Pure Reason Revolution / Amor Vincit Omnia
Amor Vincit Omnia Spielzeit: 45:27
Medium: CD
Label: Superball Music (SPV), 2009
Stil: Alternative Pop

Review vom 13.04.2009


Markus Kerren
"Amor Vincit Omnia" ist sicherlich kein einfaches Album, aber es ist bei Weitem auch kein wirklich schwieriges. Und obwohl ihr nach dem Lesen dieses ersten Satzes wahrscheinlich genau so viel wisst wie zuvor, so hat er doch seine Berechtigung. Pure Reason Revolution wurden 2003 an der englischen Universität von Westminster gegründet und die Band ist vor allem das Baby von Jon Courtney und Chloe Alper. Bereits vor diesem neuen Album hatte man mit "Cautionary Tales Of The Brave" eine EP und "The Dark Third" das Longplayer-Debüt vorgelegt.
Nun also die zweite Langrille! Eine, mit der man die Tiefe der Musik und den künstlerischen Anspruch noch mal einige Latten höher legen wollte. Herausgekommen ist eine durchaus ungewöhnliche Mischung aus Alternative Pop, Independent, morbider Düsternis und den Zuhörer auch mal wie ein Überfallkommando anspringendes Heavy-Gitarren-Inferno.
Gewürzt mit Rhythmen, die teilweise von Samples, teilweise von echtem Schlagzeug und Bass kommen. All dies zusammengewürfelt ergibt eine seltsame Mischung aus kaltem Elektronik-Sound, zeitweise ergreifendem Gesang von Chloe und so düsterem wie auch tanzbaren Alternative Pop.
Während Jon Courtney für die Kompositionen verantwortlich zeichnet, ist Chloe Alper für die Texte, sprich das visuelle Ambiente zuständig. Auf ihre Rolle in der Band angesprochen, erklärt sie ihre Herangehensweise wie folgt: »Ich arbeite mit der Dekonstruktion und Wiederherstellung photographischer Bilder und versuche, etwas Neues und Dynamisches entstehen zu lassen, indem ich ein Ergebnis beibehalte und konserviere, das von den Lehren traditioneller und akademischer Malerei diktiert wird!«
Jon Courtneys Arbeitsweise war Folgende: »Ich war etwa sechs Monate lang rund um die Uhr im Studio. Alle anderen schauten lediglich für unterschiedliche Kleinigkeiten vorbei, aber wir sind sowieso keine Band, die gemeinsam im Proberaum arbeitet. Wir jammen mehr oder weniger am Computer. Ich denke, dass man Produktionen so am Schnellsten vorantreiben kann!« Alles klar, liebe Leser??
"Amor Vincit Omnia" ist lateinisch und bedeutet "Die Liebe überwindet Alles!". Der Albumtitel ist Programm und bestimmt somit alle acht Tracks dieser Scheibe. Wobei sich die dunklen, die melancholischen Momente und die Abgründe der Liebe stark in der Überzahl befinden. Dies gesagt, muss aber auch klar gestellt werden, dass wir es hier nicht mit einem depressiven Machwerk zu tun haben. Denn so düster und intensiv es oftmals auch zugeht, die Songs erscheinen zu keinem Zeitpunkt hoffnungslos. Vielmehr bleibt das kleine Licht am Ende des Tunnels jederzeit sicht-, ja geradezu greifbar.
Speziell wenn die fetten, metallischen Gitarren-Riffs Einzug halten, Courtneys und Alpers Vocals sehr intensiv werden und Schlagzeug sowie Bass von hinten kräftig einheizen, dann wird klar, dass die Protagonisten sich zwar intensiv mit den dunklen Seiten ihres Seelenlebens auseinandersetzen, andererseits aber auch geradezu nach Leben und dem neuen Tag schreien.
Pure Reason Revolution machen weder Gitarren-, noch Radio Pop-Musik. Sich dem Kosmos dieser Band zu nähern, ihn zu verstehen und sogar richtig zu mögen ist definitiv nur möglich, wenn man sich intensiv mit ihm befasst. Und selbst wenn danach nicht jedermann/frau zum Fan werden wird, so kommt wohl niemand wirklich daran vorbei, "Amor Vincit Omnia" einen gewissen Anspruch und Relevanz zuzugestehen.
Auch wenn mir persönlich die Scheibe etwas zu düster geraten ist, so kann ich sie, bzw. den Grund-Tenor dennoch sehr gut nachvollziehen. Im Promotion-Zettel werden alte Lieben zu Depeche Mode angesprochen, die man ansatzweise auch nachvollziehen kann. Aber im Prinzip haben Pure Reason Revolution hier schon ihr ganz eigenes Süppchen am Kochen! Verschroben, schön, anspruchsvoll und in der Schwergewichts-Klasse der Pop Musik einzustufen.
Line-up:
Jon Courtney (vocals, keyboards, guitars)
Chloe Alper (vocals, bass, keyboards)
Jamie Wilcox (vocals, guitars)
Paul Glover (drums)
Tracklist
01:Les Malheurs
02:Victorious Cupid
03:Keep Me Sane/Insane/Apogee/Requiem For The Lovers
04:Deus Ex Machina
05:Bloodless
06:Disconnect
07:The Gloaming
08:AVO
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