Places Of Power / Now Is The Hour
Now Is The Hour Spielzeit: 58:19
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2009
Stil: Melodic Rock

Review vom 28.01.2009


Boris Theobald
Places Of Power ist zwar ein neuer Name in der Melodic Rock-Szene - die Köpfe dahinter sind aber keine unbekannten im Business, auch wenn es bei den Namen erstmal nur bei Insidern klingelt. Im Wesentlichen handelt es sich um ein Zwei-Mann-Projekt von Philip Bardowell und Bruce Turgon.
Turgon war 1992 bis 2003 Bassist bei Foreigner und spielte als guter Kumpel von Lou Gramm auch in dessen Solo-Gruppe und der gemeinsamen Band Shadow King. Von ihm stammt bei Places Of Power laut Label »all the background music« - präziser haben wir's nicht...
Philip Bardowell, heute vor allem im christlichen Rock unterwegs, war u.a. in der Band der beiden Kisser Peter Criss und Ace Frehley (Criss) als Sänger und Gitarrist aktiv, von Mitte der 90er bis 2001 als Sänger und Gitarrist bei den Beach Boys. Bei Frontiers Records ließen beide im neuen Jahrtausend auch schon Solo-Platten pressen. Und wie das so ist: Man lernt sich kennen, findet einander toll und macht irgendwann mal was zusammen. Und genau diese Stunde ist nun gekommen - "Now Is The Hour".
Tja, und was soll man von den Herren und ihrem muskalischen Background anderes erwarten, als dass sie die Zeit zurückdrehen... oder haben sie sie schon vor zwanzig Jahren einfach angehalten? Auch in Sachen Lyrics sind sie unverbesserlich - das sind leidenschaftliche Oden an die Liebe. Der Opener "In Your Wildest Dreams" startet schon mit leidvoll klagendem Gesang, und zwar so: »Love is strong enough. Love, it won't give up«...
... und erst dann setzt die erste verzerrte Gitarre ein. Aber richtig. Diese Platte ist keine weichgespülte Schnulzenschau, sondern da wird schon ordentlich hart gerockt; zumindest in den meisten Fällen. Druckvolle Riffs, darüber immer mal wieder eine zweite Gitarre in höheren melodischen Gefilden und kurze und knackige Soli, die nicht von schlechten Eltern sind. Dazu gibt's zur Abwechslung auch zahlreiche zarte Clean-Arpeggien, damit Bardowells beeindruckende Power-Stimme mächtig zur Geltung kommt...
Nicht gerade im Hintergrund bei der ganzen Geschichte - wie könnte es anders sein - die Keyboards! Die klingen genau so wie in den späten 80ern, als diese Art von Musik ihren Höhepunkt hatte. Schlimm schnulzig wird es trotzdem fast nie, weil der fette Gesamt-Sound eindeutig von hier und heute stammt und man es mit den Keyboards auch nicht übertreibt. Und wenn die Tasteninstrumente eine gewichtige Rolle spielen, dann klingt das auch ganz prima, wie bei "Desire Of Our Hearts" mit einer prägnanten Synthie-Hookline, die der Gitarre viel Platz für Rhythmus- und Melodiearbeit lässt.
Ohne Schwächen kommt das Album allerdings nicht über die knapp eine Stunde Spielzeit. Nix zu meckern gibt es bei Rockern mit super Drive wie "In Your Wildest Dreams", "Make Me Believe", "One Day", "Hard To Love You" oder die wie aus hundert Kehlen geschmetterte, Pose-rockig angehauchte "Path Of The Last Resistance" (hat etwas von Mr. Big-Dampfhämmern wie "Daddy, Brother, Lover, Little Boy"). Und auch gefühlvoll-elegische Powerballaden können überzeugen: "I Live For You" und "Light Of My World". Mit "Secrets" gerät man aber auch schon mal in seicht-besinnungslose Gewässer. Wer aber gerade mitgezählt hat, der hat gemerkt, dass das Positive überragt. Der Rausschmeißer bestätigt das: Die Bandhymne "Places Of Power" im schleppenden Mid-Tempo mit schwergewichtigen Orgel-Teppichen gehört mit zum Feinsten auf dem Album.
Was einem so richtig im Gehör bleibt, sind die Refrains im schmachtvollen Chorgesang. Die ganzen Songs erinnern ohnehin am laufenden Band an Giant und Foreigner - und dazu klingt Philip Bardowell auch noch wie eine Kreuzung aus Lou Gramm und Dan Huff. Der Mann hat es richtig drauf und schreit mega-klassische Textzeilen wie »I live for you, in all that I do« oder »It's so hard to love you, when you're so far away. Hard to love you, give you a reason to stay« mit einer Inbrunst, dass die Besungene eigentlich nicht mehr widerstehen kann. Falls sie auf Männer mit Dauerwellen und Tights steht. Modern ist die Musik eben nicht, aber herrlich unmodern und echt gut. Für alle unverbesserlichen Melodic Rock-Liebhaber, die auch die letzten Alben von House Of Lords gekauft und geliebt haben.
Line-up:
Philip Bardowell (lead vocals)
Bruce Turgon ('background music')

Guest musician: Scott McKinstry (guitar)
Tracklist
01:In Your Wildest Dreams
02:Make Me Believe
03:Desire Of Our Hearts
04:One Day
05:I Live For You
06:Secrets
07:The Passage
08:Always
09:Hard To Love You
10:Light Of My World
11:Path Of The Last Resistance
12:Places Of Power
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