Mit 'PowerWorld', das sag' ich gleich zu Anfang, sind die Jungs übers Ziel hinausgeschossen. Bei so einem reißerischen Namen erwarte ich ein bisschen mehr von dem, was er verspricht. …Der Bandname ist ja schließlich immer das erste, was einem auffällt.
Na jut, egal. Namen sind ja Schall und Rauch - aber die Namen der werten Musiker will ich doch noch, wie üblich, erwähnen, handelt es sich doch um welche mit einer halbwegs illustren Vergangenheit. Basser Ilker Ersin zum Beispiel, mit dessen Ideen alles angefangen hat. Die wichen nämlich ein wenig von seiner damaligen Band, Freedom Call, ab. …Sprich: Weniger schneller Power Metal, mehr melodiöses Midtempo. Ob es auch das war, was zu dem Split 2005 führte - keine Ahnung. Auf jeden Fall war dadurch die Tür offen, sich auch andere Musiker ins Boot zu holen.
Mit Steffen Brunner war schnell ein passender Sänger gefunden, und auch der ehemalige Freedom-Call-Mitstreiter Nils Neumann (Keyboard) war mit von der Partie. Hinterm Schlagzeug dagegen sitzt Jürgen Lucas ( At Vance), und das Plektrum rubbelt Barish Kepic, ex- Jaded Heart
-Mann, der schon in früherern Jahren mit Ilker Ersin zusammen gespielt hat. Damit war das Quintett komplett, und Ilkers Ideen fanden ihre Umsetzung. Weg wollte er, vom häufigen Überschallgeschrammel hin zum eher Groovigen, Erwachsenen.
…Er hat dabei schonmal keinesfalls den Bombast hinter sich gelassen. PowerWorld bewegen sich auf der Schiene des Melodic Metal, und auch da ist viel Platz für ausschweifende Chöre und die Songs, die darauf zugeschnitten sind. So sind auch die Titel auf diesem gleichnamigen Debüt voll davon - und haben darin ihre größte Stärke. Bei "Creatures" oder "Lake Of Eternity" zum Beispiel, sind die hohen Chöre die Attraktion. Sie gehen ins Ohr, bieten Mitsing-Potenzial und reißen einen überhaupt ganz schön mit.
Das Material ist, wie erwartet, überwiegend im Midtempo-Bereich angesiedelt, und auch manchmal ein winzig kleines bisschen progressiv. Mit dezenter Härte wurde hier Einiges an Arbeit in die Waagschale geworfen, das hört man. Die Songs klingen sehr ausgefeilt und der Sound sogar etwas zu glattpoliert - aber so gehört es sich wohl für Melodic Metal. …Mir persönlich hätte ein wenig mehr Schmackes bei allen Instrumenten gut gefallen und ein wenig dieses miefige AOR-Leichentuch gelüftet.
Allerspätestens in der zweiten Hälfte nudelt sich für mich aber die ganz leise Begeisterung, die ich noch bei den ersten paar Songs empfand, langsam ab. Man kriegt von dem Ganzen einfach bald zuviel. …Wenn man einige Songs einzeln hört, ohne vorher das halbe Album gespielt zu haben, wirken sie einfach viel besser. Das ist wohl also kein wirklicher Kritikpunkt, sondern eher Geschmackssache. …Das Cover von "I Died In Your Arms" ist allerdings überflüssig wie ein Kropf. Damit drücken die fünf Herren sich selbst in eine Richtung, die sie in ein noch seichteres Licht rückt. Da es fast am Schluss kommt, vergisst man die leise Heavyness, die man das ganze Album über gesucht - und auch manchmal gefunden - hat, sofort wieder und stöhnt innerlich: Da bewegen sie sich die ganze Zeit noch eben auf der guten Seite von des Messers Schneide, und dann das.
Also: 'PowerWorld'? Mitnichten! …Größtenteils gute Songs, super Gesang mit vielen schönen Harmonien, die einen Großteil des Reizes ausmachen, aber schlapper Mix und schlappe Attitüde. Was manche ja auch gut finden mögen.
Line-up:
Steffen Brunner (vocals)
Ilker Ersin (bass)
Barish Kepic (guitars)
Nils Neumann (keys)
Jürgen Lucas (drums)
Tracklist |
01:The Dark
02:Creatures
03:Lake Of Eternity
04:Fight Fire With Fire
05:Signs In The Sand
06:I Reach The Light
07:Dancing With Angels
08:Your World Is Not Mine
09:I Died In Your Arms
10:Breaking The Silence
11:Don't Walk On Broken Glass
12:Our Melody
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