The Proclaimers tff Rudolstadt 05. Juli 2008 Konzertbericht Stil: Rock Artikel vom 18.07.2008 Christine Pabst

Zum Abschluss ihrer nun schon länger als ein Jahr andauernden Tour, war die schottische Band The Proclaimers am 5. Juli 2008 noch einmal in Deutschland zu Gast, diesmal auf dem tff Rudolstadt. Das tff ist Deutschlands größtes Folk-Roots-Weltmusik-Festival und zieht jährlich Musiker aus aller Welt sowie zig-tausende begeisterte Besucher aller Altersstufen in die beschauliche Kleinstadt Rudolstadt in Südthüringen. Auch in diesem Jahr waren wieder über 20 Bühnen in der ganzen Stadt verteilt, und egal ob Schlosshof oder Hinterhof, Burgterrasse oder Marktplatz, Kirche oder Park - überall herrschte eine sehr entspannte und familiäre Stimmung.

Am späten Samstagabend machte ich mich nun also auf den Weg in den Heinepark, wo die Proclaimers um 22:30 Uhr auf der Hauptbühne auftreten sollten. Der Anblick der bereits im Gelände versammelten Leute erinnerte eher an ein gemütliches Sonntagspicknick als an die Atmosphäre, die ich normalerweise von Rockkonzerten gewohnt bin und ich wurde leicht skeptisch, ob dieser Festivalauftritt stimmungstechnisch wohl mit einem reinen Proclaimers-Konzert würde mithalten können. Ich war eine der wenigen, die wohl nur wegen der Proclaimers nach Rudolstadt angereist waren, die meisten anderen schienen eher beiläufig zu diesem Gig im Park gekommen zu sein und kannten vermutlich nur den großen Hit aus den 90ern, "I'm Gonna Be (500 Miles)", wenn überhaupt.

So fiel denn auch der Begrüßungsapplaus freundlich-zurückhaltend aus, als nach der etwas verunglückten Anmoderation einer tff-Mitarbeiterin die Brüder Craig und Charlie Reid zusammen mit ihrer vierköpfigen Band die Bühne betraten. Ein kurzes "Guten Abend, Rudolstadt" und schon ging es los mit zwei Songs von der aktuellen Scheibe "Life With You", gefolgt vom mitreißenden "There's A Touch". Langsam aber sicher kam auch das Publikum in Schwung, und bei "I'm On My Way" gab es erste gesangliche Unterstützung für die glänzend aufgelegten Schotten.

Auch die nächsten Stücke, "Everyday I Try" und "King Of The Road" (inklusive kollektivem Fingerschnippen), passten perfekt zur Party-Stimmung der Festivalbesucher, ebenso wie die Stücke der Schottland-Sektion, die gespickt mit Tin Whistle- und Akkordeonklängen nicht nur die Kiltträger im Publikum begeisterten. Mit der wunderschönen Ballade "Sunshine On Leith" wurde es kurzzeitig besinnlich, bevor die Proclaimers die Sambarasseln auspackten und mit "Sky Takes The Soul" munter weiterrockten. Das anschließende "Life With You" mit seinem klasse Bass-Intro, lockte dann wohl auch die letzten Zögerlinge aus der Reserve.

Schließlich kam, worauf die meisten sehnsüchtig gewartet hatten: "I'm Gonna Be (500 Miles)". Das springende, singende und tanzende Publikum machte dem Tanz- und Folkfestival alle Ehre. Nach tosendem Applaus gab es noch "Born Innocent" als Zugabe, welches die Proclaimers einem Fan-Paar widmeten, das nur für sie den weiten Weg aus Belgien nach Rudolstadt gekommen war.

So ging ein großartiges Konzert mit einer sehr persönlichen Note zu Ende und hinterließ durchweg zufriedene Teilnehmer. Die einen sahen sich darin bestätigt, dass die Proclaimers jeden gereisten Kilometer wert gewesen sind, bei anderen dämmerte die Erkenntnis, dass die Schotten nicht nur einen tollen Hit zu bieten haben und wieder andere werden vielleicht zu Wiederholungstätern, wenn die Proclaimers noch einmal in Reichweite kommen.
Und mein Fazit des Abends: Festivals sind gar nicht so übel, solange die Proclaimers Headliner sind. ☺

Mit zwei großen Open Air-Events in ihrer schottischen Heimat (Edinburgh und Inverness) werden sich die Proclaimers Ende des Monats vom Bühnengeschehen vorerst verabschieden und die Arbeiten für ein neues Album beginnen. Auf ihrer Homepage ist zu lesen, dass sie hoffen, in der zweiten Jahreshälfte 2009 wieder live on stage zu sein. Na, das hoffe ich doch auch sehr!