Pollyanna - On Concrete
On Concrete Spielzeit: 43:07
Medium: CD
Label: Songs&Whispers / Cargo (Waterhouse Records), 2010
Stil: Altern. Folk, Pop

Review vom 16.08.2010


Norbert Neugebauer
Traurige Stimmen von traurigen Mädchen, Part XXVII.
Aus der Hauptstadt der gepflegten Melancholie, aus unserem Nachbarland Frankreich, kommt das Duo Pollyanna. Ob sich Isabelle Casier und David Lopez bei der Namenswahl an Eleanor H. Porters gleichnamigen Klassiker von 1913 oder an der davon inspirierten japanischen Zeichentrick-Serie orientiert haben, erscheint unwahrscheinlich. Deren kleine Titelheldin steht nämlich dafür, in jeder miesen Situation noch was Positives zu entdecken.
Bei den beiden seit 2002 zusammen spielenden Franzosen an ihren Gitarren, die sich für diese Produktion noch mit weiteren Musikern verstärkt haben, scheint dagegen das Gegenteil der Fall zu sein. Das fängt schon mit der "Introduction" an, wo zum Gewitterprasseln ein Metronom tickt und dazu eine Akustikklampfe klimpert (hören wir noch mal bei der "Outroduction"). Der "Chocolate Jesus" täuscht mit flotter E-Gitarrenbegleitung und der hier noch recht festen Mädchenstimme von Frau Casier (die ihre Texte ausschließlich in sehr charmant klingendem Englisch vorträgt) über die Grundstimmung hinweg.
Im Folgenden wird's aber dann getragener und die vokale Beschränkung der Sängerin lässt sich nicht überhören. Mitunter erinnert die mit ihrer Spröde an die allerdings noch limitiertere Nico. Zwar sind die Arrangements mit psychedelischen Anleihen an die frühen britischen Folkrock-Sounds durchaus interessant, aber zeitweise fehlt auch der Pep und die Scheibe plätschert im Mittelteil recht dahin.
Ein Wachmacher ist das etwas morbide klingende "Tristan" mit seinem sägenden Cello von Léa Le Meur. Das Traditional "Railroad Boy" hat's auch in sich, eine Ballade mit ordentlicher Dramatik. Und den sinistren "Folk Song" nehmen wir auch noch gern mit. Zum Antesten sei vor allem "In The Cornfields", das irgendwo in den Frühzeiten von Jefferson Airplane und Pink Floyd daheim ist, anempfohlen.
Insgesamt ein recht seltsames, ungewöhnliches Album, das wohl auch seine Zeit zur Entfaltung braucht. Wer für dunkle Stimmungen empfänglich ist, sollte mal ausführlicher (und laut) reinhören. Ich werd mir's für den Spätherbst zurücklegen.
Im Dezember kommt Pollyanna erneut nach Deutschland auf Konzerttour.
Line-up:
Isabelle Casier (vocals, guitars, songwriting, banjo, uke, bass)
David Lopez (guitars, uke, banjo, backing vocals, drums, glockenspiel)
Léa Le Meur (cello)
Jul & Nicolas 'Silencio' (soundscapes)
Olivier 'Garciaphone' (drums)
Tracklist
01:Introduction
02:Chocolate Jesus
03:A Landscape
04:In The Cornfields
05:Run
06:Tristan
07:Friends
08:Railroad Boy
09:Lokken
10:Folk Song
11:Whatever They Say I'm A Princess
12:Outroduction
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