Puhdys / Go West Unplugged Tour 2008
22.04.2008 Odeon Theater, Goslar
Puhdys Puhdys / Go West Unplugged Tour
Odeon Theater, Goslar
22. April 2008
Stil: Deutsch Rock


Artikel vom 26.04.2008


Jürgen Bauerochse
PuhdysIn der alten Kaiserstadt Goslar pulsiert ja bekanntlich das kulturelle Leben. Immerhin gab es in den letzten zwei Jahren 2 (in Worten: zwei) ganze Rocktimes-kompatible Konzerte. Gell, das hat doch was, oder?
Genau das waren wahrscheinlich auch die Gedanken der Puhdys, denn dieser bevorstehende Auftritt war der zweite nach 31 (!) Jahren in dieser Metropole des Harzgebirges. Und schon damals, sprich 1977, war ich mit dabei. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Nur gut, dass die Redakteure eines gewissen Online-Magazins mit Rock... am Anfang überhaupt nicht altern.
PuhdysDass die Puhdys inzwischen nicht mehr nur zur Gattung Rockmusik zählen, sondern einen großen Sprung in Richtung Unterhaltung für Jedermann gemacht haben, zeigt schon der Auftrittsort. Das ehrenwerte Odeon-Theater, seines Zeichens sonst mehr für Theater-, Musical- und Comedy-Veranstaltungen bekannt, war der Auftrittsort dieser Show. Für den Rezensenten und seine Gattin (noch ein Zeichen für ein eher leicht verdauliches Konzert) bedeutete das gleichzeitig gegen ein paar Schwierigkeiten anzukämpfen. Die Sitzreihen gingen direkt bis an den Bühnenrand heran, so dass Fotografieren recht schwer war. Zusätzlich hatte die Security etwas gegen schöne Bilder. Ungestörte Arbeit zur Vorbereitung eines Konzertberichtes sieht jedenfalls anders aus.
PuhdysDoch nun Schluß mit der Meckerei und zum wesentlichen Teil dieses Abends. Im Großen und Ganzen braucht man ja über die wohl bekannteste Band der damaligen DDR nichts mehr zu schreiben. Inzwischen neununddreißig Jahre ohne Unterbrechung on the road, schrieben sie auf vielen Alben unvergessliche Songs, die von einer Vielzahl der Fans ohne Schwierigkeiten mitgesungen werden können. Im damaligen Arbeiter und Bauernstaat, bei vielen Bürgern nicht ganz unumstritten, hatten sie als eine der ersten Bands die Möglichkeiten im Westen aufzutreten. Durch diese Tatsache wurden sie auch hier schnell zu einer festen Größe. Bald folgte ein Special im legendären TV-Musikladen, durch den ihr Bekanntheitsgrad noch weiter anstieg.
PuhdysDennoch ist die diesjährige 'Go West' Tour etwas total Neues, denn noch nie vorher waren die Puhdys nur rein akustisch unterwegs. Zur Verdichtung des Sounds waren mit Andy Birr (Bell, Book & Candle), Konrad Oleak (Sanctus), sowie Nick Scharfschwerdt aus der Band von Thomas Anders (Wow!) mit auf der Bühne. Dadurch erhielt dieses Konzert wirklich ein optimales Klangspektrum. Erstmals bei einem von mir besuchten Gig waren die Drums hinter einer Plexi-Glas Scheibe aufgebaut, während es sich die drei Frontmänner auf Barhockern gemütlich machten, die sie auch nur in Ausnahmefällen verließen. Es herrschte also ein ganz schönes Gedränge vor den Zuhörern im recht gut besuchten Odeon.
PuhdysIm Großen und Ganzen gab es in der gut zweistündigen Show eine Art 'Greatest Hits'-Darbeitung. Es waren sehr viele der alten Klassiker dabei, die bei den herkömmlichen Konzerten der Band nur noch in diversen Medleys angespielt werden. Schön, diese Songs mal wieder in normaler Länge zu hören. Dabei kamen für mich die Versionen von "Perlenfischer" und das neu arrangierte "Geh zu ihr" noch am Besten rüber. Doch auch weniger bekannte Titel kamen zum Einsatz, und ich war doch ziemlich überrascht, das bisher nur auf dem Live-Album "Inflagranti" enthaltene "Nirvana" zu hören.
PuhdysMit "Ohrwurm" und "Abenteuer" standen ebenfalls zwei brandneue Werke auf der Setlist, die auf dem Anfang 2009 erscheinenden Album zu hören sein werden. Auch diese Lieder wurden ganz in typischer Puhdys-Manier geschrieben und haben textlich die bisherige Karriere der Band als Thema. Wen wundert's, denn schließlich kann man nach fast vier Jahrzehnten ruhig mal die bisher erlebte Geschichte an sich vorüber ziehen lassen. Auch diese beiden Songs wurden vom Publikum sehr freundlich angenommen.
PuhdysApropos Stimmung. Trotz der etwas unpassenden Bestuhlung, die sich natürlich als Stimmungskiller bemerkbar machte, war das Publikum ziemlich gut drauf. Es gab anfangs zwar vorwiegend einen steifen, recht förmlichen Applaus ohne Pfiffe der Begeisterung und Zwischenrufe, die zweite Hälfte des Gigs erlebten die Zuhörer jedoch fast nur noch im Stehen. Und das war nicht verwunderlich, denn nun gab es nacheinander die Knaller "Lebenszeit", "Alt wie ein Baum", "Ich kann nicht vergessen", sowie "Rockerrente" und "Das Buch" als Zugaben. Dabei erwies sich das Publikum als sehr textsicher und ging nun endlich wesentlich mehr aus sich heraus. Jetzt war es fast wie bei den Heimspielen der Band in den neuen Bundesländern.
Für mich bleibt festzustellen, dass die Puhdys auch ohne Stromgitarren sehr stimmungsvolle und gute Konzerte geben können. Dieser Abend hat sich wirklich gelohnt.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Dunja Schlattner vom Veranstaltungsbüro Paulis für die problem- und reibungslose Akkreditierung bedanken.
Line-up:
Dieter Birr (Gitarre, Gesang)
Dieter Hertrampf (Gitarre, Gesang)
Peter Rasym (Bass, Gesang)
Peter Meyer (Tasteninstrumente)
Klaus Scharfschwerdt (Schlagzeug, Percussion)

Gastmusiker:
Andy Birr (Gitarre)
Nick Scharfschwerdt (Percussion)
Konrad Oleak (Tasteninstrumente)
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