Prairie Lizards / Same
Prairie Lizards Spielzeit: 24:35
Medium: EP (CD)
Label: Cactus Rock Records, 2013
Stil: Austriana

Review vom 02.10.2013


Markus Kerren
Ui, was haben sich Cactus Rock Records denn da für ein Ei ins Nest gelegt? Prairie Lizards ist ein 2012 entstandenes Projekt der Österreicher Tanja Pichler und Doc G. 'Austriana' nennen die beiden ihren Stil und fügen hinzu, dass sie von Country, Blues und Soul inspiriert wurden. Auf dem Backcover ihrer gleichnamigen EP haben sie folgenden Spruch verewigt:
»There is a road along the borderline
winding from the deserts to the swamps.
Maybe someday we'll meet somewhere out there.
Taste the atmosphere of the songs - just listen to the stories.«
Okay, 'Austriana' muss man ganz offensichtlich mögen, um auch die vorgelegten knapp 25 Minuten Musik mögen zu können. Denn, um ganz ehrlich zu sein, scheint mir hier nicht allzu viel Positives in die Ohren zu gehen. Dabei kommen die vier Eigenkompositionen noch etwas besser weg, als die Coverversionen. Dennoch zieht auch bei diesen eine wahrlich minimalistisch gespielte Rhythmusgitarre ihre eng gesteckten Kreise. Und selbst wenn man argumentieren mag, dass der ursprüngliche Blues ebenfalls minimalistisch war und ist, dann wird dennoch eindeutig zu wenig geboten, um irgendeinen Hund hinter dem Ofen hervor zu locken.
Zugegebenermaßen spielt Doc G eine ganz gute Slide-Gitarre, die zumindest ein paar Pluspunkte einfahren kann. Bei seinem Gesang rollen sich mir allerdings öfter die Fußnägel nach oben. Und das - wie ich leider sagen muss - nicht unbedingt vor Freude. Tanja Pichler kann ganz sicher singen und hat eine gute Stimme, ist mit diesem Projekt aber offensichtlich ebenfalls im falschen Genre gelandet. Oder um es anders zu sagen, vom Feeling her geht hier doch einiges daneben.
Bei Robert Johnsons "Hellhound On My Trail" geht die Gitarre noch als einigermaßen passabel durch, während der Gesang hier aber ungefähr so weit weg von 'Gelungen' ist, wie eine Jug-Band aus Mississippi im Jahr 1924 von einem Platin-Album. Der absolute Tiefpunkt der Scheibe ist allerdings der alte Gassenhauer "You Better Move On" (davor bereits von den Rolling Stones, Willy bzw. Mink DeVille u. v. w. interpretiert), der mit fett aufgetragenem und dadurch noch sehr viel unglaubwürdigerem US-Akzent gebracht wird. Und wenn Doc G dazu auch noch ziemlich böse und wütend klingen möchte, dann wird diese Angelegenheit erst recht zu einem lupenreinen Desaster. Unterirdisch!
Über das Traditional "Jesus On The Mainline" möchte ich lieber den Mantel des Schweigens legen. Die 'gelungenste' Coverversion ist noch Dr. Hooks "A Couple More Years", bei dem der Gesang nicht ganz so genrefremd wie bei den anderen Standards klingt. Okay, und das abschließende "Angelina" ist ganz in Ordnung.
Die Songs der beiden Protagonisten dieser Platte hören sich an wie gemacht von zwei Musikern (plus dem Produzenten, der auch Hammond und Keyboard gespielt hat), die sich davor während eines anderen Projekts (in anderer Stilistik) kennen und mögen gelernt haben, um dann im Vorbeigehen zu beschließen, doch einfach auch mal sowas wie Country, Blues und Americana zu machen. Die theoretische Formel dafür war wohl bekannt, der (fast) komplette Rest ging allerdings mächtig in die Hose.
Oder man muss einfach nur ein riesengroßes Herz für 'Austriana' haben, um diese Scheibe zu mögen.
Line-up:
Tanja Pichler (percussion, lead & background vocals)
Doc G (guitars, lead & background vocals)
Andy Eicher (Hammond, keyboards)
Tracklist
01:Arizona
02:Desert Sands
03:Hellhound On My Trail
04:You Better Move On
05:Jesus On The Mainline
06:A Couple More Years
07:New Orleans Angels
08:Angeline
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