Port City Prophets / Mule
Mule Spielzeit: 47:51
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Blues, Blues Rock

Review vom 08.09.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Fast jedes Haar kann man beim auf dem Coverbild abgelichteten Maultier zählen. Das Trio Port City Prophets debütiert mit dem schlicht betitelten Album "Mule". Der Gitarrist Troy Tolle, Bassist und Sänger Tim Kirkendall sowie Schlagzeuger Henry Ancrum haben verschiedene musikalische Wurzeln, die sich bei ihrem gemeinsamen Treiben unter dem Dach des Blues vereinen.
Stevie Ray Vaughan, Gospel, Funk und R&B werden in deren Biografien erwähnt. Außerdem nennt man Ray Charles, Jimi Hendrix und Freddie King als Einflüsse. Bis auf den erstgenannten Künstler ist es bei den zehn auf der vorliegenden Platte präsentierten Kompositionen nachvollziehbar. Allerdings verpassen die drei Musiker den Songs aus ihrem zum Teil fünfundzwanzigjährigen Schaffen einen hohen Eigenanteil.
Tim Kirkendall verfügt über eine sehr überzeugende Stimme, mit der er ein ums andere Mal punkten kann. Vom Start weg verpasst man dem Opener "Close Your Eyes" gleich einen klasse Groove und Troy Tolles erstes Sechssaitersolo ist eine Art Standortbestimmung seiner Fähigkeiten, die hier in der rockenden Variante des Blues liegen. Gast William Nance unterfüttert das treibende Geschehen mit tollen Keyboardeinlagen, die meist flächendeckend sind. Bass und Drums ergänzen sich zu einer verschworenen Gemeinschaft und so ist gegen die Album-Einleitung nichts einzuwenden.
Mit der Track-Fortsetzung "Jesus Saved My Soul, But ..." schlagen die Port City Prophets einen Blues-Haken der besonderen Art. Troy Tolle hat das Bottleneck übergestreift und insgesamt bremst man das Genre aus. Dieses Stück verdeutlicht in der dynamisch-balladesken Auslage die gesanglichen Fähigkeiten des Bassisten um ein Vielfaches. Oh Mann, kann der Tolle toll sliden. Zweites Lied ... erstes Highlight. Wer wissen möchte, was anstelle der drei Punkte im Songtitel gesungen wird, bekommt Klarheit:
»[...] my money belongs to my wife«
Das Port City Prophets-Blues-Getriebe besitzt allerdings noch weitere, kleinere Gänge. Die legt der Dreier für "I Already Know" ein. Mit dieser Nummer biegt man in die verkehrsberuhigte Zone der Scheibe ab. Auch hier ist Intensität angesagt und dieses Stück dient eindeutig dem Stressabbau zu mehr Gelassenheit nach einem turbulenten Tag. Fast sieben Minuten bluesige Entspannung. "Done Changed My Mind" schraubt die Spielzeit noch höher und abermals hat man sich für ein langsames Song-Tempo entschieden. Hammer, der Gitarrist hat echt Feeling in seinen Fingern und bringt phasenweise das Wah Wah-Pedal zum Einsatz. Tim Kirkendall singt sich mit feinen Reibeisenpartikeln auf den Stimmbändern fast um den Verstand. Mit Unterstützung von William Nance setzt man auf pikante Rhythmuswechsel, die den Blues zu seinem Solo mittendrin zum Swingen bringen. Perfekte Unterhaltung!
Funk bestimmt "Mule In A One Horse Town" und das folgende "When The Lights Go Down In St. Louis" wird nochmals vom Metallröhrchen regiert. Gekonnt entwickeln sich die Port City Prophets zu Meistern des Slow Blues, denn "Let Me Breathe" ist wieder ein balladesker Höhepunkt.
Durch die letzten drei Nummern beweist das Trio (unter anderem mit William Nance) dem Hörer, wie vielseitig man auf dem Highway des Blues unterwegs ist. Herrlich groovend fährt man auf der rechten Seite. Der Bass setzt den Blinker bei "I Used To Love You" und man wechselt auf die heftig-funkige Spur. Schließlich ist man ganz links angekommen und der Boogie bestimmt den musikalischen Überholvorgang. Was auf der Studio-CD geboten wird, ist authentisch. Auf ihrer Homepage kann man sich auch noch von den Live-Qualitäten der Combo überzeugen.
Das "Mule"-Debüt der Port City Prophets erweist sich als die hohe Kunst des 12-Takters. Die herrlichen Blues-Blüten der Scheibe erkennt man nach intensiven Durchgängen. Das Trio bietet durchaus andere Perspektiven, die sich besonders durch Troy Tolles Gitarrenspiel und Tim Kirkendalls Gesang eröffnen.
Line-up:
Troy Tolle (guitar)
Tim Kirkendall (bass, vocals)
Henry Ancrum (drums)

Special Guests:
Bill Nance (keyboards)
Eric Rickert (drums - #5)
Tracklist
01:Close Your Eyes (3:38)
02:Jesus Saved My Soul, But ... (5:23)
03:I Already Know (6:46)
04:Mule In A One Horse Town (3:22)
05:When The Lights Go Down In St. Louis (3:55)
06:Done Changed My Mind (7:49)
07:Let Me Breathe (6:55)
08:No Time (3:15)
09:I Used To Love You (3:16)
10:Pluff Mud (3:33)
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