The Prog Collective / Epilogue
Epilogue Spielzeit: 65:22
Medium: CD
Label: Cleopatra Records, 2013
Stil: Prog Rock

Review vom 04.10.2013


Steve Braun
Den umtriebigen Billy Sherwood kann man durchaus als einen Workoholic bezeichnen. An sehr vielen Projekten ist der Multiinstrumentalist und Sänger - nicht immer zur uneingeschränkten Freude der Progressive-Gemeinde - in der jüngeren Vergangenheit als festes Mitgleid oder Gast beteiligt gewesen. Für das zweite Album des Prog Collective hat erneut ER seine berühmten Kollegen eingeladen und in der Tat liest sich das Line-up wie das Who-is-Who des Prog Rocks. Das Ergebnis liegt nun in Form von "Epilogue" in einem hübschen Digipak verpackt vor.
Ein Blick in das sehr ordentliche Booklet macht sogleich klar, dass hier erneut ein lupenreines Billy Sherwood-Soloalbum vorliegt. Er hat in Personalunion komponiert, produziert, aufgenommen und gemixt - nebenbei obendrein (fast) alle Keyboard-Basics sowie Bass- und Drums Parts eingespielt, Backgroundchöre eingesungen und sogar zweimal die Lead Vocals übernommen. "Memory Tracks" hat Sherwood sogar - bis auf den Gesang von Roye Albrighton - komplett in Eigenregie eingespielt.
Mit "Are We To Believe?" startet "Epilogue" und sofort weiß man, auch ohne einen Blick vorab ins Booklet: Das ist ein Sherwood-Album. Er hat eine ganz typische Art, den Sound wie bei einem Ölgemälde nach und nach zu schichten - auch an den verschachtelten Gesängen erkennt man eine Sherwood-Komposition sofort. Ein wenig klingt das wie am Zeichenbrett entworfen - sehr unterkühlt, nüchtern, fast ein wenig technokratisch. Ob man sich darüber freuen kann, liegt - wie immer - am Blickwinkel des Betrachters bzw. in diesem Fall des Hörers. Egal, wenn Mel Collins' cremig-warme Saxofonparts einsetzen, wird die ansonsten eher verkopfte Angelegenheit sofort mittig (sprich: in den Bauch) verlagert. Ebenso sensationell sind hier die Wakeman'schen Synthesizersoli.
Bei aller vordergründiger Schönheit von Kompositionen und Arrangements leidet "Epilogue" etwas an der gerade beschriebenen Vorhersehbarkeit. Zu oft meint man, die Grundmuster in ähnlicher Form schon einmal von Sherwood gehört zu haben. Nehmen wir nur einmal die Single "Shining Diamond", die für das Airplay extra in einer Radio-Edit veröffentlicht wurde - irgendwo schon mal gehört, oder?? Omnipräsenz kann auf diese Art leicht zum Malus werden. So sind es bei allen Stücken eher die Gastmusiker, die die Glanzpunkte setzen können. Bei dem genannten Titel dienen Steve Stevens (Billy Idol/Robert Palmer) und vor allem Patrick Moraz als Retter in der Not...
Ausdrücklich möchte ich "In Our Time" und "Just Another Day" hier ausgenommen wissen. Zwar weiß bei beiden Stücken der 'Sherwood Billy' nicht gerade als Sänger zu glänzen, jedoch sind die Grundidee und Arrangements sehr pfiffig. Bei "In Our Time" heben sich Nik Turners aggressive Saxofonsoli sowie dessen kontrastierend weiche Flötenklänge angenehm hervor. Endlich ist hier auch einmal eine Hammond, von Geoff Downes gespielt, zu hören und sofort wird es herrlich organisch!! "Just Another Day" ist sogar die mit Abstand beste Nummer von "Epilogue", woran Gitarrist Gary Green (unglaublich, wie der hier zaubert!!) und Hammond-Wizard Tony Kaye allergrößten Anteil haben.
Für dieses Prog Collective-Album gilt, dass hier ausnahmsweise mal nicht zu viele Köche den Brei verdorben haben, sondern diesmal für die nötige Würze sorgen! Ohne diesen kreativen Input hätte Billy Sherwood möglicherweise ziemlich 'alt' ausgesehen. "Epilogue" hat einige sehr gute Ansätze, kann aber in der Breite nicht in jeder Hinsicht überzeugen.
Line-up:
Billy Sherwood (lead vocals - #6,8, backing vocals - except #9, bass except - #5, drums - except #9,
keyboards - except #5,8, guitars - except #5)

Colin Moulding (lead vocals - #1)
John Wetton (lead vocals - #2)
Fee Waybill (lead vocals - #3)
Sonja Kristina (lead vocals - #4)
Alan Parsons (lead vocals - #5)
Roye Albrighton (lead vocals - #7)
William Shatner (spoken word - #9)
Rick Wakeman (synthesizers - #1)
Derek Sherinian (synthesizers - #2)
Jordan Rudess (synthesizers - #3)
Larry Fast (synthesizers - #4)
Patrick Moraz (synthesizers - #5)
Geoff Downes (Hammond, synthesizers - #6)
Tony Kaye (Hammond, synthesizers - #8)
Steve Hillage (guitars - #1)
John Wesley (guitars - #2)
Peter Banks (guitars - #3)
Steve Morse (guitars - #4)
Steve Stevens (guitars - #5)
Gary Green (guitars - #8)
Chris Squire (bass - #5)
Mel Collins (saxophone - #1)
Nik Turner (saxophone, flute - #6)
Jim Cuomo (drums - #9)
Tracklist
01:Are We to Believe? (7:18)
02:What Can Be Done? (7:48)
03:Adding Fuel To Fire (7:30)
04:Tomorrow Becomes Today (7:34)
05:Shining Diamonds (7:53)
06:In Our Time (7:22)
07:Memory Tracks (7:58)
08:Just Another Day (9:01)
09:Epilogue (2:28)
Externe Links: