Prime Circle / Evidence
Evidence Spielzeit: 41:32
Medium: CD
Label: EMI South Africa, 2013
Stil: Rock

Review vom 28.05.2013


Jochen v. Arnim
Eigentlich sind sie ja schon richtige Stars und erfreuen sich einer ständig zunehmenden Beliebtheit. Allein bei uns klemmt die Säge noch ein wenig, was wohl daran liegt, dass die fünf Herren aus dem schönen Land am Kap kommen. Südafrika ist ihre Heimat und da genießen sie wahren Kultstatus, seit sie vor ca. elf Jahren aus dem Highveld auszogen, die dortige Musikszene aufzumischen. Man sagt ihnen nach, New Grunge sei früher ihr Ding gewesen, bevor sie dann mehr in Richtung Alternative 'drifteten'. Sie selber schreiben sich schlicht dem Rock allgemein zu.
Im Jahre 2003 schoben sie ihr Debütalbum auf den Markt und das schoss sie in den Olymp, den heimischen zumindest. Ihre weiteren Studioalben waren nicht weniger angesagt, so dass sie mit Fug und Recht den Titel der erfolgreichsten Rockband Südafrikas tragen. Auch hierzulande gehen die Türen für Prime Circle langsam immer mehr auf. Sie haben bereits eine gute Tournee mit 3 Doors Down absolviert und auch Alter Bridge begleitet, waren kürzlich erst hier bei uns zu Gast und packen gerade wieder die Koffer für den nächsten Flieger nach Europa. Mit ihrem letzten Silberling
Jekyll & Hyde haben sie auch bei uns schon eine treue Fangemeinde an sich binden können. In ihrer Heimat jedoch stehen sie ganz oben auf der Liste, gelten sie als Inspiration für hunderte von kleinen Bands und haben somit dazu beigetragen, dass die dortige Szene mächtig aufgemischt wird. Mittlerweile ist das fünfte Album erschienen, das es in Südafrika bereits seit einigen Monaten zu kaufen gibt. Jetzt ist "Evidence" auch bei uns in den Shops angekommen und zudem wird die Band Mitte Juni den sprichwörtlichen Beweis erbringen, dass sie die Songs ebenfalls auf der Bühne bestens präsentieren kann.
Bis dahin muss sich der geneigte Fan noch mit den dreizehn Tracks (inkl. Intro und akustischem Bonustrack) des Silberlings zufrieden geben, dessen Spielzeit sich auf eine knappe Dreiviertelstunde beläuft.
Los geht es nach einem Synthie-Intro direkt mit dem satten Riff des Titelsongs "Evidence" und sobald Sänger (und Gitarrist) Ross Learmonth ansetzt wird klar, dass wir es bei seiner Person mit einem prächtigen Aushängeschild zu tun haben. Stilistisch kann man entfernte Parallelen zu z. B. Nickelback entdecken - nicht, dass Chad Kroeger hier unbedingt stimmlich Pate gestanden hätte, aber die gesamten Arrangements gehen subjektiv empfunden schon etwas in die Richtung. Nicht ganz so rau und nicht ganz so dreckig vielleicht.
Nach dem Einsteiger folgt in ähnlicher Manier "Change", gut angelegte und zum Mitbewegen animierende Harmonielinien machen deutlich, dass Prime Circle es in ihrer Heimat verdientermaßen in die großen Stadien schaffen. Mehr in Richtung Ballade folgt dann "Time Kills Us All", während das Tempo und die Machart danach wieder rockiger werden. Und durch alle Songs trägt Learmonth mit feiner Vielseitigkeit die Lyrics aus den Speakern.
In diesem Stil geht es weiter und wir wechseln zwischen der sanfteren, etwas schwermütigen Gangart und dem kernigen Abrocken hin und her. Das alles ist ganz so, wie man es von Genrekollegen schon gehört hat. Die Südafrikaner erfinden hier keinen neuen Stil. Ihre Gitarren- und Rhythmusfraktionen machen den Job auf den Punkt und auch die Tasten erfüllen eine wichtige Aufgabe. Dazu kommt natürlich die bereits erwähnte Stimme des Frontmannes, der in seiner Heimat nicht umsonst Kultstatus genießt. Ich kann mir gut vorstellen, wie das ganze Land zu den Songs von Prime Circle wippt, wenn diese im Radio gespielt werden. Für den Schwarzen Kontinent sicherlich revolutionär, für den Rest der Welt richtig prima, ohne dass wir jetzt allerdings in Ehrfurcht erstarren müssen. Es ist aber ein Zeichen dafür, dass am Kap die Zeiten der musikalischen Diaspora endgültig der Vergangenheit angehören. Prime Circle geben sich selbstbewusst und haben in der Tat keinen Grund, sich hinter den 'großen' Kollegen aus Amerika verstecken zu müssen.
Wer es persönlich antesten möchte - und die Band macht live bestimmt richtig gut Dampf - dem seien die Termine (vgl. unsere entsprechende Rubrik) der Evidence ReLoaded-Tour 2013 ans Herz gelegt.
Line-up:
Ross Learmonth (vocals, guitar)
Dirk Bisschoff (guitars)
Neil Breytenbach (keyboards)
Marco Gomes (bass)
Dale Schnettler (drums, backings)
Tracklist
01:Intro
02:Evidence
03:Change
04:Time Kills Us All
05:Answers
06:Know You Better
07:King For A Day
08:Room Of Ghosts
09:Staring At Satellites
10:Only Way Out
11:Given The Truth
12:Written In Riddles
13:Evidence (Acoustic) [Bonus]
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