Was macht man als Rezensent eigentlich, wenn einem eine Band durch eine unglaublich treffende Selbstbeschreibung komplett die Luft aus den Segeln nimmt? So geschehen bei der neuen Scheibe der Schweizer Formation Pure Inc., die ihren Sound dermaßen anschaulich charakterisieren, dass ich das in meiner Hilflosigkeit einfach übernehmen muss:
»Man nehme 10 Gramm von Led Zeppelin, 20 Gramm von Alice In Chains, 30 Gramm Black Label Society auf 40 Gramm Soundgarden und mische es ordentlich durch, und schon hat man den hochexplosiven Cocktail namens Pure Inc.«. Alles klar?
Ja, verdammt, denn genau so ist es! Die Kandidaten haben die volle Punktzahl erreicht! Etwas in dieser Richtung wollte ich doch eigentlich selbst schreiben, mich daraufhin ganz stolz zurücklehnen und mich noch Tage danach mit einem seligen Lächeln in meinem unglaublichen Talent sonnen... Aber nix da. Die Eidgenossen kommen mir hämisch grinsend zuvor und hauen mir obigen Satz um die Ohren - aus die Maus.
"Parasites And Worms" hat man das so umschriebene Machwerk betitelt und passend dazu ein ziemlich vorhersehbares Covermotiv geliefert. Auch die musikalische Ausrichtung der aus Basel stammenden Gruppe ist nach dem Lesen obiger Definition recht vorhersehbar. Zweck erfüllt, würde ich sagen, da sich nun einfach jeder genau das Richtige vorstellen kann: tiefe, fett riffende Gitarren (Zakk Wylde lässt grüßen), druckvolles Drumming und vor allem ein Sänger, der gerne nach Chris Cornell klingt, ohne dabei zum bloßen Kopisten zu verkommen. Über allem hängt schließlich dieses typische, düster-melancholische Grunge-Feeling der Marke Alice In Chains. Insgesamt ergibt das eine Formel, die in den 50 Minuten Spielzeit immer wieder aufs Neue ihre Stichhaltigkeit beweist.
Da hätten wir zum einen nämlich kraftvolle Rocksongs der Marke "Darkened Glow" oder "Home", die allesamt mit packenden Riffs sowie Melodien zum Niederknien überzeugen. Gekonnt wird hier mit Emotionen gespielt. Auf gewaltige Soundwände folgen plötzlich ruhige Einspieler, die sich daraufhin wieder bedrohlich aufschaukeln. Gianni Pontillo singt durchgängig wie ein junger Gott: Sein außergewöhnliches Organ wird mit abgrundtiefen Growls genauso fertig wie mit schrillen Schreien und zerbrechlichen Nuancen. So was nennt man wohl einen Allrounder.
Mit Rocksongs ist bei Pure Inc. aber lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, denn das entzückte Ohr entdeckt auch wesentlich Härteres. "The End", "Evenmore" drücken einen gleich zu Anfang gnadenlos an die Wand, und dass "Serenade Of Aggression" seinem Titel in allen Belangen gerecht wird, dürfte sowieso klar sein. Aber auch "Drowning In Your Blood", "Won't Get Back" sowie "The Last Remaining Song" warten mit Elementen auf, die drohen, sämtliche Nackenwirbel in Mitleidenschaft zu ziehen. So nehmen Brecher-Songs also den größten Teil von "Parasites And Worms" ein.
Dem gegenüber stehen dann zu guter Letzt noch zwei (Halb-) Balladen, die das Album bestens abrunden. "Carrie's Alone" und "Dead Calling" zeigen den Vierer von seiner gefühlvollen Seite, die genauso über jeden Zweifel erhaben ist wie die härteren Parts.
Alles in allem hat man es hier also mit einer Rockscheibe zu tun, die es versteht, moderne und klassische Sounds gekonnt zu vereinigen. Fans aus den Lagern von Grunge, Hardrock und modernerem Metal kommen hier gleichermaßen auf ihre Kosten und können somit unter dem Etikett Pure Inc. problemlos vereinigt werden. Ich möchte Interessenten vor allem die Kabinettstückchen "The End", "Serenade Of Aggression", "Carrie's Alone", "Home" und "Won't Get Back" wärmstens ans Herz legen. "Parasites And Worms" liefert nämlich musikalische Gefühlsausbrüche im Sekundentakt, die jedem Rock-Fan das Wasser in die Augen treiben sollten. Hier regiert ausnahmslos große Songwriting-Kunst, die sich trotz ihrer großen Eigenständigkeit hier und da mit den besten Versatzstücken eingangs erwähnter Referenzen schmückt.
Neben der regulären, elf Tracks umfassenden Version erscheint "Parasites And Worms" übrigens auch als limitierte Edition, die zusätzlich die beiden Stücke "Immigrant Song" und "One Minute On Earth" enthält. Schnelles Zugreifen lohnt sich also! Ob es sich bei ersterem um ein Led-Zeppelin-Cover handelt, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
Line-up:
Gianni Pontillo (the throat)
Sandro Pellegrini (guitar)
Ueli 'Hoffi' Hofstetter (bass)
Dave Preissel (drums)
Tracklist |
01:The End (3:35)
02:Evenmore (3:44)
03:Serenade Of Aggression (4:37)
04:Carrie's Alone (4:33)
05:Drowning In Your Blood (4:36)
06:Darkened Glow (3:59)
07:Home (5:45)
08:Raise Hell (3:40)
09:Dead Calling (3:52)
10:Won't Get Back (3:39)
11:The Last Remaining Song (7:13)
|
|
Externe Links:
|