'Modern Progressive Rock', so erscheint es auf der offiziellen Website von Puppet Show. Was wir hier allerdings zu hören bekommen, ist in weiten Teilen klassischer Prog, der an vielen Stellen modern und zeitgemäß klingt. Wie das geht? Puppet Show bedienen sich weltberühmter Stilelemente, wie man sie z.B. bei den frühen Genesis hören konnte und führt dies wesentlich konsequenter in die heutige Zeit, als es Marillion zu Beginn der 80er Jahre gemacht haben. "The Tale Of Woe" ist das zweite Werk der Herren aus Silicon Valley im US-Bundesstaat Kalifornien. Bereits 1998 erschien das Debüt mit dem Titel "Traumatized". Neun Jahre später gibt es nun also ein Folgealbum. In der Besetzung hat es in dieser langen Zeit nur eine Auswechslung geben. Chris Mack hat das Schlagzeug übernommen und Matt Lipford abgelöst.
Wenn man die legendären Genesis zum Vergleich heran zieht, dann sind es vor allen Dingen die Stimme und die gebotenen Gesangslinien, die an Peter Gabriel erinnern. "The Tale Of Woe" bietet weitestgehend Longtracks, einzige Ausnahmen sind "Harold Cain" und "God's Angry Man" mit jeweils knapp vier Minuten. Bereits der Opener "Seasons" zeigt, worauf es der Band ankommt. Da treiben die Drums, der Bass grollt und die Synthies dominieren eindeutig. Doch genau diese Sounds erschlagen einen Gott sei Dank nicht. Sie ergänzen sich mit Hammond-Tönen und drücken dabei recht zünftig auf die Tube. Das Schöne dabei ist, dass Puppet Show dem Neo Prog in ihrer Musik eine Nische bieten, sich jedoch mit so typischen Klischees wie Zuckersüße einigermaßen zurück halten.
Und so gelingt es ihnen bei "The Seven Gentle Spirits" ein wenig Spannung zu inszenieren und den Track, der immerhin über 14 Minuten Spieldauer aufweist, systematisch aufzubauen. Ein ausführliches Intro, dann Ruhe, fast schon Stille, und anschließend rollen sich die Noten fast linear von unten nach oben auf. Zwischendrin wird in kurzen Passagen der Dampfhammer ausgepackt. Dabei schlägt Mike Grimes kräftig auf die Tasten der Orgel, bevor anschließend sanfte Klaviertöne das Geschehen bestimmen. Dazu ein fast klagender Gesang und fertig ist die Laube. Respekt für die Komposition, die kaum langweilig wird und dem Hörer den einen oder anderen Umlauf abverlangt, um alles vollständig zu entdecken.
Und noch etwas macht die Scheibe sehr interessant: Kann man einer urtypischen Prog-Platte oftmals zu Recht vorwerfen, dass sie in weiten Teilen einfach zu sperrig ist, so umgehen Puppet Show genau das, in dem sie einfach ein Händchen dafür haben, wenn es des Guten zu viel wird. Dann wird, wie bei "Harold Cain", recht einfach und zünftig gerockt. Ruckzuck befinden wir uns stilistisch Mitte der 70er Jahre, als Bands wie Kansas etc. positiv von sich reden machten.
"The Past Has Just Begun" packt sogar den Bombast aus und dann rocken die Jungs richtig ab. Dabei bleibt der Song anspruchsvoll und komplex. Die Rhythmen der Drums und die verschiedenen Tempowechsel lassen mehr als einmal aufhorchen. Ja, Puppet Show verstehen es wunderbar, eingängige Melodien mit ausufernden Klangorgien zu verbinden und haben somit ein tolles Album abgeliefert. Eine Scheibe, die sowohl Freunde des Neo Prog, als auch von eher sperrigen Stücken (z.B. "God's Angry Man") begeistern kann. "The Tale Of Woe" bietet gut eine Stunde hervorragende progressive Musik und lässt hoffen, dass es nicht wieder neun Jahre dauern wird, bis ein Nachfolger erscheint. Sehr geile Scheibe!
Line-up:
Chris Ogburn (guitars, backing vocals)
Sean Frazier (lead vocals)
Chris Mack (drums, percussion)
Mike Grimes (keyboards, backing vocals)
Craig Polson (bass, backing vocals)
Tracklist |
01:Seasons (8:45)
02:The Seven Gentle Spirits (14:17)
03:Harold Cain (4:16)
04:The Past Has Just Begun (16:41)
05:God's Angry Man (4:13)
06:On Second Thought (11:52)
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