Pure Prairie League / All In Good Time ...
All In Good Time ... Spielzeit: 45:35
Medium: CD
Label: Drifter's Church, 2006
Stil: Country-Rock-Pop

Review vom 19.11.2006


János Wolfart
Die alten Country Rock-Helden melden sich zurück! Pure Prairie League (PPL) waren mit ihren hervorragenden ersten beiden Scheiben aus dem Jahre 1972 eine der stilbildenden Bands des Genres, bevor sie sich ab Mitte der 70er Jahre immer mehr dem Mainstream-Poprock zuwandten. 24 Jahre nach dem letzten Studioalbum erschien 2005 - als Label-Edition heuer - diese CD. Von den Gründungsmitgliedern ist immerhin Craig Fuller mit an Bord, der sowohl auf "All In Good Time ..." als auch in den Anfangstagen der führende Kopf der Band war. Mike Reilly am Bass spielte in den 70ern ebenfalls in der Band.
Apropos Anfangstage - der alte Cowboy als PPL-Logo auf dem Cover ist immer noch dabei, während vom locker-flockigen Country-Rock-Sound nur wenig ins 21. Jahrhundert transferiert wurde. Die Hälfte der Songs erinnert deutlich an den unsäglichen Weichspül-Country-Pop aus Nashville der letzten Jahre. Diese Anbiederung an den Cashville-Kommerz ist aus Business-Gesichtspunkten sicherlich verständlich, da der traditionelle Country-Rock so gut wie tot ist. Oder ist es nur eine unlogische Weiterentwicklung des alten PPL-Sounds? Aber trotzdem tut es einem weh, denn der Opener "Gettin Over You" und "Walking In My Sleep" knüpfen zunächst an die glorreichen Zeiten an, ersterer ist sogar relativ rockig gehalten. So werden beim Hörer Hoffnungen geweckt, die von den anderen Songs kaum erfüllt werden können.
PPL waren aber auch für die großartigen Gesangsharmonien bekannt (man denke nur an den Evergreen "Amie"), die auf diesem Album auch wieder zu hören sind. Fuller singt auf den meisten Songs die Leadvocals und seine angenehm gealterte Stimme besitzt immer noch diesen hohen Wiedererkennungswert, wie von den bereits erwähnten frühen Alben bekannt. Die Gitarrenarrangements sind auch schön, aber leider wird den akustischen Gitarren eine viel stärkere Präsenz als den elektrischen eingeräumt. Auch vermisse ich die längeren Jams, wie sie anno '72 auf Stücken wie "Country Song" und "Early Morning Riser" noch üblich waren. Ja, die guten alten Zeiten, die sind unwiederbringlich verloren...
Auf "Nothing Like The Lonely" und "Cajun Girl" hingegen betritt die Band Neuland: Das sind Swamp-Rocker mit Akkordeon, Dobro und weiblichen Soul-Backings. So kann man das Profil von PPL auch erweitern, Herr Fuller, Bravo! Und dass es auch traditioneller im Country-Segment geht, beweist die Truppe auf "Meant To Be". "I Sure Do Miss You Now" ist ein netter Folk-Song, der aber einzig und allein von Fullers Trademark-Stimme lebt.
Ich jedenfalls bevorzuge die alten Meisterwerke und werde im siebten Himmel von "Boulder Skies" den platten Reifen von Merle Haggard wechseln. Wer aber auch auf Pop und auf den Gesang von Fuller steht, dem sei nicht nur dieses Album, sondern auch die beiden Scheiben von American Flyer empfohlen, wo der PPL-Chef in der zweiten Hälfte der 70er tätig war.
Line-up:
Mike Reilly (basses, vocals)
Craig Fuller (electric and acoustic guitars, mandolin, vocals)
Curtis Wright (electric and acoustic guitars, vocals)
Rick Schell (drums, percussion, vocals)
Fats Kaplin (pedal steel guitar, mandolin, accordion, fiddle, washboard)
Tracklist
01:Gettin' Over You
02:I Sure Do Miss You Now
03:Don't Go Confessing Your Love
04:Walking In My Sleep
05:Nothing Like The Lonely
06:Here Tomorrow, Gone Today
07:Meant To Be
08:That Changes Everything Again
09:One Of Those Things
10:Cajun Girl
11:The Cost Of Doing Business
12:If You Could Say What I'm Thinking (live bonus track)
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