Bock auf Rock? Auf jeden Fall. Jeder, der bei der neuen Langrille "Arrogance" von Pussy Sisster etwas anderes angenommen hätte, wäre eines besseren belehrt worden; Germany's Sleaze-Hoffnung Nummer eins kann es immer noch.
Die 2002 als Sleaze Rocker gegründeten Pussy Sisster (allein der Name weckt hinsichtlich der Stilrichtung treffliche Assoziationen) haben jetzt mit "Arrogance" bereits ihre fünfte Veröffentlichung aufgelegt. Bereits beim Debüt aus dem Jahr 2010 wurden die Wegweiser auf puren, straighten Rock ausgerichtet. Diesen Weg haben sie mit allen Folgealben konsequent eingehalten.
Klar wird nichts neu erfunden, aber das hat sicher auch niemand erwartet, da das Genre definiert und zum Teil auch schon ausgereizt ist. Was ansteht, ist Frische, Vitalität und Rockpower. Wichtig ist, nicht im Old School abzusinken und endlos abgedroschene Lyrics und Riffs zu produzieren. Diesem Klischee ist die Truppe, auch nach einigen Besetzungswechseln, glücklicherweise entkommen. Partymucke und Spaß bieten die Pussys mit ihrem Vollgas-Rock vom ersten bis zum letzten Track. Ausgenommen davon sind einige melodisch angehauchte Klänge, wie dem Sinatra-Cover "My Way", unvergessen hier die wohl berühmteste Version von Sid Vicious, einem Glanzstück aus der Punk Ära und "Memories", das an die Blütezeit des Glam Metal erinnert.
Poison lassen ebenfalls grüßen und bei der allgemeinen Zielrichtung haben wohl Mötley Crüe im besten 80ies-Glam/Sleaze-Metal die Nase vorn. Sänger Alex ist gesanglich nach wie vor im besten Vince Neil-Stil aktiv.
Gleich zu Beginn legen die Süddeutschen mit dem Kracher "Monster" einen fulminanten Start hin, straight und rockig in einer mitreißenden coolen Mischung. Auffällig ist, dass der Sound deutlich fetter geworden ist. Dies fällt bei "No Way Out" auf und kommt besonders dem neu eingespielten "Freak Show" zu Gute, das in seiner ersten Version, jetzt im direkten Vergleich, etwas mager wirkt. Der Sound hat deutlich an Intensität zugenommen - auch dadurch erkennbar, dass die Instrumente einen echten Reifeprozess erkennen lassen. Die Weiterentwicklung hat auch den Leadsänger Alex 'Sex' Nad eingeholt, denn ohne dessen vokale Steigerung hätte eine Ballade wie "Legends Never Die" oder "Memories" im Besonderen, nicht diesen gnadenlosen Ohrwurmcharakter erhalten, der diesen Song zu einem absoluten Hinhörer macht.
Der immer schon vorhandene Partycharakter ist glücklicherweise erhalten geblieben und macht "Arrogance" mit seinen zahlreichen Querverweisen zu einer echten Gute-Laune-Scheibe, die wieder diesen typischen Pussy-Zauber entfaltet.
Der Titeltrack kann seinen rotzigen Charme mit markanten Refrains als lockeren Groover präsentieren und wird nur noch von "Rock Now" überholt, dem Track, der mit durchdachten Melodien sofort zündet und wahrscheinlich durch den Wegfall des Haltbarkeitsdatums in die Bandgeschichte eingehen wird.
Das Album hat den Vorteil, dass es durch seine solide Machart niemals langweilig wird und vermittelt durch die Sleaze-Elemente Authentizität und Glaubhaftigkeit.
Das macht "Arrogance" zu einer hörenswerten Rockscheibe, die sicherlich von Genrefans mit Genuss konsumiert werden wird, aber leider auch einen Hauch zu konstruiert klingt.
Aber nicht jedes Album kann über wahnsinnige Innovationen verfügen, wenn die Zielrichtung schon im Vorfeld eingegrenzt wurde. Auf jeden Fall steckt genug Spielfreude und Spaß darin, damit echte Ohrenfreundlichkeit garantiert werden kann.
Line-up:
Alex 'Sex' Nad (vocals)
Vince Voltage: (lead guitar)
Coma (bass)
Sven Fischer (drums)
Tracklist |
01:Monster
02:No Way Out
03:Freak Show
04:Memories
05:Rock Inferno
06:Arrogance
07:Take Two
08:Legends Never Die
09:Rock Now
10:Vampires
11:My Way (Bonus Track)
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