Porcupine Tree / Fear Of A Blank Planet
Fear Of A Blank Planet Spielzeit: 50:51
Medium: CD
Label: Roadrunner Records
Stil: New Artrock/Prog Metal

Review vom 14.12.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Es ist wie bei den meisten Veröffentlichungen von Steven Wilson: Je öfter sich die Scheibe dreht, um so besser wird sie und um so mehr vereinnahmt sie einen. Das gelingt ihm mit seinem Nebenprojekt Blackfield vielleicht nicht ganz so nachhaltig, aber was er mit Porcupine Tree abliefert, hat inzwischen zu fast 100 % Hand und Fuß, einen absoluten Wiedererkennungswert und einen ganz eigenen Sound. Dabei hat der Mann nach eigenem Bekunden Angst, sich zu wiederholen. Da fragt man sich, wie man diese typischen Sounds in ein anderes Gewand zwängen will.
Wilson schraubt musikalisch am ehesten am Härtegrad, den er bereits auf den Vorgängern "Deadwing" und "In Absentia" merklich angezogen hatte. Ansonsten ist das 2007er-Werk ein Konzeptalbum, welches sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt, die in einer Welt von PC-Spielen, Handys und sonstigem elektronischen Zeugs vereinsamen, verrohen und sich anders entwickeln, als man es sich vorstellt. Und wie immer steckt auch auf "Fear Of A Blank Planet" die Liebe im Detail. Obwohl von ganz hervorragenden Musikern begleitet, sind die Scheiben von Porcupine Tree inzwischen sehr auf Steven Wilson zugeschnitten. Er singt, er spielt die Gitarre und ist für das Wesentliche, was die Band betrifft, verantwortlich.
Was erwarten wir ansonsten von einem neuen Porcupine Tree-Album? Düstere Gitarren und einiges an Melancholie. Und das bekommen die Fans auch wieder. Die Klampfen sind weitestgehend nach unten gestimmt worden und gleich zu Beginn gibt es beim Titeltrack einen zünftigen Rhythmus von Gavin Harrison am Schlagzeug. So baut sich innerhalb kürzester Zeit eine dichte Soundwand auf, die durch die Tasten von Richard Barbieri weiter verdichtet wird. Die Töne schweben, zur Mitte hin wird das Tempo gedrosselt und ein Schuss an Psychedelic übernimmt das Zepter.
In "My Ashes" wird es zunehmend atmosphärisch und die Klanggebilde werden komplexer. Ruhig und eingängig gleiten Porcupine Tree dahin. Das Herzstück dieses Albums ist das über 17-minütige "Anesthetize". Der Gesang wirkt geradezu anklagend, die Melodiebögen werden melancholisch gehalten. Die Gitarren sind mit zahlreichen Effekten belegt, die Drums müssen nebenbei nur die Toms bedienen, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Allerdings wird die volle Konzentration beim Hörer gefordert, um nicht den Eindruck einer Langatmigkeit hervorzurufen. Da sind wir wieder, bei der Liebe zum Detail. Alex Lifeson (Rush) steuert hier ein Solo bei, ob man das allerdings braucht, ist eine Frage, die auf einem ganz anderen Papier steht.
Auch Robert Fripp (u.a. King Crimson) ist auf "Fear Of A Blank Planet" als Gastmusiker vertreten, jedoch begnügt er sich mit ein paar Soundscapes zu Beginn von "Way Out Of Here". Auch die braucht man nicht wirklich. Und John Wesley wurde auf dem Cover mit 'backing vocals' ausgezeichnet. Auf der Bühne konnten wir ihn bei der abgelaufenen "Deadwing"-Tour als Gitarrist erleben. Diese Zusammenarbeit scheint also von längerer Dauer zu sein.
Im Ergebnis scheint "Fear Of a Blank Planet" nicht das beste Album zu sein, welches Porcupine Tree eingespielt haben. "In Absentia" aus dem Jahr 2003 bleibt mein persönlicher Favorit der Band, aber die neue Scheibe ist stärker als "Deadwing". Sie wirkt ausgewogener, durchdachter und hat weniger Schwankungen als der Vorgänger, was die gezeigte Qualität angeht. Sie hat ein Gespür für die passende Aggression und dosiert an den richtigen Stellen ihre Intensität. Deswegen sind es auf dem bekannten hohen Niveau von Porcupine Tree sichere 8 von 10 RockTimes-Uhren. Porcupine Tree sind im Bereich des sogenannten New Artrock weiterhin das Nonplusultra.
Line-up:
Steven Wilson (guitars, vocals)
Colin Edwin (bass)
Richard Barbieri (keyboards)
Gavin Harrison (drums)

Guest Musicians:
John Wesley (backing vocals)
Robert Fripp (soundscapes - #5)
Alex Lifeson (guitar-solo - #3)
Tracklist
01:Fear Of A Blank Planet (7:28)
02:My Ashes (5:07)
03:Anesthetize (17:42)
04:Sentimental (5:26)
05:Way Out Of Here (7:37)
06:Sleep Together (7:28)
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