The Pineapple Thief / What We Have Sown
What We Have Sown Spielzeit: 57:19
Medium: CD
Label: Cyclops Records, 2007
Stil: Independent, New Artrock

Review vom 28.11.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Ursprünglich war The Pineapple Thief nur als Nebenprojekt von Bruce Soord (guitars, vocals) gedacht. Inzwischen halten wir das sechste Studio-Album von den Briten in den Händen. Dabei sollte "What We Have Sown" als ein Raritäten-Album gehandelt werden, so verrät uns zumindest der Waschzettel. Sei es drum, mir ist es wurscht, zumal es mein erstes Erlebnis mit The Pineapple Thief ist. Diese Scheibe gliedert sich in sechs einzelne Songs, wobei es einen richtigen Longtrack mit einer Spieldauer von über 27 Minuten gibt.
Ich denke, nach so langer Zusammengehörigkeit, kann man getrost von einer Band sprechen. Und die vermittelt einen deutlichen Hang zur Melancholie. Wer denkt beim Eröffnungstrack "All You Need To Know" nicht an Porcupine Tree, insbesondere in deren ruhigeren Phasen? Oder auch an Steven Wilsons Nebenprojekt Blackfield, wobei hier die Schleimspur bei weitem nicht so breit und groß ausgelegt ist. Das werte ich als sehr positiv, bekommt das Album so doch einen wesentlich größeren und längeren Haltbarkeitsfaktor. Die Mellotrons erinnern gleich zu Beginn an große Werke von Genesis. Allerdings beschränkt sich dies auf das Soundgefüge. Die Kompositionen sind natürlich anders und keinesfalls vergleichbar.
Es scheint, als wenn Bruce Soord hier die Gelegenheit nutzt, eigene Ideen auf der Gitarre musikalisch umzusetzen. Die anderen Mitstreiter helfen ihm auf eindrucksvolle Art und Weise dabei und verwandeln diese in recht anspruchsvolle, stellenweise eingängige Songs ("Take Me With You"). Nicht unerwähnt dürfen auf alle Fälle die Violinen von Richard Hunt bleiben, der hier wohl als Gastmusiker fungiert und das sog. i-Tüpfelchen setzt. Respekt, sehr dezent und geschmackvoll eingesetzt.
Auch die Atmosphäre kommt nicht zu kurz ("West Winds"). Die darin enthaltenen Steigerungen bekommen fast schon einen psychedelischen Anstrich, wobei hier die Spieldauer von knapp neun Minuten dann doch etwas zu lang zu sein scheint. Wie kann es dann aber auch anders sein, als dass natürlich der Titeltrack in seiner ganzen Länge den Höhepunkt darstellt? Tolle Tasten, experimentelle Töne, groovende Drums und dreckig klingende Gitarren. Diese kommen an ihrem Siedepunkt geradezu heavy aus den Boxen. Der Leser mag diesen Begriff mit Vorsicht genießen, denn vom Metallischen sind wir weit entfernt. Und logischerweise werden die Zwischenparts dazu genutzt, den Druck und die Power etwas zu verringern. Da ist sie wieder, diese bereits erwähnte Melancholie, das sanfte Dahingleiten der gefühlvollen Töne. Im Bereich der Gitarrensoli machen The Pineapple Thief für mich einen Spagat zwischen melodischem Rock und progressiven Einschlägen. Ein geiler Klang der Klampfe gesellt sich hinzu, schön warm und somit vereinnahmend. Ich kann der Nummer eine Menge abgewinnen, denn ich habe nicht unbedingt den Eindruck, dass hier auf Teufel komm raus eine lange Prog-Nummer entstehen sollte. Das ist schon weitestgehend stimmig und lädt auf alle Fälle zum mehrmaligen Anhören ein.
"What We Have Sown" ist im Ergebnis auf alle Fälle mal so interessant, dass ich mich von nun an auch für die vorherigen Releases von The Pineapple Thief interessiere. Von einem Überflieger weit entfernt, ziehe ich bei nüchterner Betrachtung deswegen immerhin 7 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Bruce Soord (guitars, vocals)
Wayne Higgins (guitars)
Jon Sykes (bass)
Steve Kitch (keyboards)
Keith Harrison (drums)

Guest:
Richard Hunt (violin)
Tracklist
01:All You Need To Know (4:19)
02:Well I Think That's What You Said (5:24)
03:Take Me With You (5:07)
04:West Winds (8:52)
05:Deep Blue World (6:08)
06:What We Have Sown (27:33)
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