Postures (Ex-El Poncho) aus Schweden gibt es seit 2009. Der auf dem Coverbild als Haupthaar wunderschön gestaltetet botanische Garten ist so aussagekräftig wie die kraftvolle Musik des Sextetts um die Sängerin Paulina Nyström. Nachdem man Anfang Oktober 2013 vier Konzerttermine in Deutschland und Belgien absolvierte, dürfte die Gruppe wohl schon einem etwas größeren Publikum bekannt sein. "Same" ist das Debütalbum von den Postures und bei den insgesamt neun Kompositionen bekommt der Hörer nicht nur wegen der herrlichen Stimme von Paulina Nyström, die durchaus auch die Qualitäten einer Shouterin hat, spitze Ohren. Die Gruppe versetzt einen in Neugierde und Trance. Alle Songs wurden von der Formation geschrieben und trotzdem wird man das Gefühl nicht los, als seien die Nummern nach einem ziemlich offenen Konzept im Studio Smog eingespielt worden.
Man kann so viel deuteln wie man will, Postures lassen sich nur äußerst schwer in ein Genre-Korsett zwängen. Dazu besetzt deren Musik zu viele Stühle und doch passt hier alles perfekt zusammen. Psychedelic triff auf Prog trifft auf Hard Rock und schließlich lässt sich durch die freie Form der Darbietung auch noch ein experimenteller Charakter hinzufügen.
Bei der gebotenen Dramatik, Dynamik, Melancholie, den rotierenden Klangkaskaden, Grooves und verträumten Phasen kann man die Begeisterung vor den Lautsprechern kaum bändigen. Postures sind so emotional, so mitreißend und manchmal echte musikalische Querdenker. Die Gruppe verfügt über eine große Seele, die sie dem Hörer ohne Zurückhaltung auf den Präsentierteller legt.
Trotz der zwei hervorragenden Gitarristen Benjamin Watts und Viktor Andersson wird Mikael Edebro nicht zu einem reinen Adlatus der hintergründigen Keyboardsounds degradiert. Er ist, genauso wie die Sechssaiter-Zauberer maßgeblich am Klang der Band beteiligt. Wohl auch durch die vielen Konzerte hat man einen großen Fundus an Erfahrung sammeln können und der wird in allen neun Nummern deutlich. Die beeindruckende Individualität des einzelnen Musikers wird zu einem glänzenden Puzzlestein des Gesamteindrucks.
Zwischen die unterschiedlich langen Tracks schieben die Postures Stücke, die nicht über die drei Minuten hinausgehen. An erster Stelle steht da gleich der Opener "Circles". Elfengleich singt Paulina Nyström und dazu stricken ihre Bandkollegen zunächst ein verträumtes Ambiente, das durch eine kraftvoll agierende Gitarre etwas in den Hintergrund gerückt wird. Dann entgleitet das Lied sanft in die Unendlichkeit. "Are You Still Breathing?" ist anders, weil hier prächtig gerockt wird. Oh Mann, kann diese Frau singen. Unglaublich, was mit einem eingängigen Refrain in zweieinhalb Minuten alles passiert! Schließlich überschlagen sich die Gitarren-Ereignisse in ihren emotionalen Saltos. Hört man gleich danach "Clouded Sights", könnte dieses kurze Stück glatt die Weiterführung von "Are You Still Breathing?" sein. Das Arrangement des Liedes ist von einem Auf und Ab des Tempos geprägt. Klasse!
Mit fast dreizehn Minuten Spielzeit ist "Quakes" ein gigantisch guter Abschluss eines Albums, über das man nur Lobendes berichten kann. Dieser Track ist das Epizentrum eines unglaublichen Trips, für den es in einem musikalischen Navigationsgerät keine Zielangabe gibt. Aus der Stille des Alls entwickelt sich fast in Zeitlupe eine Tonfolge, die in einen rotierenden, immer intensiver werdenden Zustand übergeht. Über die Rhythmusabteilung kann man auch nur positive Nachrichten vermelden. Perfekt, wie Bassist David Petersson und Isak Björhag (Schlagzeug) die Keyboard- sowie Gitarrenexzesse fundamentieren. Es sind extreme Höhenflüge à la Space Rock angesagt. Dann wird auf einer Wildblumenwiese verträumt Luft geholt und das musikalische Drama von "Quakes" rollt abermals auf den innehaltenden Hörer zu. Die Postures können die Atmosphäre noch weiter steigern. In den letzten drei Minuten lässt die Band, hier übrigens ohne Paulina Nyström, in einem wohlsortierten Chaos enden. Hammer, wie eine tektonische Urkraft zur Entfaltung gebracht wird.
Das Debütalbum von den Postures ist gewaltig gut. Die sechs Musiker konstruieren ein hypnotisches wie auch unerbittlich hartes Pendel der sinnlichen Begierde. Diese gut fünfzig Minuten sind sehr gelungen. Hats off!
Line-up:
Paulina Nyström (vocals)
Benjamin Watts (guitar)
David Petersson (bass)
Isak Björhag (drums)
Mikael Edebro (keyboards)
Viktor Andersson (guitar)
Tracklist |
01:Circles (2:35)
02:Heavy Tremor (6:17)
03:Are You Still Breathing? (2:30)
04:Solipse (8:30)
05:Falling Into Place (6:07)
06:Clusters (4:12)
07:Undertow (5:14)
08:Clouded Sight (2:09)
09:Quakes (12:51)
(all songs written by Postures)
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