Mit "Peace Among The Ruins" frönt Metal Church-Gitarrist Kurdt Vanderhoof seiner Liebe zum Prog Rock der 70er Jahre. Zunächst ein Freizeitprojekt, wurden die von Vanderhoof über fünf Jahre hinweg in den Metal Church-Pausen geschriebenen Songs mit den musikalischen Weggefährten Scott Albright, Brian Cokeley (Gesang bzw. Tasteninstrumente, beide bei Vanderhoofs erstem Soloalbum mit dabei), Jeff Wade und Brian Lake (Drums bzw. Bass, beide waren auf der "Masterpeace"-Tour von Metal Church mit Vanderhoof unterwegs) unter dem Namen Presto Ballet auf runden Kunststoff gepresst.
Musikalisch zelebrieren die gut 47 Minuten, wie vom Künstler versprochen, allerhand sehr direkte Einflüsse der ganz großen, komplex komponierenden Progrock-Vorreiter wie Yes oder Genesis aus Großbritannien, aber auch Kansas aus den USA und überraschen dabei mit viel Heavyness. Schon beim Intro des Openers "Peace Amont The Ruins" wird deutlich, dass es heftiger zur Sache geht als damals, so dass man somit kaum von einem Abklatsch reden kann. Mit einem Mix aus rohem Hardrock und Gefrickel geht es los, bevor sich dann allerhand Retro-Rocksounds wie Hammondorgel oder Mellotron herauskristallisieren, die stets den Touch des 'Alten' bewahren. Währenddessen sorgen aber ungewohnte Klänge für eine sehr individuelle Kombination. Die kräftig ballernden Drums und viele der Gitarrenparts sind nämlich viel mehr Heavy Metal als Prog Rock. Und auch der Gesang ist beim Titelsong derart offensiv, dass er fast an Skid Rows Sebastian Bach erinnert.
Man könnte den Stil von Presto Ballet demnach als eine Art 'Prog Rock meets Heavy Metal' bezeichnen, wobei allerdings nicht im Zuge einer Symbiose des bekannten Prog Metal wie bei Dream Theater, Symphony X usw. herausgekommen ist, sondern teilweise ein hochinteressantes Nebeneinander der Stile. Dafür spricht nach zahlreichen 'Alt'-Passagen z.B. die Strophe von "Slave", die könnte auch von Queensryche geschrieben worden sein. Eine ruhigere Gangart wählen das introvertierte "Find The Time", der Locker-Rocker "Sunshine" mit einem Gitarrenintro, dass Steve Hackett 35 Jahre zuvor gespielt haben könnte, und die sich allmählich steigernde Ballade "Bringin' It On", deren Modulationen im Refrain zwischenzeitlich an Ozzy Osbournes "No More Tears" erinnern. "Seasons" ist ein Beispiel für die expressiven, weit ausholenden, reichen Gesangsmelodien der allesamt ausgezeichneten Kompositionen.
Mit "The Fringes" ist ein grandioser Ohrwurm vorhanden, dessen Chorusmelodie die Ohrwurmqualitäten von Styx-Klassikern erreicht, während ein virtuoser B-Part mit Rhythmuswechseln und begnadeten Soloduellen dafür sorgt, dass stilistisch zudem etliche technisch virtuose Prog-Stile mit einfließen. Noch besser ist nur "Speed Of Time", für Unentschlossene der perfekte Anspieltipp des Albums. Ein Akustikintro, dann ein bisschen Rush-Gitarren, kurz denkt man an "Won't Get Fooled Again" von The Who, dann klingen ein Instrumentalpart und die folgende Strophe nach epischen Kansas-Longtracks à la "Song for America". Ein späteres Instrumentalbreak erinnert mit Klavierspiel über heavy Gitarren erst an Dream Theater, bevor dann Akustikgitarre mit Frickelbass wieder in der Zeit zurück springen und wie die frühen Genesis klingen.
Wie bei den meisten Songs fühlt man sich an allerlei Bekanntes erinnert, ohne dieses Gefühl aber auf bloß ein, zwei Bands zu beziehen. Presto Ballet vereint ein riesengroßes Spektrum an Prog Rock-Einflüssen, geht aber mit einer Härte irgendwo zwischen bluesigem Deep Purple-Hardrock und Heavy Metal zur Sache, die es bei Genesis, Yes & Konsorten so nicht gab. Diese Kombination ist wesentlich individueller, als es aus dem Munde Kurdt Vanderhoofs selbst klingt, der das Album als Rückkehr zur Musik der 70er beschreibt. Prog Metal-Fans, die auch einen Sinn für die Wurzeln der Musik haben, wie z.B. Dream Theater-Anhänger mit Rush-/ Yes-/ Genesis-Vorliebe sollten unbedingt zugreifen - mit Metal Church hat Presto Ballet dagegen herzlich wenig zu tun. Um das Album authentisch klingen zu lassen, hat Vanderhoof sich auch noch 'klassischer' Aufnahmetechniken bemüht, wie im Booklet zur CD nachzulesen: »This album was recorded on tape. No samplers or digital re-creations were used anywhere on this record. All instruments played by carbon based life-forms«
Line-up:
Scott Albright (lead vocals, acoutic guitar)
Kurdt Vanderhoof (guitar, mellotron, chamberlin, hammond organ, synths, bass pedals, electric pianos)
Brian Cokeley (piano, hammond organ, synths, electric pianos, lead and backing vocals)
Jeff Wade (drums and percussion)
Brian Lake (bass)
Tracklist |
01:Peace Amgon The Ruins
02:The Fringes
03:Seasons
04:Find The Time
05:Speed Of Time
06:Sunshine
07:Slave
08:Bringin' It On
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