The Popes / Outlaw Heaven
Outlaw Heaven Spielzeit: 58:46
Medium: CD
Label: Shake The Tree Records, 2009
Stil: Rock

Review vom 14.01.2010


Markus Kerren
Nachdem Shane MacGowan in den frühen neunziger Jahren bei den Pogues ausgeschieden war, benötigte er logischerweise eine neue Begleitband, um seine Solokarriere in Angriff zu nehmen. Diese stellte er dann in London zusammen und nannte sie - bewusst oder unterbewusst in Anlehnung an seine alte Band - The Popes. In der Zeit von 1994 - 2001 entstanden die Shane MacGowan & The Popes-Alben "The Snake" (1994), "The Crock Of Gold" (1997) und die Live-Scheibe "Across The Broad Atlantic" aus dem Jahr 2001. Aber The Popes hatten durchaus auch schon damals eigenes Material am Start, sodass nach zwei Singles kurz vor der Jahrhundertwende das hervorragende Irish Rock-Album "Holloway Boulevard" veröffentlicht wurde.
Die erste Dekade des neuen Jahrtausends meinte es jedoch weniger gut mit der Band. Es gab Besetzungswechsel, es gab kein weiteres Album, Ende des Jahres 2006 verstarb tragischerweise der Banjospieler und Publikumsliebling Tom McManamon und nicht sehr viel später ließ MacGowan offiziell verkünden, dass er mit seiner früheren Begleitband nichts mehr zu tun habe. Es wurde sehr still um The Popes und so war ich in der Weihnachtszeit 2009 total überrascht festzustellen, dass bereits im Juli dieses Jahres ein neues Album erschienen war.
Nun, was ist geblieben von der Truppe, die einst "Holloway Boulevard" einspielte? Nicht allzu viel, um es gleich mal vorweg zu nehmen. Da ist der Bandname, da ist der Gitarrist, Sänger und Hauptsongwriter Paul 'Mad Dog' McGuinness und schließlich der Gastauftritt von Shane MacGowan. Irische Einflüsse sind nur noch am Rande auszumachen und somit haben wir es hier mit einem zeitgemäßen Rock-Album zu tun. Zum Glück ist aber auch noch die sehr gute kompositorische Handschrift von McGuinness an allen Ecken und Enden erkennbar.
Die Überraschung ist erstmal groß, wenn beim Opener "Black Is The Colour" fette Gitarrenakkorde von Streichern abgelöst werden. Der Song pendelt sich dann mit ruhigen Strophen und einem schnellen Refrain mit fetzigen Gitarren ein. Ungewohnt, aber nicht weniger gut. Etwas gemäßigter und bestimmt von starkem Songwriting geht es mit "Let The Bells Ring Out" und "Angels Are Coming" weiter, bevor "Raw" soundmäßig wieder verstärkt in Richtung der Eröffnungsnummer tendiert. Eine sehr gute und einschmeichelnde Ballade erwartet uns bei "Back In Your Heart", bestückt mit Fiddle und Mandoline. Richtig schön melancholisch dann auch "Boys - They Don't Cry", das sich mit der nie enden wollenden Thematik auseinander brechender Beziehungen befasst.
Der Titeltrack ist ein Duett von McGuinness und seinem alten 'Boss' Shane MacGowan. Eine Hommage an die Außenseiter der Gesellschaft und alle sich bereits in den ewigen Jagdgründen befindenden Rock'n'Roll-Helden. Neben MacGowan ist hier auch Spider Stacy (The Pogues) für die Background Vocals am Start und hinterlässt seine Duftmarke. Ein geiler Rocker, der einmal mehr stark von der Mandoline und gleich zwei Fiddles bestimmt wird. Die Nummer zieht zum Ende immer Schwindel erregender an und McGuinness, MacGowan sowie Stacy lassen es hier gesanglich mal so richtig krachen.
Die letzte Nummer der Scheibe, "Loneliness Of A Long Distance Drinker", gehört dann Shane MacGowan, der hier die Lead Vocals im Alleingang übernommen hat. Die Geister werden sich wohl wieder einmal scheiden, denn der zum Zeitpunkt der Aufnahme noch zahnlose MacGowan zwingt den Zuhörer gewissermaßen, sich zu entscheiden, ob man seinen Vortrag denn nun genießt, oder ob man nur denkt: 'Oh mein Gott, zerrt den vom Mikro weg'!
Sicherlich hört sich Shane angeschlagen an, aber sein Gesang hat auch etwas richtig Powervolles. Selbst wenn diese Power nur die Kraft eines Mannes zu sein scheint, der seine eigene Tragödie erkannt und akzeptiert hat. Dass MacGowan über tonnenweise Feeling verfügt, ist nichts Neues und auch hier zieht er noch einmal alle Asse aus dem Ärmel. Die Nummer ist ihm natürlich auf den Leib geschrieben und dennoch lasse ich mich jetzt mal zu der Aussage hinreißen, dass diesen Song niemand - und ich meine NIEMAND - besser interpretieren kann. Mich persönlich trifft MacGowans Gesang nach wie vor mitten ins Herz und jagt mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken… Dazu kommt, dass diese Ballade einmal mehr über klasse Songwriting verfügt, was sie zu einem meiner Lieblingsstücke dieser Scheibe macht.
Auch als Rezensent bleibt man ja immer noch Fan und hat gewisse Vorstellungen und Erwartungen, wenn eine favorisierte Band was Neues los lässt. Von dem her muss ich gestehen, dass es erstmal eine paar Durchläufe gedauert hat, bis ich mich an den Sound der 'neuen' Popes gewöhnt hatte. Ist man aber erstmal im neuen Universum der Päpste angekommen, muss man doch feststellen, dass "Outlaw Heaven" ein erstaunlich gutes Album geworden ist. Nur halt anders, als die Mucke vergangener Tage. Meine Anspieltipps und somit auch Favoriten sind "Let The Bells Ring Out", "Outlaw Heaven", "You're Gonna Shine" und natürlich "Loneliness Of A Long Distance Drinker".
Line-up:
Paul 'Mad Dog' McGuinness (lead vocals, guitars)
Charlie Hoskyns (guitars, background vocals)
Will Morrison (drums, background vocals)
Laurie Norwood (bass, background vocals)
Ben Gunnery (fiddle)

Mit:
Shane MacGowan (background vocals, lead vocals - #13)
Spider Stacy (background vocals)
Edori Fertig (background vocals)
Jess Nathan (background vocals)
Gerry Diver (main fiddle)
Declan Daly (additional fiddle)
Mick Rowan (low whistle & mandolin)
Malcolm Johnston (viola)
Andy Mellon (trumpet)
Simon Clarke (saxophone)
John Hinton (accordion)
Sarge O'Hara (piano)
Jo Quaill (cello)
Teresa Jordana (background vocals)
Bill Walsh (background vocals)
Tracklist
01:Black Is The Colour
02:Let The Bells Ring Out
03:Angels Are Coming
04:Raw
05:Back In Your Heart
06:Outlaw Heaven
07:Boys - They Don't Cry
08:You're Gonna Shine
09:Crucified
10:Bastards
11:Underneath The Blue Sky
12:Slip Away
13:Loneliness Of A Long Distance Drinker
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