Pyrior / Onestone
Onestone Spielzeit: 42:35
Medium: CD
Label: Setalight Records, 2014
Stil: Stoner-, Space Rock

Review vom 26.01.2015


Steve Braun
Stoner Rock kann sehr viel mehr als nur einen Wüstensturm, viel zu oft von 'heißer Luft' getrieben, entfesseln. Natürlich hat dieses staubig-trockene Flair seine Reize, genauso wie die glutvoll und zäh, einem Lavastrom gleichenden Fuzzsound-Steilwände. Die Meister ihres Fachs verstehen es allerdings, dem Stoner jede Menge Atmosphäre einzuverleiben. Man meint sich dann, durch ein Loch zwischen Zeit und Raum geschlüpft, auf dem Wüstenplaneten Arrakis wiederzufinden und - die Sinne von 'Melange' geschärft - von dieser Metaebene auf unseren Heimatplaneten zu blicken.
Das Berliner Stoner-Trio Pyrior - klassisch mit Gitarre/Bass/Schlagzeug besetzt - verfügt eindeutig über solche entrückenden Fähigkeiten. Der Presslufthammer hat überwiegend Sendepause. Somit wird also nur dann 'geplättet', wenn die Stimmungslage des Songs dies erfordert. Pyrior zeigen vielmehr ein untrügliches Gespür für Atmosphäre und Melodie. Man beschränkt sich hierbei keineswegs auf die Gitarrenparts, sondern ein oftmals extrem 'angefuzzter' Bass und variabel schepperndes Schlagwerk schrauben genauso verantwortungsvoll am Stimmungsschräubchen.
Die Kreativität des Trios brütet dabei vorwiegend in den moderaten Passagen (bspw. "Dark Side Of Neptune", "Lunar Eclipse II"), aus denen sich dann - wie selbstverständlich - wahlweise groovige Rhythmen, kantige Melodieführungen oder explosive Vorschlaghammer-Salven herausschälen. Auch wenn erneut, wie bei der Debüt-EP "Pulsar" und dem Vorgänger Oceanus Procellarum, (weitgehend) auf Gesang verzichtet wurde, vermisst man dahingehend nicht das Geringste!
Okay, diesmal hat Pyrior erstmals einem Stück, dem Titelsong, den Gesang von Ster und Low verpasst, setzt diesen hier allerdings nur als zusätzliche Klangfarbe ein. Diese Passagen sind aus diesem Grund stark in die Kulisse gedrängt worden; den Text versteht man kaum, was ganz sicher genau so gewollt ist. Sicherlich ein gelungenes Experiment, selbst wenn es zukünftig für meinen Geschmack - wie auf "Onestone" - nur sehr gezielt eingesetzt werden sollte.
Stoner Rock ist - wie schon angeführt - nur das Fundament der Musik von Pyrior. Aus diesem treiben Space- und Psychedelic Rock kunterbunte Blüten. Es ist gerade diese Vielfalt in den Arrangements, die die Berliner von anderen Stoner-Kapellen abhebt. Während der knappen Dreiviertelstunde "Onestone" kommt nicht eine Sekunde Langeweile auf. Alle acht Songs verfügen über Biss, Grip, wärmendes Feuer, aber auch 'chilliges' Potenzial - sie sind allesamt wunderbar goutierbar. Am nachdrücklichsten haben sich drei der stimmungsvollsten Nummern - "Arakis", "Dark Side Of Neptune" und "Lunar Eclipse II" - bei mir eingefräst.
Genau so stelle ich mir faszinierende Instrumentalmusik vor: dramatisch, atemberaubend, mitreißend, überwältigend, aufrüttelnd. Mit "Onestone" legen Pyrior das Gesellenstück ihrer noch relativ jungen Karriere vor und qualifizieren sich damit eindeutig für höhere Weihen. Vergleiche mit Grandloom oder gar Atomic Bitchwax braucht dieses Trio gewiss nicht zu scheuen. Lasst den Stein ruhig weiterrollen... es dürfen auch gerne mehr als nur einer sein!
Line-up:
Max Appeal (guitars)
Toa Ster (bass, vocals - #2)
Dan Low (drums, second vocals - #2)
Tracklist
01:Sphere (4:45)
02:Onestone (4:13)
03:Arakis (6:31)
04:Dark Side Of Neptune (3:13)
05:Sunrise (5:28)
06:Wolfsend (7:10)
07:Surface Tension (5:27)
08:Lunar Eclipse II (5:08)
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