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Poison Deluxe / The Dead Tree Blues
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Lässt man die Abrissbirne gegen die Musik von Poison Deluxe schwingen, dann findet der erfreute Hörer im Beton Zettel, auf denen Blues, Psychedelic, Rock und Alternative steht. Das soll als grobe Richtungen zunächst einmal reichen. Poison Deluxe ist ein Seitenarm der italienischen Band OJM. Schlagzeuger Max Ear und Tastenmann Stephen Paski (oder bei den Stoner-Rockern mit den drei Buchstaben auch Pasky geschrieben) machen gemeinsame Sache mit Gitarrist/Sänger Francis Puglie, der früher einmal ein OJM-ler war.
Hammer, was sich so alles aus einer wohl eher lockeren Beziehung ergeben kann. Da hat das italienische Label Go Down Records aber einen besonders dicken Fisch am Haken. Ganz schön frech wandelt man im Wald der Stile und hat dort über das Songwriting ganz edle Pilze gefunden, die alle zum Verzehr geeignet sind.
"The Dead Tree Blues" ist ein Schmelztiegel. Darin befinden sich herrliche Songs und bei allem Respekt treibt es das tolle Trio nie so weit, dass der Deckel fliegen geht. Höchstens geht einem der Hut hoch. Mit welcher musikalischen Vielfalt die hier auftrumpfen und alles in einen zugegebenermaßen großen Topf bringen, ist schon bemerkenswert. Max Ear hat sich schon bei seiner Stammband OJM als klasse Drummer erwiesen und den Stephen Paski schließt man spätestens mit dieser Platte ins Herz. Zwei sehr versierte Musiker und ein nicht im Geringsten hinten anstehender Vielsaiter Francis Puglie streifen durch die Genres und machen die vielen Einflüsse zu einer dahinfließenden Beute, die beeindruckend ist.
Fangen wir doch beim letzten Song mit dem Titel "Ocioidei" an. Ein Stück, bei dem man so einige Tonspuren rückwärts laufen ließ. Das ist Psychedelic der anderen Art, Leute! Als Abschluss von "The Dead Tree Blues" ein echtes Schmankerl. Irgendwie bekommt das Stück durch den Rückwärtsgang indianisches Flair. In "P.Skunk" treibt es Paski mit seiner Orgel in der Manier von den The Doors und auf einem silbernen Tablett serviert Puglie dazu jazzige wie auch bluesige Licks. Oh Mann, wie bringen die nur so etwas zusammen? Fundierte Ideen werden konsequent umgesetzt.
Bei all der Freiheit in dieser Musik ist man natürlich auf einen Titel namens "A Free Demonstration" besonders gespannt. Es ist ein flirrendes Stück Grenzenlosigkeit mit ganz vielen Breaks und stoischen Riffs, die allerdings richtig Schmackes haben. Das nähert sich in seiner freien Form ziemlich dem Rock'n'Roll eines Brian Setzer. "My Latest Dreams" ist noch so ein herrliches Versatzstück aus vielen Stilen. Mal kommt einem King Crimson in den Sinn und dann hat der Puglie wieder feine Jazz-Phrasen auf Lager. Das Stück ist echt spannend und wenn man irgendwann der vertrackten Rhythmik entkommt, groovt die Nummer ohne Ende. Schön, dass man solche Träume hat.
Diese Musik hat überhaupt nichts mit OJM zu tun und da kann man wieder sehen, dass es richtig ist, seine musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten dann in ein anderes Projekt fließen zu lassen.
Puglie schultert die akustische Gitarre, Paski dreht die Knöpfe seiner Orgel auf honky tonk, Max Ear holt die Jazzbesen raus und schon kreiert der Dreier ein Stück mit Gypsy-Feeling und Django Reinhardt-Esprit. Auch solch ein instrumentales Intermezzo wie "Vortex Blues" macht Sinn und Freude. In der Art ist das Filmmusik, bestens geeignet für eine heiße Verfolgungsjagd zwischen Gangstern und Polizei. "Old Memories" ist mit Akkordeonklängen angereichert und so ganz nebenbei schiebt Poison Deluxe die Klassik vor.
Bei "The Dead Tree Blues" findet man keinen Sand im Getriebe und das virtuose Songwriting trägt reife Früchte. Bei dem tonalen Allerlei muss man sich den Bandnamen unbedingt merken!
Line-up:
Francis Puglie (guitar, vocals) Stephen Paski (piano bass, organ, vocals) Max Ear (drums) With: Fausto Vedove (double bass - #3)
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