ersten elf Songs sind mit Pete Anderson gefeatured, dann die bereits vor einiger Zeit aufgenommenen Tracks 12 - 15 mit den inzwischen verstorbenen Al Casey & Jody Reynolds und eine Bonusnummer gibt's auch.
Pete Anderson ist in der Tat einer der Großen der Szene, als Bandleader und Gitarrist von Dwight Yoakam sowie Grammy-ausgezeichneter Produzent gewichtiger Größen wie Roy Orbison, K.D. Lang und Buck Owens. Auch Lucinda Williams, Tanya Tucker oder Chris Isaak haben den ausgezeichneten Gitarrero schon verpflichtet. Die Herren Reynolds und Casey hatten in den 50er/60er Jahren unabhängig von einander eigene Hits oder spielten auch auf solchen der Nashville-Szene (u.a. Elvis) sowie von Simon & Garfunkel oder den Beach Boys mit. Als Rhythmussektion fungierten auf Teil I John Palmer und Russell Scott, die sich ebenfalls reichlich Meriten als Sidemen und Studiomusiker diverser Stars verdient hatten. Die restlichen im Booklet aufgeführten Namen werden sicher Szene-Kennern bekannt, dem gemeinen Rockfan allerdings kaum geläufig sein.
Was das ganze Name-Droping soll? - Es ist schlichtergreifend interessanter, als die ganze Produktion selbst …
Die im ersten Teil überwiegend selbstgeschriebenen Nummern orientieren sich hundertprozentig an den Songs jener Ära, ohne allerdings deren Hitpotential oder zumindest Wiedererkennungswert zu erreichen. Die Arrangements sind ordentlich, die Gitarrenarbeit von Anderson zwar stilecht, aber auch nicht mehr. Aber der Gesang von Herrn Friendly reißt wirklich nicht vom Hocker. Er bemüht sich ebenfalls 'original' zu klingen, aber dazu fehlt ihm einfach der Kick, der Sexappeal jener Männer wie Del Shannon oder Ricky Nelson, von Buddy Holly ganz zu schweigen und zeitweise klingt er wie eingeschlafene Füße. Definitively no Rock'n'Roll!
Und das gilt auch weitgehend für die Session mit Al Casey und John Reynolds. Gut, das kann man unter Nostalgie abhaken, die alten Jungs hatten's schon noch drauf. Aber wie gesagt, diese langweilige Singerei dazu, das geht notfalls auch ohne die Kukident-Beißerchen.
"My Shadow" ist was für die eingefleischten Fans der alten Schluckauf-Jodler. Wer seinen Spaß mit solcher Anno dazumal-Mucke hat, der kann ja mal unverbindlich reinhören, vielleicht ist das ja alles lässig, cool und laid back und ich versteh das nur nicht … Im Zweifelsfall dann doch die Originale. Oder Velvetone.
Tracklist |
With Peter Anderson:
01:My Shadow
02:Complicated Man
03:Lonesome Wine
04:Real Classy Female
05:Savin' Rasputin
06:Business Of Breakin' Hearts
07:Shaggy Dog
08:Keep A Lovin' Me, Baby
09:Real True Love For The Night
10:At My Door
11:Bad Boy
With Al Casey & Jody Reynolds
12:Two Of A Kind
13:Endless Sleep
14:Far Side Of the Moon
15:Tennessee Woman
16:Everybody's Movin'
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