Sunrise Avenue ist für Janne Kärkkäinen Vergangenheit und es lebe Phoenix Effect.
Geschichte ist längst auch das Line-up der vorliegenden Debüt-Platte "Cyanide Skies", denn die Bass- und Drum-Abteilung wurde mit Lauri Hämäläinen und Anton Laurila erneuert.
Na ja, da musste auch etwas geschehen, denn Jani Snellman (Bass) sowie Jari Salminen (Drums) sind hauptamtlich bei den Poets Of The Fall (POTF) tätig.
Daneben sind Markus Kaarlonen, der gemeinsam mit Kärkkäinen produziert hat, als auch Olli Tukiainen und Marko Saaresto aktiv an dem Silberling beteiligt gewesen. Somit wäre bis auf einen Musiker die gesamt POTF-Gruppe involviert.
Was haben die gut vierundvierzig Minuten "Cyanide Skies" denn so zu bieten?
Richtig gefährlich liest sich zunächst der Album-Titel. Das bis aufs Gerippe zersetzte Laubblatt wirkt in diesem Kontext verstärkend und schon werden Begehrlichkeiten geweckt.
Angriffslustig riffen die fast schon tiefer gelegten E-Gitarren, der Bass pumpt am Abgrund.
Düsternis ist angesagt. Allerdings löst sich das Treiben verdammt schnell in sonniges Wohlgefallen auf. Kärkkäinens Stimme regiert über einer melodischen Gitarre. Dramatisch steigert man das Geschehen wieder. Jetzt haben die richtig dick angemachten Gitarren die Vorherrschaft übernommen. Meint der Hörer aber nur, denn dieses Wechselspiel der Dynamik wiederholt sich. Welch ein giftiger Opener! Das kann ja was geben.
Ups, offenbart Phoenix Effect schon die Kehrseite der Medaille?
Verträumt lässt man es in "A Perfectly Good Day" angehen. Plötzlich ein identischer Energie-Aufbau. Ähnlichkeiten zum ersten Track sind im Arrangement fast unvermeidbar, nur das Quartett macht es nicht ganz so heftig. Wenn die Finnen sich da mal nicht verzetteln.
Track drei, "Carry Me", hat andere Qualitäten als die Vorgänger. Mit dieser Halbballade zückt der Vierer den ersten Joker. Wie auf Flügeln getragen, die Streicher-Elemente verstärken das Hörerlebnis, spielt und singt sich die Band in einen emotionalen Rausch.
Kärkkäinen kann mit seiner Stimme so einiges Überraschendes zaubern. In keiner Weise eintönig, schmiegt er sich mit seinem Gesang an die instrumentalen Melodien, selbstredend fast ausschließlich von den Gitarren abgeliefert. Apropos Gitarren: Pyry Nikkilä ist ein wahrer Könner auf den sechs Saiten und eine echte Entdeckung.
Man wechselt das Ambiente und auch die Akustische wird ausgepackt. "Bye Bye Arizona" ist eine Fundgrube an Hooklines und Breaks. Mensch, Phoenix Effect sind doch sehr effektiv.
Man bekommt richtig Spaß vor den Boxen und selbst die abermaligen Streicher, jetzt sogar mit einer Soloeinlage am Start, sind hier das Salz in der Suppe. Stellt sich nur die Frage, ob Kaarlonen, wie es im Booklet mit »all additional instruments« ausgewiesen ist, die auch wirklich einsetzte, oder vielleicht handelt es sich doch um »programming«.
Ist aber egal, die zusätzlichen Sound-Effekte passen schon.
Die Band treibt es so weit, dass "Hey You" glatt zu einem Chart-Stück werden könnte.
Wohlgemerk, ohne hier irgendwelche Simplifizierungen Einzug halten zu lassen, eingängige Melodien sollen nicht mit Pop-Einerlei verwechselt werden.
Phoenix Effect hat einfach eine klasse Mischung zwischen krachenden Gitarren und tollen Mitsingrefrains gefunden, ohne Langeweile emporkommen zu lassen und das will was heißen.
Zum Ende der CD sind Nummern wie der Abgeher "King See No Evil" oder das Bombast-Ding "My Heart Is A Beating Drum" weitere Stücke des guten Rock-Geschmackes.
Mit dem letzten Track hat man sich sogar noch etwas Besonderes aufgespart, denn für "Magic" gilt die Devise: Keine E-Gitarren, dafür eine den Gesang dezent begleitende Akustische. Alle anderen Instrumente machen ebenfalls keinen größeren Wirbel und die Streicher sind auch wieder da.
Wenn Phoenix Effect den Hörer einmal am Schlafittchen hat, lassen die Finnen nicht mehr los. Toller Rock mit einer deftigen Prise Melodie. So ist "Cyanide Skies" nicht zu einer finnischen Monotonie geworden und man darf gespannt sein, was die Gruppe in der Zukunft alleine in die Gänge bekommt.
Line-up:
Janne Kärkkäinen (vocals, guitars)
Pyry Nikkilä (guitars)
Jani Snellman (bass)
Jari Salminen (drums)
With:
Markus Kaarlonen (all additional instruments, programming)
Olli Tukiainen (guitar solo - #8)
Marko Saaresto (additional vocals - #6,7)
Tracklist |
01:Broken Promises (4:03)
02:A Perfectly Good Day (4:39)
03:Carry Me (4:31)
04:Bye Bye Arizona (4:45)
05:Hey You (3:28)
06:Lucky Star (5:51)
07:King See No Evil (4:05)
08:My Heart Is A Beating Drum (3:39)
09:Flashbacks N' Memories (4:46)
10:Magic (4:27)
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