Vor 11 Jahren gründeten die beiden Deinis- Brüder und Christoph Theissen die Band. In ihrer Vita stehen u.a. zahlreiche Live-Shows, der zweite Platz beim Green World Contest im Cafe Americano in Geldern, die Teilnahme beim Fantasymetalfestival in Tschechien (2003) sowie Auftritte mit Blind Guardian. Die Fachpresse sparte nicht mit Lob und da es RockTimes damals noch nicht gab, nehmen wir das zweite Album von Pillow Killz (nach "Years" - 1997) eben heute unter die Lupe.
Meine Reviewsitzung begann im Übrigen untypisch. Mit einem breiten Grinser nämlich. Viele Bandnamen sind ja derart, dass man sich oft fragt, wie man auf sowas kommt bzw. was dahinter steckt. Wenn man liest, wie das bei den niedersächsischen Pillow Killz gewesen sein soll, dann kann man gegen das immer breiter werdende Kauorgan nicht ankämpfen. Zumal ich mir die Story im Kopf auch perfekt auf meinen niedersächsischen Kollegen Jürgen umschreiben kann:
»Den Namen der Band kreierte Gitarrist Christoph und zwar eher unfreiwillig. Als er Ende der 80er an der Tür des Proberaum-Vermieters (und Pilzezüchters) klingelte, verschlug es dem damals sehr jungen Klampfer glatt die Sprache. Statt des Besitzers stand dessen äußerst attraktive Tochter in der Haustür. Von ihren Reizen mehr als geblendet, stotterte er: "Ein Pilo Kilze, bitte!" Der Name war geboren. Später machten wir daraus dann PILLOW KILLZ.«
So, Schluss mit lustig. Grundsätzlich bewegt sich die Band im Metalgenre, weiß aber auch mit Prog-Spielereien aufzuwarten. Breaks, Aufbau und Songwriting weisen eindeutig in eine etwas 'komplizierte' Ecke, in der man den gemeinen Metal normalweise nicht findet. Allerdings braten die Gitarren im Doppelpack doch gewaltig eins über. Zu den cleanen Vocals gesellen sich im Opener beinahe Growls-mäßige Ausbrüche und im Verlauf der Tracks erinnert Michis Organ durchaus an einen jungen, rotzigen Sänger namens Billy Idol.
Was mir weniger gefällt, sind die Keyboardspielereien, die oft ("Secrets") an billige Synthiespielereien erinnern. Auch will die Blues Harp nicht so recht ins Korsett passen. Dagegen profitieren die ruhigeren Nummern wie z.B. "Years" durchaus von den Tasten. Die fast jazzigen Einlagen in "Always Near" sind nicht von schlechten Eltern, lassen das Album für mich aber in einem 'Nicht Fisch nicht Fleisch'-Licht erscheinen. Bestes Beispiel dafür ist "Angry": Verspielte Progsequenzen werden von fast speedigen Eruptionen gesprengt. In "Testify" gehts gar mit Akustikklampfen in eine Richtung, die Bon Jovi zur Ehre reichen würde.
Das wäre alles prima - im jeweiligen Umfeld. So ist mir die Stilvielfalt zu enorm und ich denke fast, Pillow Killz wollen zeigen, in welchen Gefilden sie sich (bestens) bewegen können. Ich kenne den Vorgänger nicht, weiß also nicht, ob es dort beständiger zugegangen ist. Wenn ich mich nun festlegen sollte, wie ich mir die Band in Zukunft wünsche, müßte ich passen. Die Truppe ist eigentlich zu gut aufgestellt - einerseits können die beiden Langeisen gehörig die Platte polieren und auch was die Vocals angeht, ist alles vorhanden, was verschiedene Spielarten der harten Gangart verlangen.
Auf der anderen Seite ist man aber auch handwerklich in der Lage, feinst ziselierte und anspruchsvolle Progstücke abzuliefern. Schlagzeug und Bass bringen kleinste Nuancen gekonnt auf den Punkt und die Saitenmannen können mehr, als krachend drauflos zu fetzen. So gesehen ist für mich der Albumtitl fast Programm: "Sweet Pain".
Da ich mein Review mit einem Grinsen begonnen habe, will ich das auch am Ende tun. Track Nummer 12 wurde von der Band nämlich namentlich auf dem Cover nicht erwähnt. Dort steht einfach 12 und dahinter ist gähnende Leere. Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Nummer identifiziert habe. Warum? Nun, es ist ein Coversong einer Band, die jetzt, aus der zeitlichen Distanz betrachtet und im Vergleich mit der 'Mainstreamradio-Musik' von heute, schon einen gewissen kühlen Charme hat, aber in meinem Hirnregal ziemlich weit hinten auf den staubigen Plätzen ruht: Depeche Mode. Konkret deren "It's No Good" und Pillow Killz haben einen lecker schleppenden Rocksong mit Metal-Attitüde daraus gemacht. Nicht schlecht...
Line-up:
Christoph Theissen (guitars, vocals)
Christian Fandrev (guitars, vocals)
Stefan Deinis (drums, vocals)
Jörg Deinis (bass, vocals)
Michi (lead vocals)
And:
Michael C. Kent* (backing vocals - #2, 3)
Gori Gorissen* (backing vocals - #2, 3)
Frank Jansen** (backing vocals - #2, 3)
Jan Großimlinghaus** (backing vocals - #2, 3)
Markus Jacobs*** (backing vocals - #2, 3)
Ralph Schossau (blues harp - #8)
Harald Roebers (keyboards)
* From The Spades
** From Fast Food
*** From The Musicians Around Michael Sommer
Tracklist |
01:Scared
02:Sweet Pain
03:Angry
04:Always Near
05:Fallacy
06:Years
07:Change
08:Secrets
09:Think!
10:Sleep
11:Testify
12:
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