Der 17. März 2007: Wie in jedem Jahr an diesem Tag herrscht in New York City mal wieder der Ausnahmezustand. Die Weltstadt im Nordosten der USA ist grün angelaufen. Die Straßen, die Kleidung der Einwohner, das Bier...selbst der Hudson River hat heute eine für ihn ungesund wirkende grünliche Färbung angenommen. Fast so, als wenn in der Nacht zuvor ein paar zu viele Alkoholleichen in ihn reingeplumpst wären und 'seine Leber' nun auf Hochtouren arbeitet.
Die Stimmung in der Metropole ist dagegen außerordentlich gesellig, fröhlich, ja fast überschäumend und...alkoholgeschwängert sowieso. Ganz klar, am 17. März wird St. Patrick's Day, der Nationalfeiertag Irlands gefeiert. Das geht immer schon frühmorgens los und wenn in den kleinen Gläsern nichts Braunes und in den großen nichts Grünes ist, dann sind die Inhalte der großen Glasbehälter heute mit tiefschwarzem Flüssigen gefüllt. Und die Brauerei, die an diesem Tag den größten Umsatz des Geschäftsjahres macht, hat überall großzügig Plakate mit den fetten Buchstaben 'GUINNESS IS GOOD FOR YOU' aufgehängt. Na, wenn das so ist, dann kann ja nichts mehr schiefgehen!
Für die Wackeren, die den Tag relativ enthaltsam verbringen, kann es dann auch nur einen Höhepunkt geben, um sich für die Zurückhaltung der letzten Stunden zu belohnen: Richtig, das muss natürlich ein Konzert der irisch-englischen Band The Pogues, inklusive deren legendären Frontmannes Shane MacGowan sein.
Aber bereits kurz nachdem wir in den 'Roseland Ballroom' in Manhattan gestürmt waren, ereilte uns die Hiobsbotschaft, dass MacGowan vor wenigen Tagen während einer Show in Boston gestürzt war und deshalb den Rest der Tour im Rollstuhl absolvieren muss. Das war natürlich sehr unglücklich, aber die Tatsache, dass er vor Ort anwesend war und die vorherigen Konzerte der kurzen Tour überaus gute Reviews bekamen, besänftigte dann wieder und die Vorfreude stieg weiter!
Als Vorgruppe waren The Tossers aus Chicago am Start, die sich mächtig reinlegten und eine ca. 40-minütige Show ablieferten, die mächtig Laune machte. Die Band aus Illinois ist zwar deutlich von den Pogues beeinflusst, dafür aber jünger und punkiger. Irisher Folk/Punk in traditioneller Besetzung, der einen den längeren Fußmarsch durch die eiskalte und verschneite City wieder vergessen ließ, während man sich von einem weiteren Schwarzen mit dem großen 'G' auch noch die letzte Kälte aus den Gliedern treiben ließ. Neben Songs des Debütalbums kamen auch Nummern des Ende April diesen Jahres erscheinenden Zweitwerks "Agony" zum Zug, von denen dem Rezensenten besonders "Siobhan" und "Did It All For You" sehr positiv auffielen.
Umbaupause - Stimmung prächtig - und schnell noch was für die trockene Kehle besorgt, bevor die Saallichter wieder ausgehen, um den Einzug der britischen Helden einzuleiten. Erwartungsgemäß dreht der Roseland Ballroom total durch, als es dann soweit ist, die Pogues auf der Bühne sind und auch Shane MacGowan (wegen des Rollstuhls) vor dem Mikro in Stellung gebracht wird.
"If I Should Fall From Grace With God" ist die optimale Eröffnungsnummer und der begeisterte Rezensent, der sich unvorsichtigerweise in der ca. sechsten Reihe eingefunden hatte, ist bereits nach ca. drei Minuten total durchgeschwitzt. Shane wirkt sehr gesammelt und nüchtern während der Show und gibt alles, was er hat. Genauso wie der Rest der Band und mir kommt es so vor, als wenn das Oktett noch tighter, noch vehementer als im Vorjahr über das ausverkaufte Haus herein bricht.
Erwartungsgemäß brennt die Band, aufgrund Ermangelung neuen Materials und Albums, ein Feuerwerk ihrer besten Songs ab und während der Verschnaufpausen Shane MacGowans glänzen Spider Stacy ("Tuesday Morning"), Phil Chevron ("Thousands Are Sailing"), Terry Woods ("Young Ned Of The Hill") oder beim ersten Zugabenblock auch mal Drummer Andrew Ranken ("Star Of The County Down") mit gesanglichen Einlagen.
Trotz aller Spielfreude, Ausgelassenheit und jeder Menge Spässchen auf der Bühne wirkten die Pogues, inklusive Shane, sehr konzentriert und 'bei der Sache'. Und der MacGowan-Gimmick mit der Weinflasche vor dem letzten Song der Nacht, als ca. die Hälfte des Trankes erstmal auf seinem Sakko landete, bevor der 'Rote' dann in die Kehle floss, war eher als ein Augenzwinkern an alte Zeiten zu verstehen.
Bezüglich der Setlist gab es im Vergleich zum Vorjahr wenige Änderungen, jedoch konnte man vier neue (alte) Songs bestaunen: Namentlich "Lullaby Of London" und gleich drei Songs vom Debüt-Album "Red Roses For Me" von 1984 in Gestalt von "The Greenland Whale Fisheries", "Kitty" und "The Auld Triangle". Von den ganz großen Hits fehlte nur "Fairytale Of New York", was zum einen an der Jahreszeit und zum zweiten wahrscheinlich an der Tatsache lag, dass sich Jem Finer's Tochter, die für die zweite Stimme dieses Duetts vorgesehen war, im Krankenhaus befand.
Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass The Pogues mal wieder tausenden von Fans einen grandiosen Abend und würdigen Abschluss des St. Patrick's Days und der Tour verschafft hatten. Man kann nur feststellen, dass diese Band lebt, agil ist und Spaß hat. Wenn sie es doch nur noch mal versuchen und ein neues Studioalbum in Angriff nehmen würden...
Kommt endlich in die Pötte, Freunde, diese traurige Welt braucht euch!!!
Tracklist |
01:If I Should Fall From Grace With God
02:Streams Of Whiskey
03:The Broad Majestic Shannon
04:Turkish Song Of The Damned
05:A Pair Of Brown Eyes
06:Boys From The County Hell
07:The Greenland Whale Fisheries
08:Young Ned Of The Hill
09:Tuesday Morning
10:Kitty
11:Sayonara
12:Sunnyside Of The Street
13:Body Of An American
14:Lullaby Of London
15:Repeal Of The Licencing Laws
16:Thousands Are Sailing
17:Dirty Old Town
18:Bottle Of Smoke
19:The Sickbed Of Cuchulainn
20:Sally MacLennane
21:Rainy Night In Soho
22:Irish Rover
23:Star Of The County Down
24:Poor Paddy
25:The Auld Triangle
26:Fiesta
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