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Priestess stammen aus Kanada und nein, sie verfügen nicht über eine Priesterin, bzw. Sängerin, die den Platz auf der Bühnenmitte für sich beansprucht. Den Job vor dem Mikro hat sich bereits Mikey Heppner gesichert, der auch noch die Leadgitarre spielt. Der Vierer aus dem Norden Amerikas fand sich zu Beginn des letzten Jahrzehnts zusammen und unterzeichnete schließlich 2004, nicht zuletzt wegen fantastischer Live-Shows einen Plattenvertrag.
Das Debüt "Hello Master" schlug, zumindest in der Neuen Welt, ein wie eine Bombe und in der Folge konnte man gemeinsam mit Hochkarätern wie z.B. Motörhead, Black Label Society oder Dinosour Jr. touren. Aber auch mit Iron Maiden stand man schon gemeinsam auf der Bühne. In Großbritannien begleiteten die Nordmerikaner Megadeth als Support-Band.
Wie ein Überfall-Kommando bricht der Opener "Ladykiller" über einen herein. Eine Abgehnummer der feineren Art, die sowohl durch fette Riffs wie auch durch erstaunlich viele Breaks gefällt. Irgendwie hört sich das kultig an, ein bisschen altmodisch, fast so wie aus der Glanzzeit der New Wave Of British Heavy Metal. Soundmäßig allerdings voll auf der Höhe der Zeit und mit reinem Metal haben wir es bei Priestess auch nicht zu tun. Dafür sind die Rock-Anteile viel zu stark vertreten und auch der Gesang von Heppner ist in mittleren (rauen) Lagen gehalten.
Auch findet man keine glasklaren Refrains im Sinne von Einprägsamkeit oder schnellem Wiedererkennungswert. Die sind meist eher so in die Tracks eingebaut, dass man schon ein paar Durchläufe benötigt, bis man sich an ihnen orientieren kann. Was aber auch seine Vorteile hat. Denn wenn man sich auf das Album einlassen möchte, dann gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken. Und selbst ein Stückchen Siebziger steckt in "Prior To The Fire" drin, vor allem was die Gitarren und den Gesang angeht. Da tauchen dann auch gerne mal Namen wie etwa UFO oder Thin Lizzy vor dem geistigen Auge auf.
Priestess machen auf ihrem zweiten Album Dampf und von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, geht es rockig und metallisch, ohne nach links oder rechts zu schauen, voll auf die Zwölf. Gegen Ende von "The Gem" geht es dann doch mal für eine ganze Passage eher verhalten zu und das folgende "Communicating Via-Eyes" überrascht am Anfang gar mit einem etwa 90 Sekunden dauernden Intro, bei dem lediglich eine Akustikgitarre und Gesang zu hören sind. Und das auch noch wie aus weiter Ferne, bevor dann ein starkes Gitarrenriff der so leisen Einleitung ein jähes Ende bereitet und es im alten, durchaus starken Stil weitergeht, nur um dann doch wieder von nahezu mystischen bzw. psychedelischen Fragmenten abgelöst zu werden.
Nee, auf Radioeinsätze oder gar Hits wurde hier kein Auge geworfen, nicht einmal ein Hühnerauge. Davon ist das Quartett in etwa so weit weg wie Ted Nugent vom Eintritt in eine Vegetarier-Gemeinschaft. Und das ist auch gut so, sonst wären uns nämlich die hier vorliegenden elf Kracher nicht an die Lauscher gekommen. Sicherlich dürften Priestess nicht unbedingt jedermanns Sache sein, aber wer auf fetzigen Heavy Rock mit vielen Ecken und Kanten steht, sollte sich bereits einen besonderen, leicht erreichbaren Platz im CD-Regal freihalten. Wie vieles andere auf "Prior To The Fire" sind natürlich auch die Twin-Gitarren nichts weltbewegend Neues, was ihnen aber auch bei dieser Truppe nichts von ihrer Geilheit nimmt. 'Gewusst wie' lauten nach wie vor die beiden Zauberworte.
Irgendwie hatten sie ja schon immer eine ganz eigene Note, die großen kanadischen Bands und Musiker. Und Priestess sind da keine Ausnahme, selbst wenn man noch auf dem Weg zu einer Größe sein mag. "Prior To The Fire" ist in erster Linie eine Heavy Rock-Vollbedienung. In zweiter ein Album, mit dem man sich beschäftigen muss, denn die Eingängigkeit muss man sich erst erarbeiten. An diesem Punkt erstmal angekommen, wird man dann aber viel Spaß mit dieser Scheibe haben. In den ersten Februartagen diesen Jahres waren die Kanadier übrigens mit Bigelf in Deutschland unterwegs. Eventuell wird da schon der/die ein oder andere Bekanntschaft mit dieser Powertruppe gemacht haben. Wem's live gefallen hat, der wird auch bei "Prior To The Fire" goldrichtig liegen.
Line-up
Mikey Heppner (lead vocals, lead guitar)
Dan Watchorn (guitars, background vocals)
Mike Dyball (bass)
Vince Nudo (drums, background vocals)
| Tracklist |
01:Ladykiller
02:Raccoon Eyes
03:The Firebird
04:Murphy's Law
05:The Gem
06:Communicating Via-Eyes
07:Lunar
08:It Baffles The Mind
09:Sideways Attack
10:We Ride Tonight
11:Trapped In Space & Time
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