The Pussywarmers / My Pussy Belongs To Daddy
My Pussy Belongs To Daddy Spielzeit: 34:51
Medium: CD
Label: Voodoo Rhythm Records (Cargo Records), 2009
Stil: Folk Punk

Review vom 10.08.2009


Markus Kerren
Die Schweiz ist doch tatsächlich immer für eine Überraschung gut! Und egal ob positiv oder negativ - auf jeden Fall meist außergewöhnlich! Nun hat das eidgenössische Label Voodoo Rhythm Records eine junge Truppe aus Lugano unter Vertrag genommen, die gleich schon mal mit ihrem Namen - The Pussywarmers und dem Titel ihres Debüts, "My Pussy Belongs To Daddy", voll auf die Kacke haut. Dazu das Cover, das Foto einer oberkörperfreien Dame mit einer Miezekatze im Schritt auf einem Wohnzimmer-Sessel posierend... macht das neugierig auf die Musik? Ein gewisser (beabsichtigter) Effekt ist auf jeden Fall gegeben...
Relativ verblüfft stelle ich dann fest, dass bei der Musik der Schweizer hauptsächlich akustisch operiert wird. Dazu werden uns die Tracks mit einer gewissen Rummelplatz-Romantik präsentiert, gewalzert durch eine Stand-Trommel und Bläsern. Im direkten Kontrast dazu der stellenweise rockige, ja fast punkige Gesang von Pozzo. Bei "I Saw The Devil" wird uns ein Ausflug in die Country Musik präsentiert. Klasse Banjo, aber auch abgefahrene Bläser sind hier am Start.
Was relativ schnell deutlich macht, dass The Pussywarmers in keine musikalische Schublade passen. Der Sound und die Musik des Sextetts lässt sich vielleicht am ehesten mit Tom Waits' Achtziger-Trilogie "Frank's Wild Years" (bestehend aus den Alben "Swordfishtrombones" von 1983, "Rain Dogs" von 1985 und "Frank's Wild Years" aus dem Jahr 1987) in Verbindung bringen. Zwar nicht gesanglich, aber umso mehr bezüglich des abgefahrenen Konzeptes, der Atmosphäre und der Stimmung von "My Pussy Belongs To Daddy".
Hält sich die Truppe bezüglich der Texte hauptsächlich an die englische Sprache, so wird "Dounats" gar in deutsch vorgetragen. Daneben gibt es hier und da auch mal einen Happen französisch und italienisch.
Gute Melodien haben The Pussywarmers am Start und wenn man mit dem musikalischen Gesamt-Konzept zurecht kommt, dann kann sich dieses Debüt-Album zu einem echten Gewinner entwickeln. Die Band sieht sich selbst am meisten von den Dead Brothers beeinflusst, zu deren größten Fans sie sich zählen. Und wenn ich vorhergehend den Vergleich mit Tom Waits ins Spiel gebracht habe, so lassen sich die Schweizer keineswegs nur auf diesen Stil festnageln.
"In The Crowd" ist ein rauer, fetter Akustik-Gitarren-Rocker, erneut unterstützt von spärlichem Schlagzeug und der nach wie vor abgefahrenen Tuba. Auf "C'era Una Volta" schwanken die Protagonisten dann noch einmal um und präsentieren ihre Lyrik auf italienisch. Das Konzept bezüglich der abgefahrenen Instrumentierung ziehen The Pussywarmers gnadenlos, oder besser gesagt konsequent die gesamte Scheibe über durch.
Hier vereinzelte Tracks heraus zu heben, macht wenig Sinn, da dieses komplette (mit einer guten halben Stunde Spielzeit doch etwas kurz ausgefallene) Teil ein einzigartiger Trip in den Pussywarmers-Kosmos ist. Radio-Einsätze? Nee, sind nicht zu erwarten und waren wohl auch gar nicht erst eingeplant. Stattdessen bekommen wir 14 mehr oder weniger kurze, dafür aber interessante Titel geboten, die zu entdecken, bzw. völlig zu ergründen schon ein paar Durchläufe in Anspruch nimmt.
Der Bonus ist aber, dass dieses Unterfangen jede Menge Spaß macht und hier sowieso vom ersten bis zum letzten Ton niemals auch nur der Anflug von Langeweile aufkommt!
Für Leute, deren absolute Lieblings-Band nach wie vor Led Zeppelin ist und die daneben vielleicht gerade noch die Rolling Stones akzeptieren können, wird die hier besprochene Scheibe wahrscheinlich nichts sein.
Wer sich aber auf abenteuerlichen Pfaden befindet, der Musik von Tom Waits ab den achtziger Jahren nicht abgeneigt ist, oder ganz einfach nur mal was Neues, Abgefahrenes entdecken will, der ist hier goldrichtig! Lasst euch also nicht vom Bandnamen oder Albumtitel abschrecken, denn wo Pussywarmers draufsteht, da ist Interessantes drin!
Line-up:
Pozzo (vocals, guitar, maracas, banjo, whistle, megaphone, xylophone)
Dug (vocals, drums & percussion, scraper, tambourine)
Paime (guitar, accordion, vocals, banjo, lap steel, Wurlitzer, melodica)
Raoul (double bass, vocals)
Christoph (trumpet, trombone, tuba, concertina)
Tracklist
01:Bonjour Madame
02:Dead
03:I Saw The Devil
04:The Devil's Carillon
05:Summertime
06:I Wanna Have
07:Dounats
08:Ashes
09:In The Crowd
10:C'era Una Volta
11:My Time Has Gone
12:Bateau
13:Love You/Introduction To An Ending
14:Au Revoir Madame
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