Pretty Maids / Wake Up To The Real World
Wake Up To The Real World Spielzeit: 45:15
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2006
Stil: Hard Rock

Review vom 03.11.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
"Danish Dynamite", das waren die Jungs von Pretty Maids schon in den 80er Jahren. Die Band gibt es nun schon über 20 Jahre und mit Sänger Ronnie Atkins und Gitarrist Ken Hammer sind immerhin noch 2 Gründungsmitglieder mit dabei. 1984 wurde ich selbst auf die Band mit dem Album "Red, Hot & Heavy" aufmerksam. Dabei spielte sich die Musik im Bereich des klassischen Heavy Rocks/Heavy Metals ab. Und das war wahrlich keine Eintagsfliege, denn auch der Nachfolger "Future World" aus dem Jahr 1987 schlug mächtig in der Szene ein.
Es folgten Welttourneen und Auftritte auf den legendären 'Monsters Of Rock-Festivals'. Pretty Maids haben sich im Laufe der langen Karriere schon immer etwas Zeit gelassen, um einen neuen Output auf die Menschheit loszulassen. Da gab es unvorhersehbare Dinge wie einen Autounfall des damaligen Drummers Phil More, der erst wieder genesen musste. Die spätere Insolvenz des Managements 'Rock On' sorgte zudem für eine kurze Stilllegung des Unternehmens Pretty Maids. Dem schlossen sich nämlich auch finanzielle Probleme der Band an.
Nun gut, es gab sie immer mal wieder auf den Festivals, irgendwie wusste man jedoch lange nicht, was die Jungs so richtig treiben. Der Antrieb schien verloren gegangen zu sein. Jetzt sind sie aber mit einem neuen Album da. Das gute Stück heißt "Wake Up In The Real World" und bereits der Albumtitel deutet darauf hin, dass es Pretty Maids noch einmal wissen möchten. Mal sehen, ob es ihnen gelingen wird.
Spaß haben Pretty Maids eigentlich schon immer gemacht. Eine spürbare Härte vereinte sich nur all zu oft mit netten Melodien. Vor allen Dingen die doch sehr typische Stimme von Atkins ließ fast jeden Pretty Maids-Song aus dem Stehgreif erkennen. Der Gitarrensound hat sich 2006 auch nicht wesentlich geändert. So beginnt der Titeltrack "Wake Up To The Real World" mit stampfenden Riffs und entwickelt sich zu einem puren "Hard Rocker". Da wir alle zunehmend etwas in die Jahre kommen, meine ich ausmachen zu können, dass auch Atkins nicht mehr ganz drückend rüberkommt. Dass Ken Hammer immer noch sehr gut die Klampfe bedienen kann, hört man ebenfalls sofort. Allerdings macht er keine besonders weite solistische Ausflüge. Mit "All In The Name Of Love" wird dann das Tempo merklich angezogen, ohne jedoch die Double-Basses auszupacken. Dafür reicht es noch nicht, allerdings drückt der neue Drummer Allan Tschicaja mächtig auf die Tube. Ein junger Bursche, der seit 2006 das Set bei Pretty Maids bedient.
Ganz im alten Stile ist "I Am The End". Zielstrebig, dumpfe Sounds, hart, kernig und bodenständig. So würde ich es bezeichnen. "As Guilty As You" passt eher in den Bereich des sanften melodischen Rocks. Lockere Gitarren gesellen sich zu eingängigen Vocals. Leicht chartverdächtig. Dafür ist "Why Die For A Lie" dann wieder 'True Metal' wie wir es von Pretty Maids aus vergangenen Tagen eben kennen. Einsteigen, anschnallen und ab geht es.
Für mich ein Anspieltipp, auch wenn wir uns hier in AOR-Gefilden befinden, ist der Song "Such A Rush". Wo kommen denn bloß die bombastischen Keyboards her? AOR, das bedeutet eben eingängige Melodien und trotzdem sind recht fetzige Gitarrenläufe angesagt. Die gesamte Band darf sich dann in Form eines gemeinsamen Chorgesangs austoben.
Die neue Scheibe ist an sich recht abwechslungsreich. Und so ist "Where Beauty Lies" dann auch endlich die obligatorische Ballade. Keinesfalls zu kitschig, laden die Melodien zum Feuerzeuganzünden ein. Na gut, diese "Old-School-Metal-Bands" können das eben, auch wenn es von diesen Balladen in meinen Augen schon viel zu viele gibt.
Einziger Wermutstropfen ist für mich die Coverversion von Deep Purples "Perfect Strangers". Mal ganz abgesehen davon, dass Pretty Maids doch keinen Lückenfüller mehr benötigt hätten, ist dieser Purple-Song weder ein Klassiker noch überhaupt ein Track, den die Welt gebraucht hat. Und das sage ich als bekennender Fan!
Ansonsten ist vieles beim Alten geblieben und das ist auch gut so. Vielleicht nicht mehr ganz so hart. Setzen wir anstelle von 'Heavy Rock' ganz einfach den knackigen 'Hard Rock' ein. Das trifft es inzwischen vielleicht doch etwas genauer. Die Drums hätten aufnahmetechnisch für mich etwas mehr Brillanz verdient gehabt. Egal, es gibt eine neue Pretty Maids-Scheibe, die alten Fans werden sowieso zuschlagen und da die Musik ohnehin wieder schwer angesagt ist, ist der Formation dann auch ein Comeback gelungen. So ist zumindest meine Prognose. Nicht herausragend aber doch über dem Durchschnitt.
Line-up:
Ken Hammer (Guitars)
Ken Jackson (Bass)
Allan Tschicaja (Drums)
Ronnie Atkins (Vocals)

Tracklist
01:Wake Up To The Real World (3:53)
02:All In The Name Of Love (3:35)
03:I Am The End (4:20)
04:As Guilty As You (3:37)
05:Why Die For A Lie (4:17)
06:Such A Rush (4:55)
07:Where Beauty Lies (4:29)
08:Brave Young Breed (3:35)
09:Terminal Violence (3:53)
10:Perfect Strangers (4:35)
11:Another Shot Of Your Love (4:05)
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