Spielzeit: 38:14 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2004 Stil: Retro Prog, Folk Rock Review vom 04.12.2007 Ralf 'Jogi' Ruhenstroth

Die Musiker von Prime Mover kommen aus Finnland, Punkt 1.
Die Musiker von Prime Mover singen nicht in finnischer, sondern in schwedischer Sprache, Punkt 2.
Die Musiker von Prime Mover machen höchst interessanten Retro Prog mit vielen folkigen Einlagen, Punkt 3.
Die Musiker von Prime Mover treten in dieser Formation nicht live auf, sondern spielen nur Alben ein, Punkt 4.

Da wissen wir so nun schon das Wesentliche über den Fünfer, der hier auf dem zweiten offiziellen Studio-Album "Prime Mover Alias Drifkraft" mit Gastmusikern verstärkt wird und die dem einen oder anderen Track das sog. i-Tüpfelchen aufsetzen. Das Ergebnis der Aufnahmen ist stilistisch von daher interessant, als die Einflüsse der Protagonisten unterschiedlichster Art sind. Der eine mag den Country in Form des sog. Bluegrass, der andere kommt aus dem Bereich des Death Metal. Was sie aber alle mögen, ist nach eigenem Bekunden Progressive Rock. Und genau das wollen die Finnen uns auf ihrem Album präsentieren. Damit sind wir beim nächsten Punkt. Die Mitstreiter leben allesamt in Finnland, gehören aber zu einer in diesem Land lebenden Minderheit mit eindeutig schwedischer Herkunft. Und deshalb auch die gewählte Gesangssprache (nach Auskunft der Band spricht in etwa 6 % der Finnen schwedisch).

Die erste Veröffentlichung von Prime Mover war im Jahr 1999 die EP "Mr. Zingelmann", ein ca. 40-minütiges Konzeptwerk. Im Jahr 2001 erschien dann das erste offizielle Studio-Album mit dem Titel "Put In Perspective". Die Band schreibt auf ihrer Website selbst, dass sie mit dem vorliegenden Werk aus dem Jahr 2004 alleine schon wegen des verwendeten Equipments ihre bis dato selbst erkannten Schwächen ausbessern wollte. Nun, das scheint gelungen, denn "Prime Mover Alias Drifkraft" kommt mit einem sauberen und knackigen Sound aus den Boxen.

Zu Beginn hören wir bei "Vykort Från Södern" recht virtuose Bassläufe, die im Gesamtkontext mit den Gitarren einen leicht jazzigen Eindruck hinterlassen. Das Salz in der Suppe machen neben den recht lockeren Drums die gespielten Orgelsounds aus. Doch Prime Mover können und wollen mit dem Folgesong "Några Bagateller" ein Brikett auflegen und werden wesentlich rockiger. Fast schon im Bereich des Mainstream angesiedelt groovt die Band geradeaus nach vorne. Und dann liefern uns Prime Mover auf diesem Silberling noch zwei Longtracks von ca. elf Minuten Spiellänge. Neben den gespielten Violinen fällt besonders auf, dass die Mucke in starker Anlehnung an die 70er-Jahre zelebriert wird. Die Orgeln weichen bei "Utbränd" den klassischen Pianotönen, die Gitarren wurden lediglich mit etwas Fuzz angereichert.

Besonders positiv muss man erwähnen, dass, obwohl durchaus retro, die Melodien an sich recht eingängig sind und auch hängen bleiben. Das ist also alles nicht besonders kopflastig und verquer. Immer wieder ergänzen sich Folk und Rock zu einem gewaltigen progressiven Gebilde. Jawohl, das macht Spaß. In "Bagagnat Liv" wird nochmals gerockt und mit "Folk Är Inte Kloka" bekommen wir den bereits erwähnten, zweiten Longplayer geboten. Sanft gleitende Tasten legen das Fundament, damit sich die Solo-Gitarren austoben dürfen. Und auch hier bleibt es bei dem gelungenen Mix aus altehrwürdigem Prog und wunderbarem Folk, in dem die Gitarren auch noch mal mächtig braten.

Das alles ist im Ergebnis so gut, dass ich es wirklich bedaure, dass Prime Mover niemals live auftreten werden. Auf Grund der bestehenden Entfernungen zwischen den einzelnen Musikern, bezeichnen sich Prime Mover wegen der dauerhaften Beständigkeit im Line-up zwar als Band, aber ein regelmäßiges Proben und Einstudieren für die Bühne ist ihnen deswegen nicht möglich. Sehr schade, denn hier agieren wirklich absolut einfallsreiche Instrumentalisten, die mit der Stimme von Dennis Nordell bestens versorgt sind. 7 - 8 von 10 RockTimes-Uhren!

Line-up:
Dennis Nordell (vocals)
Michael Karlsson (guitars, vocals)
Sebastian Teir (keyboards, bouzouki, vocals)
Roger Nyman (bass)
Kenneth Lagerström (drums)

Guests:
Tomas Högväg (violins - # 3, 6)
Karl Sandqvist (trumpet - # 1, 6)
Olivia Sarelin (vocals - # 3)