Poets Of The Fall: Eine Band, die bereits Musik-Geschichte geschrieben hat! Zumindest in ihrer Heimat Finnland, wo sie inklusive des hier vorliegenden vierten Albums "Twilight Theater" mit jeder einzelnen Scheibe auf Platz 1 der Charts landeten, dazu Gold- und Platin-Auszeichnungen einstreichen konnten und sich zu absoluten Superstars entwickelt haben. Gegründet wurde der ursprüngliche Dreier (der sich im Studio allerdings immer schon verstärkte) im Jahr 2003, das Debüt-Album erschien bereits etwa zwölf Monate später. Gefolgt von "Carnival Of Rust" (2006) sowie "Revolution Roulette" (2008) und - nachdem "Twilight Theater" in Skandinavien bereits im März auf den markt kam - nun schließlich vom vierten Streich auch in Deutschland.
Aber um gleich mal mit der Tür ins Haus zu fallen, ich kann all diese - ganz sicher nicht zu verachtenden - Vorschuss-Lorbeeren beim Genuss der zehn neuen Tracks auch nach dem sich im zweistelligen Bereich befindlichen Durchlauf nicht nachvollziehen. Was die Skandinavier am Start haben, ist zugegebenermaßen ganz gefälliger Pop/Rock, bei dem recht auffällig ein ausgedehnter Hang zu Jethro Tull auszumachen ist. Die Songs an sich sind dabei ganz okay, allerdings auch weit davon entfernt, den Rezensenten in irgendeiner Form vom Hocker zu hauen. Was ist also los? Ist es das Songwriting? Der Gesang? Die Produktion?
Der Opener "Dreaming Wide Awake" ist ein flotter Pop/Rocker, dessen Refrain sich sehr positiv und effektiv in Szene zu setzen weiß, wenn die Vocals nicht so furchtbar dünn rüberkommen würden, sobald es in höhere Tonlagen geht. Das Stück verfügt über eine nette Eingängigkeit (Ohrwurm-Charakter wäre übertrieben) und wurde deshalb wohl auch bereits als Single ausgekoppelt. Harmonisch, allerdings ohne echte Hooklines wird mit den nächsten Tracks fort gefahren, aber ich kann mir nicht helfen, spätestens beim vierten Stück, "15 Min Flame" macht sich eine gewisse Gleichförmigkeit breit, was unter anderem sicher auch an der doch deutlich begrenzten Tonreichweite des Frontmanns Marko liegt.
Die Nähe zu den bereits erwähnten Jethro Tull kommt vor allem durch die Vocals zustande, die stilistisch ein ums andere Mal an Ian Anderson erinnern. Die bestimmenden Instrumente sind das Keyboard vom Captain und die akustische Gitarre, die die Folk-Einflüsse zu dem Gesamtbild beiträgt. Ganz gut kommen "Rewind", bei dem vor allem die Akustische und der Gesang im Vordergrund stehen oder auch das etwas flottere "Dying To Live".
"You're Still Here" haut im Folk-Balladen-Gewand in die gleiche Kerbe wie "Rewind", während im Anschluss bei "Smoke And Mirrors" anfänglich mit den Keyboards und einer verhallten Gitarre so etwas wie Atmosphäre erzeugt werden soll. Aber allzu schnell fallen die Poets wieder in altbekannte Strukturen zurück und am Ende bleibt bei mir auch hier nichts hängen. Abgeschlossen wird die Scheibe mit "Heal My Wounds", das mit einem schönen Piano unterlegt wurde und die Scheibe im ruhigen Stil ausklingen lässt.
"Twilight Theater" ist bei Weitem kein grottenschlechtes Album und wird bestimmten Hörerkreisen ganz sicher runtergehen wie Öl. Die Produktion geht im Grossen und Ganzen in Ordnung und auch der Sound ist ordentlich. Mir persönlich passiert einfach nur zu wenig, das Songwriting lässt keine Überraschungen zu und auch die Arrangements können das Ruder nicht herumreißen. Letzten Endes ist das vierte Album der Poets Of The Fall professionell gemachter, netter Pop/Rock, der niemandem weh tut, einige wahrscheinlich zu Begeisterungstürmen hinreißen wird, andere (wie mich) allerdings eher langweilt. »A mixed bag«, wie der Amerikaner zu sagen pflegt.
Line-up:
Captain (keyboards)
Olli (guitars)
Marko (vocals)
Jani (bass)
Jari (drums)
Jaska (guitars)
Tracklist |
01:Dreaming Wide Awake (Album Version)
02:War
03:Change
04:15 Min Flame
05:Given And Denied
06:Rewind
07:Dying To Live
08:You're Still Here
09:Smoke And Mirrors
10:Heal My Wounds
|
|
Externe Links:
|