Pulsar Trio / Cäthes Traum
Cäthes Traum Spielzeit: 50:52
Medium: CD
Label: t3 Records, 2016
Stil: Jazz, World Music


Review vom 10.04.2016


Joachim 'Joe' Brookes
Wer ist Cäthe? Sie ist die Tochter von Beate Wein, die beim Pulsar Trio im weitesten Sinn für die schwarzen und weißen Tasten zuständig ist sowie den Gesang übernimmt. Noch im Mutterleib war Cäthe bei Konzerten dabei und als Baby »[...] she was present in the studio at all stages of finishing this album - thereby blessing it with the cutest smile. [...]« Die Rede ist dabei von "Cäthes Traum". Der Hörer hat definitiv nicht nur ein nettes Lachen parat, wenn die elf Songs nicht nur an ihm vorbei geflogen sind. Im Jahr 2012 veröffentlichte das in allen Belangen überzeugende Trio "Erpelparka Suite". Erpelparka kennt man als Synonym für Gänsehaut. Die bekommt man bei "Cäthes Traum" im wahrsten Sinn noch oben drauf.
2014 erhielt man »[...] die Trophäe beim Global Music Contest CREOLE. [...]« und war bereits im Line-up bei den Leverkusener Jazztagen beziehungsweise dem Glastonbury Festival in der englischen Grafschaft Somerset.
Das Pulsar Trio ist die Verbindung zwischen Jazz und Weltmusik. In diesem Raum kreieren Beate Wein (Piano, sonstige Keyboards), Matyas Wolter (Sitar/Surbahar) und Aaron Christ (Drums) ihre individuelle Jazz-Welt oder sollte man es vielleicht World-Jazz nennen. Bei der tief empfundenen Musik vom Pulsar Trio ist es schon verdammt schwer, eines der Genre zuerst zu nennen, denn das, was man auf vorliegender Platte geboten bekommt, kennt an und für sich keine Grenzen. Auch der Bandname trifft voll ins Schwarze. Ein Pulsar ist ein Stern, der aus Neutronen besteht und dessen Magnetfeld-Symmetrieachse von seiner Rotationsachse abweicht. Insofern geht das Pulsar Trio eigene Wege, ist exklusiv.
Grenzen ist so etwas wie ein Fremdwort bei der in Potsdam ansässigen Band. "Cäthes Traum" ist vielsagend, im positiven Sinn wohlklingend, elektrisierend, spannend, dramatisch, traumhaft, verspielt, überraschend, wirkt magnetisch, hat Charme, kann schmeicheln und die nicht vorhandenen Grenzen tauchen auch in den Songtiteln auf. Achtung! Bei "May Waltz" liegt man mit der Vermutung, der Track könnte etwas mit dem Wonnemonat zu tun haben falsch. Mit May ist Karl May gemeint.
Die Themen der fast ausschließlich instrumentalen Stücke gehen vom persönlichen Umfeld bis hinaus in die große weite Welt. Das Verschmelzen von Jazz und Weltmusik kann so schön sein. Die Kompositionen sind nicht vergänglich. Im Gegenteil, sie verfügen über einen bleibenden Wert. Wenn Nachhaltigkeit einen Namen hätte, wäre er "Cäthes Traum". Die Ideenwelt der Bandmitglieder ist Ausdruck faszinierender Improvisationen.
Mit unterschiedlichen musikalischen Pinselstrichen zeichnet das Trio Gemälde, die die Fantasie des Hörers anregen, die Synapsen stimulieren und so ein wohliges Gefühl unter der Haut produzieren. Beim Jonglieren mit der Dynamik und Dramatik befinden sich Beate Wein, Matyas Wolter sowie Aaron Christ in der Meisterklasse. Wenn es Sterneköche gibt, sind die drei Künstler Sterne-Musiker. Auf "Cäthes Traum" passt einfach alles zusammen.
Auch die Gestaltung des Digipak inklusive vielseitigem Booklet ist echt sehenswert.
Beate Wein und Matyas Wolter sind tonangebend. Aaron Christ ist ein sehr sensibler Schlagzeuger, der die Pulsar Trio-Welt in den entsprechenden Takt versetzt. Dabei geht es nicht nur darum, von den Drumsticks zu den Jazzbesen zu wechseln. Hochachtung vor so viel Einfühlungsvermögen an den Fellen, Becken und Percussion.
Alleine die Abfolge der Lieder ist sowohl organisch als auch kontrastierend. Von dem akzentuiert-groovenden "Ganga Surf"-Flair geht es über das atmosphärisch-kurze "The Calcutta Flute Vendor" hin zum verspielt-nachdenklichen "Sastopai". In gut über sieben Minuten wird die Wanderschaft der Katze Sastopai inszeniert. Perfekt!
Einmal singt Beate Wein in "Noble And Good" einen vom Pulsar Trio übersetzten Friedrich Schiller-Text. Die sehnsüchtige Ballade wird durch ihre einfühlsam-zarte Stimme bereichert. Bitte mehr Songs mit Beate Wein-Vocals!
"Cäthes Traum" ist traumhaft gut. Ein musikalischer Traum, der allemal einen Tipp verdient hat. Glückwunsch, Pulsar Trio!
Line-up:
Beate Wein (piano, keyboards, vocals)
Matyas Wolter (sitar, surbahar)
Aaron Christ (drums)
Tracklist
01:Broklegs Fall
02:Seven Horses And A Hornet
03:May Waltz
04:Cäthes Traum
05:Noble And Good
06:Tangoe With A Horseshoe
07:Ganga Surf
08:The Calcutta Flute Vendor
09:Sastopai
10:Le Böm
11:Chasing The Cat Grizzly
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