Neues aus dem Hause InsideOut. Diese Formation aus London, exakt vier Männer und eine Frau, nennen sich Pure Reason Revolution und legen uns ihr Debüt-Album "The Dark Third" vor. Und doch stelle ich mir die Frage, ob dies wirklich ein Album-Erstling ist. Da gibt es nämlich noch "Cautionary Tales For The Brave" aus dem Jahr 2005. Betrachtet man sich die jeweiligen Tracklists, stellt man Überschneidungen fest. Da der 2005er-Release lediglich vier Stücke beinhaltete, es sich wohl um eine UK- bzw. US-Version handelte und "The Dark Third" nun ein Konzeptalbum ist, drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass Pure Reason Revolution das bereits vorhandene Gerippe musikalisch aufgemotzt und ergänzt haben. Jetzt gibt es also eine offizielle deutsche Version, die mit einem modifizierten Artwork und einer fünf Tracks umfassenden Bonus-CD auf den Markt kommt.
Musikalisch kommt die Angelegenheit aus dem Bereich des New Art Rocks, wobei die im Waschzettel attestierten Ähnlichkeiten, gerade zu Bands wie The Mars Volta oder Muse, von mir nicht zu erkennen sind. Vielmehr haut besonders der instrumentale Opener "Aeropause" in Pink Floyd'scher-Manier so richtig in die Kerbe. Dabei gibt es Atmosphäre satt. "Goshens Remains" serviert uns erstmals Gesänge. Da gibt es zu sanften und schönen Melodien eine wunderbare Stimme von Cloe Alper, die sich im weiteren Verlauf mit Jon Courtney ergänzt. Dabei entstehen mehrstimmige Gesangsstrukturen, die einen eigentlichen Leadsänger entbehrlich machen.
Pure Reason Revolution scheinen ihren eigenen Stil entwickelt zu haben. Deswegen sind großartige Vergleiche eigentlich nicht nötig, diese geben jedoch genügend Hinweise, wer sich von diesem Scheibchen angesprochen fühlen könnte. Die Gitarrenarbeit ist an einigen Stellen rockig und somit sehr griffig und ohne zu sehr mainstream zu wirken, schrauben sich die Arrangements in die Gehörgänge des geneigten Hörers.
Inhaltlich drehen sich die verarbeiteten Stories um Traum und Schlaf, entsprechend geht es auch psychedelisch zu. Der Ursprung und die Deutung dieser Phänomene dienten als Inspirationen. Während die ersten drei Songs in einem angenehmen Rutsch vorüber gehen, schlägt der Longtrack "The Bright Ambassadors Of Morning" wirklich richtig geil zu Buche. Effekte über Effekte, und dazu alle Stärken dieser Band in einem Stück, machen die Sache so richtig interessant. Logisch, wie so oft nichts für nebenbei, sondern vielmehr ist dies eine Einladung auf eine musikalische Entdeckungsreise mit komplexen Klanggebilden.
Die Band bezeichnet es zusätzlich als eine Rebellion gegen modischen 'Drei-Akkorde-Quatsch'. Na ja, auch da finden wir den einen oder anderen Ohrenschmaus, auch wenn sich dieser außerhalb jeglicher Prog-Gefilde befindet. Aber stimmt schon, der andauernde Musikspaß verfliegt hier bei weitem nicht so schnell und das ist ja auch mit ein Grund, warum wir immer wieder auf der Suche nach fortschrittlichen Sounds sind. Für diese zeichnet auf "The Dark Third" übrigens Paul Northfield als Produzent verantwortlich, der schon mit Gentle Giant, Rush und Porcupine Tree erfolgreich gearbeitet hat.
Hört man sich das gesamte Album von Beginn bis zum Ende mit dem abschließenden "He Tried To Show Them Magic/Ambassadors Return" an, so wird einem hier wirklich ein aufgehendes Konzept geboten. Bemerkenswert gut für ein Debüt, wie ich finde, und ein echter Tipp in der Summe der Neuerscheinungen.
Line-up:
Cloe Alper (vocals, bass)
Andrew Courtney (drums, percussion)
Jon Courtney (vocals, guitars, programming, keyboards, bass)
James Dobson (keyboards, programming, violin, vocals, bass)
Greg Jong (guitars, vocals, keyboards)
Jamie Willcox (guitars, vocals)
Tracklist |
01:Aeropause (5:06)
02:Goshens Remains (5:44)
03:Appentrice Of The Universe (4:16)
04:The Bright Ambassadors Of Morning (11:56)
05:Nimos & Tambos (3:44)
06:Voices In Winter/On The Realms Of The Devine (6:34)
07:Bullitts Dominae (5:22)
08:Arrival/The Intention Craft (8:53)
09:He Tried To Show Them Magic/Ambassadors Return (13:15)
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